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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dann war er die hochnäsige Bürgertochter los.

14.
    V evas Unmut schwand, als sie gegen Mittag des nächsten Tages die Türme Augsburgs jenseits des Lechs auftauchen sah. Die Stadt war weitaus größer, als sie es trotz Echles Lobpreisung erwartet hatte, und stellte München sowohl von ihrer Ausdehnung wie auch von der Pracht ihrer Gebäude her weit in den Schatten. Vor allem aber war Augsburg wehrhaft. Eine mächtige Mauer mit unzähligen Türmen umgab die Stadt und zeigte deutlich, dass die Bürger bereit waren, ihre Reichsfreiheit gegen jedermann zu verteidigen, mochte es nun der Herzog von Bayern sein oder der Fürstbischof des Hochstifts Augsburg.
    Als sie die Brücke über den Lech passiert hatten und sich dem Friedberger Tor näherten, empfand Veva eine so starke Anspannung, dass sie innerlich zitterte. Aber dies hatte nichts mit Ernst zu tun. Zum ersten Mal in ihrem Leben kam sie in eine fremde Stadt, und diese übertraf tatsächlich alles, was sie bisher gesehen hatte.
    Die Torwächter kannten Echle und ließen ihn passieren. Ihr aber vertrat ein Kriegsknecht den Weg. »Woher und wohin?«, fragte er in einem eigenartigen Dialekt.
    »Dies ist Frau Genoveva Rickinger, die Gattin von Ernst Rickinger, der bei dem ehrenwerten Herrn Jakob Fugger weilt«, stellte der Schwab sie vor.
    Der Name Fugger wirkte wie ein Schlüssel, denn der Mann trat zurück und winkte Veva weiterzureiten.
    Während sie dem Torwächter freundlich zunickte, atmete der Schwab innerlich auf. Er hatte schon befürchtet, dass er den Kreditbrief vorzeigen müsse, den er unter seinem Hemd versteckt bei sich trug, um zu beweisen, dass sie auf dem Weg zu Jakob Fugger waren. Dies hätte Leiberts Absichten jedoch widersprochen, denn von seinen Geschäften in Augsburg sollte nichts an die Öffentlichkeit dringen.
    Erleichtert eilte er hinter Echle her, der ein Stück weiter auf sie gewartet hatte, und sah zu diesem auf. »Kannst du uns zu Fuggers Haus führen? Ich kenne mich hier nicht aus.«
    Echle winkte ab. »Keine Sorge! Du findest hier genug Leute, die dich hinbringen können. Ein Kreuzer oder zwei tun Wunder. Ich habe keine Zeit, denn ich muss eilige Waren und Briefe abliefern.«
    Der Frächter wollte nicht zugeben, dass er bei Fugger nicht gerne gesehen wurde. Daher winkte er einen Gassenjungen heran und wies auf Veva. »Die Frau will zu Fuggers Haus. Du kannst dir einen Groschen verdienen, wenn du ihr den Weg zeigst!«
    »Einen ganzen Groschen?« Der Junge sah Veva fragend an und grinste, als diese nickte.
    »Einen ganzen Groschen!«, erklärte sie, öffnete ihren Beutel und holte die Münze heraus.
    »Gebt sie ihm nicht, bevor wir am Ziel sind. Sonst steckt der Bursche sie ein und verschwindet«, warnte der Schwab.
    Das hatte Veva auch nicht vor. Sie zeigte dem Jungen das Geldstück, hängte ihre Börse wieder an den Gürtel und behielt den Groschen in der Hand. »Nun, was ist?«
    Der Junge, der genauso abgerissen aussah wie die Gassenbuben in München, setzte sich in Bewegung. »Folgt mir!«, rief er ihr zu, behielt sie aber scharf im Auge, um zu sehen, ob sie das versprochene Geldstück wieder wegsteckte. Sie wusste jedoch, wie sie ihn bei Laune halten musste, und ließ die Münze immer wieder zwischen den Fingern aufblitzen.
    Er führte sie zu einer Straße, die sich beinahe schnurgerade von Nord nach Süd erstreckte und so breit war, dass Veva aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. In München hätte man in ihrer Mitte noch eine Häuserzeile errichtet, doch hier in Augsburg schien man verschwenderisch mit dem Platz umzugehen. Das war auch gut so, dann es gab so viel Verkehr, dass der Schwab mit dem Maultier entgegenkommenden Karren, Reitern und Fußgängern ausweichen und die Geschwindigkeit den Menschen anpassen musste, die vor ihnen gingen. So blieb Veva genug Zeit, die prachtvoll bemalten Fassaden zu betrachten. Auch in München gab es einige bunt bemalte Gebäude, doch die gehörten entweder reichen Patriziern oder Edelleuten am Herzoghof.
    Vevas Erstaunen wuchs, als der Junge vor einem großen Gebäude anhielt, dessen Besitzer es sich offensichtlich leisten konnte, die besten Maler und Maurer zu beschäftigen.
    »Dies ist das Heim der Fugger«, erklärte der Junge und streckte fordernd die Hand aus.
    Bevor Veva ihm die Münze zuwerfen konnte, machte der Schwab eine mahnende Geste. »Ich will zuerst sehen, ob wir hier richtig sind, Herrin. Das Haus sieht mir arg prächtig aus für einen Kaufmann.«
    Damit hatte der Knecht

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