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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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neben Adelind, um ihr sanft über das Haar zu streichen.
    » Ich dachte nicht, dass du es dir so zu Herzen nimmst. Fast wünsche ich mir, ich hätte nichts gesagt. «
    Adelind drehte sich auf den Rücken.
    » Es war wichtig, dass ich von seinem Verhalten erfahre « , beruhigte sie das Gewissen ihrer Schwester, konnte aber nicht verhindern, dass ihr neue Tränen in die Augen schossen.
    » Sehnst du dich denn so sehr nach einem Mann? « , fragte Hildegard mit ehrlichem Staunen. Adelind wischte sich die Wangen trocken.
    » Ich fürchte, das habe ich immer getan. Schon damals im Kloster. Es liegt mir wohl im Blut. «
    Hildegard beugte sich zu ihr.
    » Es ist der Teufel, der dich mit falschen Versprechungen lockt. Komm mit mir nach Carcassona. Wir werden ein frommes, glückliches Leben führen. Du wirst alle sündhafte Sehnsucht vergessen, warte nur ab. «
    Adelind schloss die Augen.
    » Vielleicht « , murmelte sie. » Wir werden sehen. «
    Hildegard verschwand bald wieder, um die ihr zugeteilten Aufgaben zu erledigen. Adelind verzehrte nun langsam die lauwarme Gemüsebrühe. Wider Erwarten tat ein voller Magen ihr tatsächlich gut, die Ratten verschonten nun ihre Eingeweide, und sie vermochte etwas Klarheit in ihrem Kopf zu gewinnen. Warum sollte Peyres blind gewesen sein für Hildegards Schönheit? Er hatte sie deshalb weder verletzt noch geschändet, vielleicht nur für einen Moment die Selbstbeherrschung verloren. Als die Dämmerung aufzuziehen begann, war Adelind bereits bereit, ihm zu vergeben, falls er ausreichende Reue zeigte. Sie schüttete sich etwas Wasser ins Gesicht, um ihre geschwollenen Augen abzukühlen, zog den Schleier wieder über ihr Haar und wartete auf Hildegard, um sie zum Abendmahl zu begleiten.
    Peyres saß nicht bei den Versammelten, was sie unruhig werden ließ. Ratlos blickte sie zu Biatris, die ihr ein unauffälliges Lächeln schenkte.
    » Wir haben noch ein paar Verwandte im Dorf. Mein Bruder speist heute Abend mit ihnen, ebenso wie Marcia. «
    Adelind versuchte, den kleinen Stich in ihrer Brust nicht zu beachten. Nun wurde der Drang, mit Peyres reden zu können, immer übermächtiger. Vielleicht, so hoffte sie, ging es ihm ebenso. Vielleicht würde er trotz allem zu der verabredeten Stelle kommen, um zu sehen, ob sie nicht doch noch einmal mit ihm sprechen wollte. Als die Gemeinschaft sich in ihre Gemächer zurückzuziehen begann, stand ihr Entschluss bereits fest. Sie wartete wie gewohnt, bis Hildegard eingeschlafen war, um sich dann nach draußen zu schleichen.
    Es war Vollmond, sodass sie mühelos vorwärtskam. Ihre Füße flogen über das Gras, sobald sie an dem vertrauten Ort die Umrisse einer Gestalt erkannt hatte. Peyres saß auf dem Baumstamm. Sein Oberkörper neigte sich rückwärts, und sie sah seine Beine zucken. Ihre Schritte schien er nicht zu hören. Adelind lief weiter, um ihn zu überraschen, dann entdeckte sie, dass ein weiterer Körper sich zwischen seinen Beinen bewegte. Tief schwarzes, langes Haar schimmerte im Mondlicht, ein Stück daneben funkelten bunte Steine auf einem Haarreif, der achtlos ins Gras geworfen worden war. Adelind blieb langsam stehen. Ihr Verstand weigerte sich zu erfassen, was ihre Augen ihm mitteilten. Peyres’ Beinlinge waren bis zu seinen Knien hinabgezogen, die Binden der Bruche schwangen im Rhythmus seiner Bewegungen, und Marcia hatte ihre Arme um seine Hüften geschlungen, während sie vor ihm kniete. Was sie tat, vermochte Adelind nur ungefähr zu erahnen, doch reichte dies, um das verzehrte Abendmahl wieder aus ihrem Magen emporsteigen zu lassen. Sie stieß einen kläglichen Laut aus, und Peyres’ Kopf fuhr herum. Für einen winzigen Augenblick blickten seine Augen zu Adelind. Er erstarrte, um Marcia dann so grob von sich zu stoßen, dass sie rückwärts ins Gras fiel. Adelind öffnete den Mund. Sie wollte all ihren Zorn und Schmerz in die Welt hinausschreien, Peyres mit sämtlichen Schimpfwörtern überhäufen, die sie jemals vernommen hatte, doch war ihre Kehle völlig zugeschnürt.
    Wieder begann sie zu rennen, umrundete das Dorf und jagte den Hügel zur Burg hinauf. Sie wollte laufen, bis ihr Körper zu erschöpft war, um noch leben und atmen zu können. Aber als sie vor dem Eingangstor der Burg stand, schlug sie nur mit der Faust dagegen, um eingelassen zu werden.
    » Die Gräfin de Foix. Esclarmonde. Ich bitte Euch, wenn sie noch wach ist, so fragt sie, ob sie mich empfangen würde. Adelind, die einstige Nonne aus Köln. «
    Das

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