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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte, verblüffte ihn diese Antwort. »Ich habe auch zweitausend gesagt«, wiederholte er, um den anderen daran zu hindern, das Gespräch abzubrechen.
    »Das klingt schon besser«, sagte dieser zu seiner Erleichterung.
    »Du musst mich dafür nur des Nachts hier herausholen und mir zeigen, wie ich in die nächste Stadt komme!«
    »… und dann schlägt mein Herr mir den Kopf ab. Das wäre ein schlechtes Geschäft.«
    »Du kannst mit mir mitkommen. In München bekommst du dein Geld«, rief Ernst verzweifelt.
    »… oder werde dort von den Stadtknechten verhaftet und auf Befehl des Richters auf die Streckbank gelegt, um zu erzählen, was ich sonst noch weiß. Nein, mein Guter, so werden wir zwei nicht handelseinig!«
    Der Mann tastete jetzt nach dem Krug, um auch diesen an sich zu nehmen. Da packte Ernst ihn am Arm und hielt ihn fest. »Bei unserem Herrn Jesus Christus, bitte hilf mir! Ich schwöre dir bei meiner Seligkeit, der meines Weibes und der meines ungeborenen Kindes, dass du die zweitausend Gulden erhalten wirst und frei überall hingehen kannst, wohin du willst!«
    Sein Bewacher riss sich mit einem ärgerlichen Laut los, schlug die Klappe zu und verriegelte sie. Dann vernahm Ernst ein höhnisches Lachen. »Jetzt kannst du einen Tag lang hungern und dürsten, denn von mir bekommst du heute nichts mehr. Wenn du das nächste Mal so ein Angebot machst, dann zähle mir die zweitausend Gulden gleich auf die Hand. Nur versprochen sind sie mir zu unsicher.« Draußen wurde es still.
    Ernst starrte auf die Klappe und trat mit den Füßen dagegen. Seine Hoffnung, auf eigene Faust freizukommen, war zerronnen. Weder konnte er die Kerle überwältigen, die seinen Eimer ausleerten, noch sich in eine Spinne verwandeln und durch das Luftloch hinausklettern. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass das Lösegeld für ihn bald bezahlt wurde.
    »Veva wird es gewiss tun«, versuchte er sich Mut zu machen. Doch je mehr Tage verstrichen, umso weniger glaubte er daran, jemals wieder in Freiheit zu gelangen.

16.
    B enedikt Haselegner kehrte zufrieden nach Hause zurück. Zwar war es ihm auch diesmal nicht gelungen, Veva zu einer eindeutigen Heiratszusage zu bewegen, dafür aber verließ sie sich in geschäftlichen Dingen immer mehr auf seinen Rat. Außerdem hatte er in der Nachbarschaft und auch bei Mitgliedern des Äußeren und Inneren Rates angedeutet, dass er und Veva nach der Geburt ihres Kindes zu heiraten gedächten. Nicht zuletzt deswegen sah er seine Position als ungefährdet an und dachte an nichts Böses, als sein Hausknecht ihm mitteilte, dass ein Gast erschienen sei.
    »Na, um wen handelt es sich denn?«, fragte er gut gelaunt.
    »Um den Ritter Gigging!«
    Bei dem Namen zog Haselegner die Stirn kraus. Bislang hatte er seinen Komplizen noch nicht für den Mord an Ernst bezahlt und wollte dies wegen des geplanten Venedig-Handels auch so lange wie möglich hinausschieben. Daher beschloss er, erst einmal den guten Gastgeber zu spielen und sich dann zu überlegen, wie er Gigging weiterhin vertrösten konnte.
    »Tische Wein und eine gute Brotzeit auf«, wies er den Knecht an und trat in den Raum, in dem der Ritter auf ihn wartete. »Willkommen, mein Freund!«, rief er und schloss seinen Gast in die Arme.
    Gigging ließ es geschehen, ohne die herzliche Geste zu erwidern. Dann löste er sich von Haselegner und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hatte eigentlich gedacht, du würdest auf mich zukommen. Wie du weißt, schuldest du mir einen Haufen goldener Füchse. Die, mein Freund, solltest du bald bezahlen! Zwar bin ich selbst ein geduldiger Mensch, aber meine Leute warten auf ihre Belohnung. Immerhin haben sie gute Arbeit geleistet.«
    »Darüber reden wir, wenn wir unter uns sind!« Haselegner drehte sich schnell zur Tür. Wenn nur einer seiner Knechte oder Mägde ein falsches Wort am falschen Platz fallen ließ, konnte dies fatal für ihn enden.
    Der Ritter spürte die Angst seines Gastgebers und grinste. Auf dessen Einladung setzte er sich an den Tisch, wartete, bis der Bedienstete Wein, Braten und Brot auf den Tisch gestellt hatte, und begann mit gutem Appetit zu essen. Erst als Haselegner die Türe hinter dem Knecht geschlossen hatte, kam er wieder auf den Anlass seines Besuchs zurück. »Ich hoffe, du lässt mich nicht länger warten, mein Freund. Ich müsste mir sonst mein Recht auf andere Weise holen!«
    Die Drohung war nicht zu überhören. Haselegner ärgerte sich jetzt über sich selbst,

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