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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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fürchtete nicht mehr, die Beherrschung über ihre Blase zu verlieren, was diesen Augenblick noch tausendfach demütigender gemacht hätte. Sie ließ sich zu einer niedrigen Bank zerren, auf die sie gedrückt wurde. Ihr ganzer Körper bebte weiterhin, sie hörte das Klappern ihrer Zähne und fragte sich, ob sie überhaupt in der Lage wäre zu sprechen, sobald sie dazu aufgefordert wurde.
    » Wollt Ihr einen Schluck Wein, Dòna? « , fragte Dominique de Guzmán und hielt ihr den Becher hin, ohne eine Antwort abzuwarten. Adelind fühlte, wie sich nach den ersten Schlucken wieder Ruhe in ihrem Körper zu verbreiten begann. Endlich fand sie den Mut, den Klerikern ins Gesicht zu sehen. Arnaud Amaury war ein großer, stattlicher Mann mit buschigen Brauen, der Dominique um einen ganzen Kopf überragte. Der Schreiber konnte nicht älter als dreizehn sein, ein bleicher, schüchterner Knabe, der sich ständig mit dem Ärmel seiner Kutte die Nase abputzte. Alle drei sahen sie völlig sauber aus, während sie selbst eine verdreckte, nach Schweiß und Kot stinkende Gestalt aus einem Verlies war.
    Arnaud Amaury begann nun, nach ihrem Namen, ihrer Herkunft und ihrem Alter zu fragen. Sie antwortete ohne Zögern und hörte den Federkiel des Knaben über Pergament kratzen. Er sollte ihn bald wieder spitzen, schoss es ihr durch den Kopf, sonst würden die Schriftzüge allzu verschwommen ausfallen, um lesbar zu sein. Sie empfand keinerlei Furcht mehr, denn sie hatte auf dem Weg in diesen Raum begriffen, dass sie niemals in der Lage wäre, so aufrecht und stolz zu sterben wie Rosa, sondern sich in dem Moment, da man sie zum Scheiterhaufen zerrte, in ein winselndes, um Erbarmen flehendes Bündel verwandeln würde, das schließlich abschwor. Es war daher besser, dies gleich zu tun. Sie würde jenen Weg gehen, den Mabile ihr aufgezeigt hatte. Aus Notwendigkeit war sie einst katholische Nonne gewesen, später hatte das Schicksal eine Perfacha aus ihr gemacht, und nun wäre sie wieder Nonne in einem anderen Kloster. Hildegard würde ihrem Beispiel folgen, so hoffte sie. Sie wären wieder vereint mit Mabile und sogar mit Lutz. Allein der Gedanke, was aus Olivette würde, quälte sie. Welches Verhalten Esclarmonde von ihrer Tochter erwartete, vermochte sie selbst nicht zu sagen, konnte sich aber nicht vorstellen, dass eine Mutter ihr Kind lieber auf dem Scheiterhaufen sehen könnte als in der Sicherheit eines Klosters. Leider war davon auszugehen, dass Olivette selbst nicht so dachte.
    » Ihr seid also eine geweihte Nonne, die eigenmächtig ihr Kloster verließ und sich der Häresie zuwandte? « , setzte Arnaud Amaury seine Befragung fort. Adelind hob kurz den Kopf, um Dominique de Guzmán anzusehen, dessen Miene aber unbewegt blieb. Hatte er ihr schaden wollen, indem er diese Dinge ausplauderte, oder einfach nur das Verhör verkürzen wollen? Sie wusste es nicht, sah aber keinen Sinn darin, diese Umstände zu leugnen oder ihr Verhalten zu rechtfertigen. Sie wollte, dass dies alles hier schnell vorbei war. Sobald sie abgeschworen hatte, bekäme sie endlich wieder ein Bett, einen Nachttopf, der regelmäßig geleert wurde, und die Möglichkeit, den Gestank von ihrem Körper zu waschen.
    » Und Ihr seid eine Vertraute von Esclarmonde, Schwester des Comte de Foix, die in Pàmias viele Menschen zur Häresie verführt hat « , fuhr der Abt fort, während er im Raum auf und ab schritt wie ein eingesperrtes Raubtier. Der Federkiel des Knaben kratzte noch lauter. Er verstand es offenbar nicht, sein Schreibwerkzeug für das Verfassen längerer Texte angemessen vorzubereiten.
    » Ich habe Esclarmonde des Foix kennengelernt, als ich in diesem Land ankam « , erwiderte Adelind. » Sie zeigte sich mir gegenüber sehr wohltätig, sodass ich mich in ihre Obhut begab. «
    Sie fürchtete nun, mit jedem weiteren Wort in unsichtbare Fallen treten zu können. Selbst wenn sie ihre Gönnerin verraten musste, indem sie der ecclesia Dei abschwor, wollte sie ihr doch so wenig wie möglich schaden.
    Der Abt blieb abrupt stehen, fuhr herum und ließ seine Stimme durch das kleine Zimmer donnern.
    » Und so saht Ihr denn nicht, dass sie mit ihrem eigenen Bruder in gottloser Unzucht lebt, nachdem er auf ihren Wunsch hin seine rechtmäßige Gemahlin verstoßen hat? «
    Die Anklage war so vollkommen unsinnig, dass Adelind eine Weile brauchte, um ihren ganzen Inhalt zu begreifen. Zunächst vermochte sie nur ungläubig den Kopf zu schütteln.
    » Die Gemahlin des Comte de Foix

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