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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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später zu seiner hübschen, verzweifelten Gemahlin geführt worden, doch nun hatten die Sieger den Rittersaal an sich gerissen, feierten, lachten und grölten darin. Es war dunkel, nur durch schmale Scharten drangen Sonnenstrahlen herein. Die Melodie lockte weiter, wurde zunehmend lauter und eindringlicher. Stimmen störten, doch war der Klang der Fiedel laut genug, um nicht von ihnen überdeckt zu werden. Es wurde allmählich heller, je weiter sie sich von ihrem Verlies entfernte, denn dort, wo die Musik gespielt wurde, mussten Kerzen brennen. Adelind hatte gerade begonnen, Hoffnung zu schöpfen, dass sie ungehindert zur Eingangstür gelangen und diese vielleicht einen Spalt breit aufschieben konnte, als plötzlich zwei Gestalten vor ihr auftauchten. Woher sie genau gekommen waren, vermochte sie nicht zu sagen. Sie roch unangenehmen Weinatem, sah zwei breite Oberkörper in Kettenhemden, die nach Schweiß stanken. Dann wurde sie gepackt und gegen die Wand gepresst. Eine Hand drückte ihr Kinn zusammen, zwang sie, den Kopf zur nächsten schmalen Fensteröffnung zu bewegen.
    » Das Ketzerweib! Sie wollte sich davonmachen, als wir weg waren! «
    Die Aussprache der Worte war fremd, härter und unmelodischer als das Okzitanische, aber Adelind vermochte sie zu verstehen. Ihr Verstand war kristallklar, während der Herzschlag in ihrer Brust trommelte. Der Mann ließ seine Finger über ihre Kehle hinabwandern.
    » Die ist noch jung. Gar nicht so übel. Keine solche Vogelscheuche wie das Weib, das heute in Flammen aufging. «
    Er lachte, während eine seiner Hände Adelinds Mund zudrückte. Die andere schob den Stoff ihres Gewandes hoch und krallte sich so hart um ihren rechten Oberschenkel, dass sie zu wimmern begann. Ihr linkes, noch freies Bein hob sich zu einem wütenden Tritt, doch schlug sie sich das Knie nur an eisernen Beinschienen wund. Auch ihre Versuche, dem Wachmann jene Finger abzubeißen, die er zwischen ihre Zähne gezwängt hatte, wurden von einem gepolsterten Handschuh vereitelt. Die andere behandschuhte Hand griff nun nach jener verbotenen Stelle ihres Körpers, die außer ihr bisher nur Peyres hatte berühren dürfen. Adelind bäumte sich empört auf, wurde aber von einem übermächtigen Körper noch enger gegen die Wand gepresst. Sie hörte hastigen Atem dicht neben ihrem Ohr keuchen.
    » Gaston, das dürfen wir nicht « , mahnte eine jüngere Stimme im Hintergrund. » Nicht bei den Ketzerweibern. Die haben den Dämon im Leib, der springt dann auf dich über. «
    Das Keuchen ging in ein Lachen über.
    » Den Dämon in ihr suche ich ja gerade. «
    Adelind schrie vor Zorn und Schmerz, als behandschuhte Finger sich in ihren Unterleib zwängten, doch blieb der Laut in ihrem Mund stecken. Sie schloss die Augen, sah Marcias geschundenen, blutenden Körper vor sich und dankte Gott, dass sie Peyres zuerst freiwillig gegeben hatte, was ihr nun gewaltsam entrissen werden sollte.
    » Ihr seid hier, um Gottes Werk zu tun! Nicht um zu morden und zu schänden! « , hörte sie eine klare Männerstimme in tadellosem Latein rufen. Sie dachte, dass die Männer dies wohl nicht verstehen konnten, doch reichte das Auftauchen des Sprechers, damit sie auf der Stelle losgelassen wurde. Ihre Knie gaben nach, und sie sackte zu Boden, blieb als hilfloses Bündel zwischen zwei Paar Männerstiefeln und einer langen Kutte hocken. Zum zweiten Mal an diesem Tag überkam sie der Drang, sich zu erbrechen.
    » Die wollte davonlaufen. Wir mussten sie zurückbringen! « , brummte der Mann, aus dessen Gewalt sie soeben befreit worden war, doch wagte er den hinzugekommenen Kleriker dabei nicht anzusehen.
    » Ich habe selbst gesehen, was du tun wolltest « , kam es vor Wut zischend zurück, dies nun in dem hochmütigen Französisch der Eroberer. » Verschwindet jetzt alle beide und dankt Gott, dass ich zu gnädig gestimmt bin, um euer Benehmen an höherer Stelle zu melden. «
    Beide trabten sogleich mit leicht gebeugten Schultern in den Rittersaal, doch vermeinte Adelind die Worte » elender Dreckspfaffe « zu vernehmen. Das Verschwinden der wuchtigen Gliedmaßen und Kettenhemden erleichterte ihr das Atmen. Langsam ließ der Würgereiz nach.
    » Seid Ihr verletzt, Dòna? «
    Eine schmale, gepflegte Hand streckte sich ihr entgegen. Adelind ergriff sie dankbar und wurde wieder auf die Beine gestellt. Sie wusste bereits, wer da vor ihr stand, denn sie kannte seine Stimme und die leicht fremd klingende Aussprache des Okzitanischen durch einen

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