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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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unseres allseits geliebten Herrn Bischofs, oder ihm
selber steht das Wasser bis zum Hals. Wobei meinen Nachforschungen zufolge
Letzteres der Fall gewesen ist.«
    »Inwiefern?«
    »Wie mir der alte Isaaksohn unter dem Siegel
strengster Verschwiegenheit verriet, ist ihm seine Vorliebe für Knaben langsam,
aber sicher über den Kopf gewachsen.«
    »So sehr, dass er diesem Büttner seit Januar mehr als
das Doppelte abgepresst hat? Kaum zu glauben!«
    »Aber wahr, Bruder! Wobei es sich stets um das gleiche
Objekt seiner fleischlichen Begierde –«
    »Heribert Scheuermann, jetzt ist es aber genug!«,
protestierte Sieglinde mit hochrotem Kopf.
    »Für den Fall, oh du mein Augapfel, dass du es noch
nicht gemerkt haben solltest: Hier geht es um die Aufklärung mehrerer Morde,
nicht um schlüpfrige Geschichten!«, konterte Heribert routiniert.
    »Mag sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich
mir deine Ausführungen auch anhören muss! Komm, Stoffel, wir gehen!«, machte
Berengars Schwester aus ihrer Empörung keinen Hehl, zupfte den Bettler am Ärmel
und eskortierte ihn zur Tür hinaus.
    »Da geht sie hin und kehrt nicht wieder!«, deklamierte
Heribert mit theatralischer Pose und wandte sich erneut Bruder Wilfried,
Berengar und Bruder Hilpert zu. Dieser konnte sich ein Schmunzeln nicht
verkneifen, war aber kurz darauf wieder todernst. »Wollt Ihr damit andeuten«,
knüpfte er an das zuvor Gesagte wieder an, »dass sich unser tugendhafter Herr
Domkapitular über einen längeren Zeitraum hinweg die Dienste von ein und
derselben Person erkauft hat?«
    »Genau.«
    »Und für wie lange?«
    »Keine Ahnung. Falls es Euch ein Trost ist, Bruder:
Nicht einmal Isaaksohn wusste diesbezüglich genau Bescheid. Und der hört
bekanntlich die Flöhe husten.«
    »Sonst noch irgendwelche Informationen?«
    »In der Tat, Bruder. Das Beste kommt erst noch.«
    »Als ob dies alles nicht schon mehr als genug gewesen
wäre!«, fügte Bruder Hilpert mit finsterer Miene hinzu.
    »Mit Sicherheit!«, pflichtete ihm Heribert bei. »Doch
hört weiter – und haltet Euch fest! Also: In seiner Verzweiflung – will heißen,
weil ihm sein Gespiele immer teurer zu stehen kam – hat sich von Marmelstein
Ende letzten Jahres mit der dringenden Bitte um Kredit an den alten Isaaksohn
gewandt. Und dies beileibe nicht zum ersten Mal. Sein Lebensstil ist nun einmal
ein sehr aufwendiger, wie jedermann weiß. Kurz gesagt: Zum fraglichen
Zeitpunkt, also ungefähr an Weihnachten, stand von Marmelstein beim alten
Isaaksohn bereits so tief in der Kreide, dass dieser sich weigerte, ihm weiter
Kredit zu gewähren. Und zwar in aller Entschiedenheit.«
    »Weshalb er auf die Idee kam, Büttner kräftig zur Ader
zu lassen und die Summe für die Exklusivrechte am Reliquienhandel um mehr als
das Doppelte zu erhöhen.«
    »Stimmt, Bruder. Nur leider eben nicht ganz.«
    Bruder Hilpert zog die Augenbrauen in die Höhe und sah
Heribert mit gespannter Erwartung an. »Und wieso nicht?«
    »Weil er vor dem alten Isaaksohn so lange auf den
Knien rumgerutscht ist, bis der noch einmal tausend Gulden …«
    »Tausend Gulden? Heilige Muttergottes!«
    »… locker gemacht hat – Ihr habt richtig gehört!
Zahlbar bis Ende des Jahres. Mit Zins und Zinseszins, versteht sich. Er muss
völlig verzweifelt gewesen sein. Am Boden zerstört.« Heribert blinzelte Bruder
Hilpert vielsagend an. »Und jetzt kommt’s: Er war derart in Rage, dass ihm
sogar der Name seines … seines … wie drücke ich mich bloß aus?«
    »Lustknaben!«, vollendete Berengar, ohne eine Miene zu
verziehen.
    »Dank dir, Schwager! Kurz gefasst: Er hat alles
ausgeplaudert. Bis ins kleinste Detail. Fragt den alten Isaaksohn, Bruder – und
er wird Euch das Gleiche sagen wie mir!«
    »Verzeiht, Meister Heribert – aber draußen wartet ein
feiner Herr und begehrt Bruder Hilpert zu sprechen!« Eine der Mägde, ein keckes
Geschöpf mit Sommersprossen und rotblondem Haar, stand auf der Türschwelle und
sah den Hausherren erwartungsvoll an. Dieser wiederum richtete den Blick auf
Bruder Hilpert, der kaum merklich nickte.
    »Dann also herein mit ihm!«, forderte Heribert die
Dienstmagd auf. Kaum hatte er sich gesetzt, als ein mittelgroßer Höfling mit
südländischem Teint ohne ein Wort des Grußes in die Küche stürmte, weder seinen
noch den Namen seines Herrn nannte und eilends auf Bruder Wilfried zusteuerte.
»Ihr müsst Bruder Hilpert sein!«, begann er, wurde aber durch einen Wink mit
dem Daumen an den richtigen Adressaten

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