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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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des Herzogs. Auch hatte Leibert ihm streng verboten, sich Veva anzuvertrauen, da Weiber nun einmal von Natur aus schwatzhaft seien und Geheimnisse nicht für sich behalten könnten.
    Zwar glaubte der Schwab nicht, dass Veva etwas ausplaudern würde, dennoch befolgte er den Befehl seines Herrn und schwieg ihr gegenüber. Stattdessen genoss er das Gespräch mit dem Ratsboten, der seine Heimatstadt in schillernden Farben beschrieb.
    Auch Veva lauschte Echles Beschreibungen. Dem Willen ihres Vaters zufolge würde sie etliche Monate, vielleicht sogar Jahre in Augsburg leben müssen. Da war es gut, wenn sie schon im Vorfeld ein wenig Bescheid wusste. So ganz aber traute sie den herrlichen Bildern nicht, die Echle ausmalte. Schließlich lebten auch in Augsburg nur Menschen und keine Heiligen. Es sprach nichts dafür, dass es ihr dort besser als in München ergehen würde.
    Als sie eine diesbezügliche Bemerkung zu Echle machte, winkte der Ratsbote lachend ab. »Mit Augsburg könnt Ihr die muffige Residenzstadt des bayrischen Herzogs nicht vergleichen. Meine Heimatstadt ist viel größer und reicher, dort gibt es alles zu kaufen, was das Herz begehrt. In Augsburg muss auch niemand in Sack und Asche herumlaufen, weil der Landesherr es ihm befiehlt. In meiner Stadt haben die Bürger das Sagen, und wenn die sich in Samt und Seide kleiden wollen, tun sie es auch. Dort kann man Pelze tragen, wie es einem gefällt, die kostbarsten Düfte erwerben und auch Salben, die der Schönheit der Frauen schmeicheln. Ihr werdet sehen, Augsburg, das ist das Leben!«
    »Das sage ich auch immer«, fiel der Schwab mit leuchtenden Augen in die Lobpreisung ein. »Nur schade, dass ich nicht dort bleiben kann, sondern wieder nach München zurückkehren muss.«
    Der Knecht seufzte, während Veva ein bitteres Gefühl im Mund spürte. »Wenn du wieder nach Hause gehst, bin ich in Augsburg ganz allein!«
    Sie berührte damit einen Punkt, der auch dem Schwab auf der Seele lag. Eigentlich hätte es sich für Leibert gehört, seiner Tochter eine Aussteuer und auch eine Magd mitzugeben. Stattdessen hatte er Veva nur mit dem Allernotwendigsten an Kleidung versehen. Wahrscheinlich hatte der Brief des Herrn Fugger zu drängend geklungen, entschuldigte er seinen Herrn.
    »Dein … äh, Euer Ehemann wird gewiss eine Magd für Euch in Dienst nehmen«, sagte er, um sie zu trösten.
    Bislang hatte der Schwab mit Veva geredet wie mit seinesgleichen. Aber nun, da sie die Ehefrau eines Bürgersohns war, wollte er sich der nötigen Achtung befleißigen. Dies war auch notwendig, weil sie in eine fremde Stadt kamen und dort niemand annehmen sollte, Veva mache sich mit dem Gesinde gemein.
    »Ich brauche keine Magd!« Vevas Stimme klang schroff, denn sie wollte keine Frau um sich, die Ernst für sie ausgesucht hatte. Wahrscheinlich würde so ein Weib mehr ihm zu Diensten sein müssen als ihr, und sie hatte nicht die Absicht, seine Bastarde in ihrem Haushalt aufzuziehen.
    Der Schwab begriff, was sie meinte. Zwar glaubte er nicht, dass Ernst Veva im eigenen Haushalt beschämen würde, denn er hatte sich von den Mägden im Haus seines Vaters ferngehalten. Doch er wollte sich nicht Vevas Unmut zuziehen, indem er ihren Mann verteidigte.
    »Wie lange dauert es noch, bis wir in Augsburg sind?«, fragte er ihren Führer.
    Echle blickte sich kurz um. »Morgen um die Zeit habt Ihr dort bereits gespeist. Wisst Ihr schon, wo Ernst Rickinger seinen Haushalt einrichten will?« Diese Information war wichtig für ihn, da er sich bei Fugger nicht sehen lassen durfte. Dabei gab es so vieles, worüber er mit Ernst reden wollte. Immerhin hieß es, Doktor Martin Luther werde die Stadt persönlich aufsuchen, um mit einem päpstlichen Emissär zu verhandeln.
    Zu seinem Leidwesen schüttelten beide den Kopf. »Ich weiß nur, dass er bis jetzt im Haus des Herrn Fugger wohnt. Welche Pläne er verfolgt, ist mir nicht bekannt«, erklärte Veva und ärgerte sich gleichzeitig, weil weder ihr Vater noch Ernst es für nötig erachtet hatten, ihr mitzuteilen, wo sie in Augsburg leben würde.
    Echle begriff, dass er vor Vevas Ohren kein gutes Wort über deren Ehemann verlieren sollte, und bedauerte seinen Freund. Zwar hatte Ernst eine schöne Frau geheiratet, doch wie es schien, hatte diese ein Herz aus Stein. Dass sein Freund mit ihr glücklich werden würde, bezweifelte er. Daher war er am Abend erleichtert, als sie Friedberg erreichten. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis Augsburg, und

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