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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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andächtig das Haar aus der Stirn.
    » Ich will keine andere Frau mehr außer dir « , versicherte er. » Ich bin zwar Spielmann, aber ehrlos will ich nicht mehr sein. Mit dir möchte ich ein neues Leben anfangen. «
    Adelind streckte sich auf der Erde aus. Sie war noch warm vom Sonnenschein des Tages und duftete nach Gras.
    » Dann lass uns nun dieses Leben beginnen « , flüsterte sie und schob ihre Hände unter seine Tunika. Die weiche, warme Haut war ihr bereits vertraut geworden, ebenso wie seine Berührungen. Sie staunte, wie einfach und selbstverständlich die Überschreitung jener Grenze war, die sie bisher in stummer Übereinkunft eingehalten hatten. Obwohl sie nicht einmal genau wusste, von welcher Art die Vereinigung zwischen Mann und Frau war, schien ihr Körper tief in seinem Inneren zu ahnen, wonach er sich sehnte. Der kurze, heftige Schmerz ließ sie aufschreien, doch als Peyres sich erschrocken aus ihrem Körper zurückziehen wollte, schlang sie die Beine um seine Hüften. Langsam erwachte das Verlangen von Neuem und steigerte sich zu einem Rausch, der sie Zeit und Ort vergessen ließ.
    Die Spielleute zogen im Morgengrauen davon. Neben Biatris waren noch Hildegard und Simon erschienen, um sie zu verabschieden. Die Gräfin de Foix weilte auf der Burg von Dun, die oberhalb des Dorfes auf einem Hügel thronte. Der Burgherr schien die Gemeinschaft der Katharer zu tolerieren, da sie von einer einflussreichen Dame beschützt wurde, doch zeigte er sich selten. Adelind hatte ihn noch niemals zu Gesicht bekommen.
    Marcia hatte das fromme, züchtige Gewand der Katharerinnen nun wieder gegen ein buntes, mit Glöckchen behangenes Kleid getauscht. Das pechschwarze Haar fiel offen über ihre Schultern und glänzte in der Morgensonne. Adelind verspürte einen Stich von Eifersucht, dann erinnerte sie sich an alle Versprechen, die Peyres ihr am gestrigen Abend gegeben hatte. Sie musste ihm vertrauen, selbst wenn er mit dieser wunderschönen Verführerin davonzog. Ein warmes Lächeln, das er ihr beim Besteigen des Kutschbocks schenkte, beruhigte sie. Marcia winkte den Versammelten zu, dann sprang sie schwungvoll auf den Wagen. Antonius sah Hildegard einen Moment lang an. Sie erwiderte scheu seinen Blick, hob die Hand, um ihn zu verabschieden. Wortlos folgte er Marcia. Biatris gesellte sich noch kurz zu Peyres, um mit ihm zu plaudern. Adelind wäre ihrem Beispiel gern gefolgt, aber es schien ihr klüger, auf eine öffentliche Darbietung ihrer Gefühle zu verzichten. Alles, was es zu sagen gab, hatten sie bereits besprochen.
    Der Wagen rollte den Hügel hinab und verschwand schließlich hinter einem breiten Felsen. Adelind fiel es schwer, ruhig stehen zu bleiben, denn ihr Körper sehnte sich danach, zu rennen und zu springen, bevor Peyres ganz aus ihrem Blickfeld entwich.
    » Nun, da sie fort sind, sollten wir bei der Zubereitung des Morgenmahls helfen « , hörte sie Hildegard sagen und wurde am Ärmel gezupft. Stumm senkte sie den Kopf. Sie würde warten, wie sie es versprochen hatte. Kurz verspürte sie eine tröstende Hand an ihrem Arm. Biatris musterte sie mit einem leuchtenden, fast verschmitzten Blick.
    » Meinen Segen werdet ihr haben « , flüsterte sie und winkte Adelind ins Haus.

9. Kapitel
    H ildegards Kind kam zur Welt, als die Katholiken des Dorfes Mariä Himmelfahrt feierten. Eine kleine Prozession war bis zur Kirche gezogen, und der Burgherr von Dun hatte sich dabei erstmals gezeigt, hoch zu Ross und in einem feierlichen Gewand. Es mochte an der Abwesenheit der Gräfin, der Schwester seines Lehnsherrn, liegen, dass er sich nun offen zum katholischen Glauben bekannte.
    Biatris hatte die Hebamme holen lassen, sobald Hildegards Wehen einsetzten. Gemäß den Anweisungen der winzigen, faltigen Gestalt, die das Haus der Katharerinnen sicher zum ersten Mal betrat, wurde Wasser gekocht, und Tücher mussten bereitgelegt werden. Dann scheuchte sie alle hinaus, da Frömmlerinnen ihrer Meinung nach nichts von diesen Dingen verstanden. Nur zwei Bäuerinnen, die sie mitgebracht hatte, durften bleiben und auch Biatris, der sie wohl eine gewisse Achtung entgegenbrachte. Peyres’ Schwester schien nicht unbedingt erfreut, denn als die Tür geschlossen wurde, war ihr leichenblasses, verkrampftes Gesicht der letzte Anblick, den Adelind mit sich nahm.
    » Diese Bemerkung über Frömmlerinnen hätte sie sicher nicht gewagt, wenn die Gräfin anwesend wäre « , murmelte Alazais. » Aber ehrlich gesagt bin ich froh, das nicht

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