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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Brauen in die Höhe und sah Bruder Hilpert
fragend an. Nicht etwa, dass er ihm misstraute. Das auf gar keinen Fall.
Trotzdem hatte ihn Bruder Hilperts Bitte nicht gerade mit Begeisterung erfüllt.
Der Stallmeister, bärtig, fast sechs Fuß groß und stark wie ein Bär, kratzte
sich verlegen am Kopf. Schließlich hatte er das Kloster so gut wie nie
verlassen, und wenn, nur für ein paar Stunden. Und dann gleich nach Würzburg an
den fürstbischöflichen Hof! Da konnte man schon ins Grübeln kommen.
    »Das möchte ich auch gerne wissen!«, räumte Bruder
Hilpert achselzuckend ein, während er dem Stallmeister beim Satteln seines
Maultieres zusah. Die Sorgenfalten auf dem Gesicht des 36-jährigen Inquisitors
waren nicht zu übersehen. Ein Eindruck, der durch seine tief liegenden Augen
und die ergraute Tonsur noch verstärkt wurde. »Alles, was in dem Brief steht,
ist, dass ich nach Würzburg kommen soll. Koste es, was es wolle. Und so schnell
es irgend geht.« Bruder Hilperts ohnehin schon hageres Gesicht sah blass und
fast ein wenig kränklich aus. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist etwas
Furchtbares geschehen! Anders lässt sich Berengars Nachricht nämlich nicht
erklären!«
    »Und was könnte das sein?«
    »Keine Ahnung!«, gab Bruder Hilpert zur Antwort,
während er sich auf den Rücken seines Esels schwang und den Weg zum Tor
einschlug. Bruder Wilfried folgte ihm auf dem Fuße. »Aber was immer es ist, wir
werden es bald erfahren!«

7
     
    Marienberg über
Würzburg, kurz vor dem Mittagsläuten
     
    » In welches Loch hat sich die Ratte verkrochen – raus mit der Sprache!«,
brüllte der Burghauptmann Agilulfs Frau an. »Oder willst du Bekanntschaft mit
dem Folterknecht machen?«
    Nein, das wollte Hildegard ganz bestimmt nicht. Wenn
sie etwas wollte, dann nach Hause. Und zwar möglichst schnell.
    Nur wie, das war die Frage.
    In der Wachstube der bischöflichen Zwingburg auf dem
Marienberg war es mucksmäuschenstill. Die Luft roch nach Schweiß, Hund und
billigem Wein. Kreidebleich vor Angst, konnte Hildegard ihre Tränen nur mit
Mühe unterdrücken.
    Der Burghauptmann, ein kahlköpfiger Choleriker mit
Trinkernase und unterentwickeltem Verstand, trank seinen Weinbecher leer und
sah die Frau des Reliquienhändlers von oben bis unten an. Hildegard wandte den
Blick ab und schwieg. Einen halblauten Fluch auf den Lippen, baute sich der
Burghauptmann daraufhin vor ihr auf, fletschte die Zähne und sprach: »Solltest
du es vorziehen, dich dumm zu stellen, werde ich Mittel anwenden, auf die ich
liebend gerne verzichten würde.«
    Ein Blick auf die Folterwerkzeuge, und Hildegard war
klar, dass dies keine leere Drohung war. Sie tat gut daran, den Burghauptmann
beim Wort zu nehmen. Wenn nicht, würde sie den Kürzeren ziehen. Mit einem
Grobian, der nur darauf wartete, ihr ein Geständnis aus dem Leib zu prügeln,
war bestimmt nicht zu spaßen.
    Sie musste die Unterwürfige spielen, und sei es auch
nur zum Schein.
    Und genau das tat sie dann auch: »So glaubt mir doch,
Herr!«, bettelte sie in herzzerreißendem Ton und verfluchte sich innerlich
dafür, »ich hab keine Ahnung, wo der alte Rammler steckt! Vermutlich in
irgendeiner Spelunke – was weiß denn ich! Eins könnt Ihr mir glauben – wenn der heimkommt, setzt es eine Tracht Prügel, die sich gewaschen hat!«
    Auf dem Gesicht der übrigen Wachsoldaten erschien ein
breites Grinsen. Nicht so beim Burghauptmann. Einen Strohhalm im übel
riechenden Mund, trat er bis auf wenige Zoll an Hildegard heran und flüsterte
in heiserem Ton: »Damit wir beide uns verstehen – wenn du alte Vettel im Kerker
verreckst, kräht mit Sicherheit kein Hahn danach.«
    Erst jetzt, als Hildegard die Hand zum Schwur heben
und unter Anrufung sämtlicher ihr bekannter Heiliger ihre Unschuld beteuern
wollte, fiel ihr ein, dass sie an ihren Stuhl gefesselt war. »Auch wenn Ihr mir
nicht glaubt, Herr: Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo der alte Tunichtgut
steckt!«
    War es die unverhüllte Ironie ihrer Worte oder ein
unerwarteter Anflug von Mitgefühl, der die hämische Grimasse des Kerkermeisters
urplötzlich verschwinden ließ? »Und wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«,
fragte er, schon wesentlich milder gestimmt als zuvor.
    »Gestern Abend, bei Sonnenuntergang!«, beeilte sich
Hildegard zu erklären, wenngleich dies nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    »Und seitdem ist der alte Galgenvogel nicht wieder
aufgetaucht?«
    »Nein, Herr.«
    »Mit anderen Worten: Du hattest nicht die

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