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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Leichtes, in Haselegners Mienenspiel zu lesen. Er nickte zufrieden und klopfte seinem Geschäftspartner auf die Schulter. »Dann sind wir uns wieder einmal einig. Ich räume dir auch diesen Stein aus dem Weg und erhalte dafür eine hübsche Summe. Aber da ich in der nächsten Zeit einige größere Ausgaben habe, muss ich mir doch noch ein paar Handelszüge genauer ansehen. Du könntest dich nützlich machen, denn bei Antscheller dürftest du so mancherlei erfahren.«
    »Ihr wollt also weiterhin …« Haselegner brach ab und sah sich angespannt um. Doch niemand schien auf sie zu achten.
    »Natürlich will ich!« Gigging beugte sich zu Haselegner hinüber und sprach leise weiter. »Sonst denken die Leute womöglich noch, die Oberländer Bande gäbe es nicht mehr. Außerdem bekommst du wie immer deinen Anteil. Du nennst uns lohnende Ziele, wir erledigen die Arbeit – und schon bist du um etliche Gulden reicher.«
    Haselegner ruckte auf der Bank hin und her. Anders als früher hatte er ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Anfangs hatte er die Hilfe des Ritters ebenso gebraucht wie die Waren, die dieser ihm aus der Beute überlassen hatte, um sein wankendes Handelshaus wieder auf ein festes Fundament zu setzen. Nun aber fragte er sich, ob Leibert möglicherweise Verdacht geschöpft hatte. Welchen Grund mochte es sonst geben, dass der Mann sich so vehement gegen eine Ehe zwischen ihm und Veva ausgesprochen hatte? Doch wenn Leibert etwas herausgefunden hätte, wäre er mit seinem Wissen gewiss zu den Münchner Ratsherren oder gar direkt zum Herzog gegangen. Außerdem war er stets so vorsichtig gewesen, die Ware nicht an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort auf den Markt zu bringen. Diesmal benötigte er seinen Anteil an Giggings Beute mindestens ebenso dringend wie am Anfang ihrer Bekanntschaft, denn seine überstürzte Flucht aus München, die, wie er gerade erfahren hatte, gar nicht nötig gewesen war, hatte ihn einige Geschäftsverbindungen gekostet. Überdies musste er Antscheller an seinen Gewinnen beteiligen.
    Entschlossen, sich so bald wie möglich aus dieser Abhängigkeit zu befreien, blickte er Gigging an. »In drei Tagen wird ein Handelszug Innsbruck durchqueren. Er ist für die Messe in Leipzig gedacht und führt wertvolle Waren mit sich. Zehn Bewaffnete beschützen ihn, und auch die Fuhrknechte sollen fest zulangen können. Ich fürchte, dieser Happen dürfte etwas zu groß für Euch sein.«
    »Das werden wir sehen!« Eine Warenladung, die für Leipzig bestimmt war, versprach reiche Beute, und die wollte Franz von Gigging sich nicht entgehen lassen. »In drei Tagen sind sie hier, sagst du?« Der Ritter setzte noch einmal vier Tage hinzu, bis der Wagenzug die Gegend erreichte, in der ein Überfall Aussicht auf Erfolg hatte. Die Zeit reichte aus, um seine Bande zusammenzurufen. Daher klopfte er Haselegner freundschaftlich auf die Schulter und forderte ihn auf, ihm mehr über die Fracht und ihre Begleiter zu berichten.

13.
    F ür Veva war der Abschied aus ihrer Heimatstadt noch schmerzlicher als jener vor der Reise nach Innsbruck. Damals hatte sie wenigstens in einer Sänfte sitzen können und erst den Heimweg im Sattel zurücklegen müssen. Nun hockte sie wieder auf einem Maultier, das diesmal der Schwab am Zügel führte, und kämpfte mit ihren Erinnerungen. Da war der Gedanke an ihren Bruder, den sie so schmerzlich vermisste, und an den Vater, der sie zwar liebte, aber nie wirklich ernst genommen hatte. Zu ihrer Erleichterung hatte er wenigstens Hein und dessen Familie auf dem Hof in Pewing gelassen, so dass diese nicht auf der Landstraße verderben mussten. Auch um sie schien er sich zu sorgen, denn zu ihrem Schutz begleiteten zwei Stadtknechte ihren Zug, und auf Befehl ihres Vaters hatte sie sich außerdem dem Augsburger Ratsboten Korbinian Echle angeschlossen. Nun ritt sie hinter dessen Frachtwagen her und wusste nicht, ob sie sich über die gemächliche Reise ärgern oder sich freuen sollte, weil sich ihre Ankunft in Augsburg deswegen um einen Tag verzögern würde.
    Anders als sie nahm der Schwab jede Gelegenheit wahr, mit Echle zu reden und diesen über Augsburg und die bedeutendsten Bürger dort auszufragen. Bislang hatte er die Reichsstadt am Lech nur ein Mal besuchen können und sie schier für ein Paradies gehalten. Daher freute er sich doppelt, Veva begleiten zu dürfen. Außerdem hatte sein Herr ihm einen besonderen Auftrag erteilt, von dem niemand etwas wissen durfte, am wenigsten die Zöllner

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