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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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ein sauberes Leben führen im Kloster, weiter lernen und… also er meinte, ich wäre klug und könnte vielleicht einmal sogar Äbtissin werden. All dies verdanke ich Euch. «
    Zögernd streckte sie eine Hand aus und griff für einen Augenblick ins Leere, bis Adelind diese flehende Bitte um Versöhnung nicht mehr auszuschlagen vermochte. Ihrer beiden Finger vereinten sich zu einem innig festen Händedruck.
    » Bitte, Dòna, versucht am Leben zu bleiben. Es wäre sehr schade, wenn Ihr diese Welt bald schon verlasst. Ganz gleich, wer sie geschaffen haben mag, sie braucht Menschen wie Euch. «
    Adelind beugte den Kopf. Nun würgte auch sie an Tränen in ihrer Kehle. Sie hatte die domus, der sie Jahre ihres Lebens geschenkt hatte, für immer verloren. Auch der Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Peyres war wieder einmal zerstört.
    Dann sah sie plötzlich Lutz durch die Fensteröffnung springen. Hildegard packte sie sogleich am Genick, obwohl sie niemals derart grob mit ihrer Katze umgesprungen war, und schubste sie in den Korb, dessen Öffnung sie sorgfältig mit den zu diesem Zweck angebrachten Schnüren verschloss. Lutz maunzte empört und kratzte an dem Bast, während er hochgehoben und zu Mabile getragen wurde.
    » Bitte nimm sie mit « , flüsterte Hildegard. » Das Kloster kann sicher eine Mäusefängerin gebrauchen. Lutz ist an menschliche Nähe gewöhnt, und ich weiß nicht, wie lange ich sie ihr noch geben kann. Ich will sie nicht bei diesen Männern zurücklassen. «
    Mabile widersprach nicht, sondern nahm den Korb sogleich an sich. Als die Tür hinter ihr zufiel, wünschte Adelind sich nur noch, die Äbtissin von Prouille wäre in der Lage zu erkennen, welchen Gewinn sie mit einem klugen, geschickten Mädchen wie Mabile machte.
    Zwei weitere Tage vergingen, ohne dass jemand aus dem Verlies geholt wurde. Sie erhielten magere Essensrationen, doch da sie nur noch zu dritt waren, reichte es, um alle Mägen zu füllen. Das Stroh wurde immer dreckiger, aber sie hatten sich daran gewöhnt, vor aller Augen ihre Notdurft zu verrichten, sodass sie kaum mehr darunter litten. Sie sprachen nur wenig miteinander. Mabiles Umkehr hatte in ihnen allen widersprüchliche Gefühle geweckt, die zu verworren waren, um in Worte gefasst zu werden. Es galt nun zu warten, bis das nächste Verhör begann. Die Grafenburg schien weiterhin belebt, was darauf hindeutete, dass die Kreuzritter dort erst einmal ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Und dann erschienen die zwei Wachmänner, um Adelind herauszuzerren. Sie leistete keinen Widerstand, versuchte nicht einmal mehr, in eine Ecke des Raumes zu flüchten, sondern stand bereitwillig auf, um sich ein allzu hartes Anpacken ihrer Glieder zu ersparen. Im Hintergrund hörte sie Olivette leise schluchzen, dann fiel die Tür zu. Der Schweißgeruch der Wachmänner weckte Erinnerungen an die Momente, da sie von einem der beiden gegen die Mauer eines Ganges gedrückt worden war, und ließ sie würgen. Doch Gaston vermied es nun, ihr ins Gesicht zu sehen, falls er sie überhaupt wiedererkannte, sondern schleppte sie nur weiter wie eine Last, mit deren Transport er beauftragt worden war.
    Es ging ein paar Stufen hinab, dann zweigte ein Gang ab, an dessen Ende Männerstimmen murmelten. Adelind erkannte den jungenhaften Klang von Dominique de Guzmán. Sein Gesprächspartner musste der Abt Arnaud Amaury sein, denn von ihnen beiden war auch Mabile verhört worden. Jetzt also war sie an der Reihe, das stand endgültig fest. Plötzlich erfasste Panik in tosenden Wellen ihren Körper, als sei ein Schutzwall, hinter dem sie ihre Angst bisher hatte verbarrikadieren können, eingestürzt. Ihre Beine drohten nachzugeben, während sie erstmals die Fersen in den Boden stemmte, um den Bütteln Widerstand zu leisten. Sie hörte Gaston einen Fluch murmeln, wurde ins linke Schienbein getreten und weitergezerrt. Die Tür zu dem Zimmer öffnete sich. Adelind sah Kerzen auf einem Tisch brennen, erkannte die ledergebundene Bibel und zählte drei Weinpokale. Arnaud Amaury saß in einem Faltstuhl, hinter einem Schreibpult kauerte ein weiterer Mönch in der weißen Kutte der Zisterzienser und breitete gerade ein Pergament vor sich aus, auf dem der Verlauf des Verhörs aufgezeichnet werden sollte. Dominique de Guzmán stand aufrecht zwischen den zwei anderen Dienern der Kirche und begrüßte Adelind mit einem Nicken.
    Erstaunlicherweise tat es wohl, sein Gesicht zu sehen. Adelind vermochte wieder ruhiger zu atmen und

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