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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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gebürtigen Spanier. Die seit ihrer letzten Begegnung vergangenen zwei Jahre hatten deutliche Spuren in Dominique de Guzmáns Gesicht hinterlassen, es war schmaler und faltiger geworden wie eine langsam vertrocknende Frucht. Noch immer trug er sehr schlichte Kleidung, anders als der Abt Arnaud Amaury, der sich zu Rosas Hinrichtung trotz aller Hitze einen mit Zobel verzierten Umhang übergeworfen hatte.
    » Ich habe diesen Männern befohlen, Euch in den kleinen Raum neben dem Verlies zu bringen « , fing er unaufgefordert alle Ereignisse zu erklären an. » Als ich Euch heute bei… als ich Euch vor der Stadtmauer zufällig erblickte, fiel mir ein, dass wir uns bereits kennen. Ich wollte nur mit Euch reden, doch war es nicht klug von mir, Euch allein diesen Männern zu überlassen. Bitte vergebt meine Gedankenlosigkeit. «
    Adelind wischte sich Tränen der Demütigung aus den Augen und versuchte, eine gefasste Miene aufzusetzen. Dominique de Guzmáns Stimme klang wieder so freundlich, beinahe schmeichelhaft wie damals in Pàmias, doch hatte die Lage sich nun völlig verändert. Sie konnte ihm ihren Zorn nicht mehr ins Gesicht schreien und musste zugeben, dass seine Güte in diesem Moment allzu wohltuend war, um höhnisch zurückgewiesen zu werden. Ihre Beine zitterten immer noch wie Espenlaub. Fast hätte sie sich Schutz suchend an die Brust ihres Retters gelehnt, doch ein letzter Rest von Stolz hielt sie davon ab.
    » Ich hatte den Raum, wo ich bewacht werden sollte, selbst verlassen, nachdem die zwei Männer fortgegangen waren « , gestand sie. » Dadurch habe ich mich in Gefahr begeben. «
    Dominiques Miene deutete keinen Ärger über ihr eigenmächtiges Benehmen an, doch entging Adelind eine feine Falte, die sich zwischen seinen Brauen gebildet hatte, nicht.
    » Es gibt keine Möglichkeit für Euch, die Grafenburg zu verlassen « , sagte er ernst. » Bitte, verschlimmert Eure Lage nicht durch unvernünftiges Verhalten. «
    Adelind wusste, dass es sie früher zur Weißglut getrieben hätte, von ihm derart zurechtgewiesen zu werden, doch nun war sie hilflos, schwach und seiner Gnade ausgeliefert.
    » Ich wollte nicht fliehen « , sagte sie wahrheitsgemäß. » Ich hörte einen Spielmann in dem Rittersaal, dessen Melodie mir bekannt vorkam, und wollte nachsehen, ob ich ihn nicht vielleicht kenne. «
    Die Wahrheit, erkannte Adelind, klang manchmal wie eine fadenscheinige Lüge. Warum sollte Dominique de Guzmán ihr glauben? Doch er verzog keine Miene, sah sie nur weiter nachdenklich und leicht betrübt an.
    » Aber das war sehr dumm von mir « , redete Adelind mit einem künstlichen Kichern weiter. » Es ist mit Sicherheit ein ganz anderer Spielmann, der das Heer der… der Kreuzfahrer begleitet. Niemand von hier. «
    » Aber doch, nun, da ich es mir überlege, er stammt in der Tat aus der Gegend « , sagte Dominique de Guzmán. Adelinds Magen verkrampfte sich, denn ihr wurde erstmals wirklich bewusst, dass Peyres da drin in diesem Saal für Rosas und Marcias Mörder musizierte.
    » Es handelt sich um einen sehr dunkelhäutigen Mann mit Kraushaar, der fast wie ein Maure aussieht « , fuhr Dominique de Guzmán auch schon fort. » Wir stießen auf dem Weg nach Bezers auf ihn, und seitdem zieht er mit uns herum. Der Graf von Leicester findet großen Gefallen an seinem Können. Dies überrascht mich, denn offen gesagt hielt ich diesen Herrn für einen zu harten Kriegsmann, um den schönen Künsten zugetan zu sein. «
    Adelind musste sich mit einer Hand am Gemäuer abstützen. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Peyres ein Verräter war.
    » Aber kommt doch für einen Moment mit hinein, Dòna « , plätscherte Dominique de Guzmáns Stimme weiter, als seien sie noch Ebenbürtige wie damals in Pàmias. » Seht Euch den Musikanten an und überzeugt Euch, ob er derjenige ist, den Ihr kennt. «
    Ohne Adelinds Einverständnis abzuwarten, schob er sie zu der Tür, die in den Rittersaal führte. Sie vermochte nur bruchstückhaft zu denken und fühlte, wie ihr der Schweiß aus den Poren rann. Vermutlich stank sie nach den Tagen in dem Verlies, aber die meisten der Ritter stanken ebenso, sodass es keinen Unterschied machte. Ihre Knie waren butterweich. Sie wollte diese Mörder und Schänder nicht unter den wundervollen, vom Vescomte de Trencavel beauftragten Bildern sitzen sehen, und vor allem wollte sie nicht erkennen müssen, dass Peyres einer von ihnen geworden war. Aber ihr fehlte der Mut, sich Dominique de Guzmán zu

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