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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Triumph. Auf einmal sah er nicht mehr demütig aus, sondern glich einem hinterhältigen Gnom. Dann pfiff er laut.
    Drei Männer kamen wie aus dem Nichts herbeigerannt, um Adelind und Hildegard einzukreisen. Sie trugen ebenfalls Lumpen, doch wirkten ihre Körper wohlgenährt und stämmig. Narben entstellten verschmutzte Gesichter.
    » Hier bringe ich zwei junge, frische Mädchen, die ihr sicher brauchen könnt « , rief Johann. Die Männer grinsten und kamen näher. Adelind hörte Hildegard wimmern. Sie ballte die Hände zu Fäusten und stellte sich schützend vor ihre Schwester, deren bezauberndes Äußeres sie besonders gefährdete.
    » Wir sind Nonnen. Bräute Christi. Um Buße zu tun, sollen wir bis zum Osterfest die Kleidung gewöhnlicher Mägde tragen. Doch wer uns berührt, wird auf ewig in der Hölle schmoren « , schrie sie aus Leibeskräften.
    Die Männer blieben zu ihrer Erleichterung tatsächlich stehen, dann begann der Größte von ihnen zu lachen.
    » Selbst wenn diese Geschichte wahr ist, in der Hölle schmore ich auch so. Vorher will ich noch etwas Spaß im Leben haben. «
    Er trat einen Schritt vor, und seine Kumpane folgten nach kurzem Zögern. Adelind sah sich ratlos nach einem Gegenstand um, mit dem sie sich verteidigen könnte, denn an ein Entkommen war nicht zu denken.
    » Matthei, die sehen wirklich aus wie Nonnen. Sieh dir doch diese ernsten, frommen Gesichter an! « , rief plötzlich eine fremde Männerstimme im Hintergrund. » Lass sie besser laufen. Oder willst du Ärger mit den Pfaffen von Sankt Kunibert? Das sind diese zwei Krähen nicht wert, du hast doch genug Weiber. «
    Adelind erblickte einen vierten Mann, der außerhalb des Kreises stand. Er trug eine Tunika aus rotem Tuch, doch auch ohne diese leuchtende Farbe wäre er aufgefallen. Sein Gesicht war erstaunlich dunkel, als sei es von der Sonne verbrannt worden, die doch seit Monaten nur noch schwach schien. Augen und Locken funkelten schwarz wie Obsidian. Als er grinste, bildeten seine Zähne einen erstaunlich weißen Kontrast.
    » Weiber kann man nie genug haben. Das weißt du doch selbst am besten, Peyres « , entgegnete der größte der Angreifer, doch das gierige Funkeln in seinen Augen war einer gewissen Unsicherheit gewichen. Er unterzog Adelind und Hildegard einer sehr genauen Musterung.
    » Die eine sieht aus wie eine Madonnenstatue, und die andere hat so einen komischen Blick, wie Pfaffen, die ihre Nase zu oft in Bücher stecken « , zischte er und spuckte aus. » Wo hast du die denn aufgesammelt, Johann? Willst du mir den Bischof persönlich auf den Hals hetzen? «
    Der Bettlerjunge fuhr wie unter einem unsichtbaren Hieb zusammen.
    » Das sind entlaufene Nonnen. Die Pfaffen suchen nach ihnen. Sie müssen sich verstecken « , rief er sogleich und erwiderte Adelinds vorwurfsvollen Blick mit einem Schulterzucken.
    » Siehst du, Matthei « , redete der dunkle Mann unbeirrt weiter. » Wenn die Pfaffen sie hier finden, gibt es Ärger. Also jag sie weg, gleich auf der Stelle. «
    » Aber wenn wir sie verstecken, dann finden die Pfaffen sie nicht « , protestierte Johann. Matthei sah trotz grimmiger Miene weiter ratlos drein, und Adelind kam nicht gegen den Eindruck an, dass ein rasches Erfassen einer ungewöhnlichen Lage nicht zu seinen starken Seiten gehörte.
    Sie holte Luft und knickste. Sie musste versuchen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
    » Wir sind in der Tat Nonnen. Wir besuchten das Stift von Sankt Kunibert, dann wollten wir uns noch ein wenig die Stadt ansehen und haben uns verirrt. Jetzt gehen wir einfach ins Kloster zurück und werden die Begegnung mit euch vergessen. Gott der Herr segne euch. «
    Sie ergriff Hildegards Hand und schaffte es, an den zwei Kumpanen Mattheis vorbeizukommen. Hocherhobenen Hauptes versuchte sie, so ruhig wie möglich aus dem Blickfeld der Männer zu entschwinden.
    » Sie hat Geld « , erklang plötzlich die Stimme des kleinen Johann. » Die Große, die immer den Mund aufmacht. Sie hat einen Beutel voller Geld am Gürtel. «
    Adelind wurde schwindelig, als sie das Donnern von Schritten hinter sich hörte. Mit einem energischen Atemzug rannte sie los und zerrte Hildegard hinter sich her. Der Schlamm spritzte ihr ins Gesicht, als sie durch die Pfützen lief. Weiter und immer weiter. Warum war es nur ein so endloser Weg bis zur nächsten Seitenstraße? Sie hörte ein Rasseln in ihrer Brust. Das Herz würde ihr gleich vor Anstrengung zerspringen, denn sie war ein solches Rennen nicht

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