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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Reliquien versteckt – raus mit der Sprache!«, zischte
die Stimme in seinem Rücken, die ihm auf unbestimmte Weise bekannt vorkam.
»Oder ich mache Spießbraten aus dir!«
    »Welche Reliquien denn?«, keuchte Büttner, ahnungslos
wie ein Kind.
    Ein Stich in seinen Rücken, nur so viel, dass die Haut
platzte, und der Abdecker winselte wie ein tollwütiger Hund. Und das trotz
seiner Bärenkräfte und dem Ruf, der gefürchtetste Mann in der ganzen Stadt zu
sein.
    »Genügt das?!«, raunte ihm die Stimme hinter seinem
Rücken ins Ohr. »Oder muss ich etwa noch deutlicher werden?«
    Nein, das musste dieser Dämon nicht. »Meinst du etwa
die Kilianreliquien?«, presste der Abdecker mit schmerzverzerrter Miene hervor.
    Ein kurzes Aufatmen, bevor sich der rechte Unterarm
seines Peinigers unter den Kiefer schob.
    Und dann kam eine alles verzehrende, Empfindungen
jeder Art hinwegfegende Schmerzkaskade, als ihm der Mann auch noch den linken
Arm brach.
    Mit dem Kopf nach unten und reichlich Hundekot im
Mund, lag der Abdecker am Boden, würgte und spie die Überbleibsel seiner
letzten Mahlzeit aus. Dann entleerte er sich. Direkt in seine Hose. Aber er
schrie nicht. Weder aus Angst noch der Schmerzen wegen, die ihm wie ein
Kugelblitz durch die Eingeweide fuhren. Stattdessen wälzte sich Eckehard
Büttner mit dem Mut der Verzweiflung auf den Rücken.
    Und dies, weniger die Tatsache, dass er vor Schmerzen
laut aufstöhnte, hätte seinem Peiniger zu denken geben sollen.
    Doch der, kaum noch Herr seiner selbst, war wie von
Sinnen, beugte das Knie und sah ihm direkt ins Gesicht. Trotz seiner
Benommenheit erschrak der Abdecker fast zu Tode. Es war wie ein Albtraum. Ein
Tag in der Hölle. Eine Dämonenfratze wie diese hatte er nämlich noch nie
gesehen. Es sei denn an der Außenfassade einer Kirche, und dann nur aus Stein.
    Und dennoch – er kannte diesen Mann. Er hatte ihn
schon einmal gesehen. Ganz sicher. Die Frage war nur, wo.
    Eine Frage ohne jede Bedeutung, denn kaum sah er sich
seinem Peiniger von Angesicht zu Angesicht gegenüber, fuhr ihn dieser mit
eiskalter Stimme an: »Spuck es aus, Abschaum – wo haben deine Handlanger die
Reliquien versteckt?«
    »Meine Handlanger?«
    »Agilulf, der Schmied und dieser Ansgar – wer sonst?!«
    »Und woher wisst Ihr, dass ich –«
    »Dank der peniblen Buchführung eines gewissen
Eustachius von Marmelstein. Und der Tatsache, dass Huren zumindest hin und
wieder die Wahrheit sagen. Vorausgesetzt, sie spüren ein Messer an der Kehle!«
    »Melisande – das darf doch nicht …«
    »Ist es aber!«, übergoss ihn die Teufelsfratze mit
beißendem Spott. »Doch genug der Tändelei: Wo haben diese drei Versager die
Reliquien versteckt? Raus mit der Sprache – oder dein letztes Stündlein hat
geschlagen!«
    »Glaubt mir oder nicht – ich habe nicht die leiseste …
ahhhhh!« Eine rasche Handbewegung, das Aufblitzen einer Klinge. Und ein Stilett
bohrte sich tief in Büttners Schulter.
    In Erwartung der nächsten Stufe seiner Marter rang der
Abdecker verzweifelt nach Luft, biss die Zähne zusammen und schloss die Augen.
Doch nichts geschah. Mehr noch, der Druck an seiner Kehle begann spürbar zu
erlahmen. Ein, zwei Atemzüge, und Büttner spürte nichts mehr davon.
    Nur eine Atempause. Oder ein Hoffnungsschimmer. Das
war die Frage.
    Der Abdecker schlug die schlammverkrusteten Augen auf.
Und erkannte seine Chance.
    Der Mann mit der Teufelsfratze, jener
Mann also, der für immer einen Krüppel aus ihm gemacht hatte, konnte sich nur
noch mühsam auf den Beinen halten. Den Blick in die ihn umgebende Finsternis
gerichtet, verharrte er auf der Stelle, zu einer Salzsäule erstarrt. Und dann,
noch während Büttner seine letzten Kraftreserven mobilisierte, geschah es. Der
Mann im dunklen Kapuzenmantel bäumte sich auf, während ein gewaltiges Zittern
durch seinen wie ein Halbmond geformten Körper lief.
    Büttner konnte sein Glück kaum fassen. Deswegen dachte
er auch nicht lange nach und trat mit ganzer Kraft zu.
    Zwar traf er seinen Peiniger nicht an der erhofften
Stelle. Der Tritt erfüllte seinen Zweck aber auch so. Einen unterdrückten Fluch
auf den Lippen, prallte der Kapuzenmann gegen die nächstbeste Häuserwand,
stöhnte kurz auf und sackte in sich zusammen.
    Im gleichen Moment öffnete sich die Tür seines Hauses,
wie der Abdecker trotz heftiger Pein registrierte. Ein Aufschrei folgte, von
dem er glaubte, er ginge durch Mark und Bein. Gefolgt von einer Reihe
vertrauter Stimmen, die wie aus

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