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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Exkrementen war fast nicht zu ertragen.
    Doch dann fasste er sich ein Herz, trat aus dem
Schatten und pirschte sich so unauffällig wie möglich an Agilulfs Haus heran.
Ein Schwarm Ratten, der zufällig seinen Weg kreuzte, suchte quiekend das Weite.
    Rein äußerlich sah die Behausung des Reliquienhändlers
wie die seiner Nachbarn aus, mit dem Unterschied, dass kein einziger Laut nach
außen drang. Kein Rauch über dem Abzug, kein Licht, das durch die Ritzen der
wurmstichigen Fensterläden drang, kein wenn auch noch so leises Geräusch. Die
armselige Kate, von deren Außenwand sich bereits der Verputz zu lösen begann,
lag einsam und verlassen da. Wenn Bruder Wilfried die Frau des
Reliquienhändlers nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wäre er längst wieder
umgekehrt.
    Also eine Finte? Im Begriff, die Rückfront des Hauses
zu erkunden, horchte Bruder Wilfried plötzlich auf. Er hatte Schritte gehört,
nicht nur aus einer, sondern mehreren Richtungen zugleich.
    Der Stallmeister wirbelte herum. Im Schatten der
strohbedeckten Häuser waren drei Gestalten zu erkennen, eine zur Linken, eine
weitere rechts, die dritte mit dem Gesicht zu ihm. Der Kahlkopf links von ihm
war mindestens einen Kopf kleiner als er und hatte einen Knüppel bei sich, den
er in aufreizend lässiger Manier in die Fläche seiner linken Hand fallen ließ.
Gleich würde es Ärger geben. Das wusste der Stallmeister genau. Doch obwohl es
ihm ein Leichtes gewesen wäre, den Mann mit dem Knüppel im Handumdrehen außer
Gefecht zu setzten, rührte er sich nicht vom Fleck.
    »Gott zum Gruße, Bruder!«, hieß ihn der Kahlkopf, ein
Mann in zerlumptem Wams, löchrigen Beinlingen und mit blutunterlaufenen Augen
mit vorgetäuschter Höflichkeit willkommen. »Was steht zu Diensten?«
    Erst jetzt, umringt von drei zwielichtigen Gestalten,
wurde Bruder Wilfried bewusst, dass er die Tracht der Zisterzienser trug,
wahrscheinlich der Grund, weshalb es die Kerle auf ihn abgesehen hatten. Im
Schein der Fackel, die der baumlange, kaum dem Knabenalter entwachsene
Rotschopf rechts neben ihm trug, konnte Bruder Wilfried die Gesichter der drei
jetzt besser erkennen. Männer, die alles andere als sympathisch wirkten. Vor
allem der Mann gegenüber von ihm. Er trug eine Art Umhang aus Lumpen, stützte
sich auf eine Krücke, und bis auf die Augenpartie war sein Gesicht durch eine
Art Schleier verhüllt. Die Augen allerdings hatten es in sich. Ein Blick nur,
und man war wie hypnotisiert von ihrem giftigen Grün. Kein leichter Gegner, das
merkte Bruder Wilfried sofort. Die Schulter des Mannes hing merkwürdig schief,
und als Bruder Wilfried den Blick senkte, merkte er, dass der linke Fuß des
Mannes verkrüppelt war. Fast einen halben Fuß größer als Wilfried, selbst ein Hüne,
wie er im Buche stand, ging von ihm eine unheimliche Aura aus. Erst recht dann,
wenn er das Wort ergriff: »Wenn mich nicht alles täuscht, Bruder, hat Euch mein
Gefährte etwas gefragt!«, sprach er den Stallmeister in einem Tonfall an, der
ihn von demjenigen eines Strauchdiebes deutlich unterschied. Bruder Wilfried
horchte überrascht auf. Seinem Akzent nach zu urteilen, kam der Klumpfuß nicht
aus der Stadt. Wenn überhaupt aus dem Fränkischen, war er bestimmt kein
einfacher Mann.
    »Sieht so aus, als hätte er die Sprache verloren!«,
sparte der Rotschopf rechts neben Bruder Wilfried nicht mit Hohn. »Sollen wir
ein bisschen nachhelfen?!«
    Der Klumpfuß winkte gelangweilt ab. »Wozu sich der
Fäuste bedienen, wenn es auch anders geht!«, erwiderte er in salbungsvollem Ton
und sah Bruder Wilfried durchdringend an. »Auf ein Neues, Bruder vom Orden der
Zisterzienser: Was habt Ihr hier zu suchen? Antwortet, sonst ist es mit meiner
Geduld vorbei!«
    Die Hände unter den Ärmeln zu Fäusten geballt,
richtete sich Bruder Wilfried zu voller Größe auf und sprach: »Ich bin auf dem
Weg zum Stadthof unseres Ordens – oder ist das etwa verboten?«
    »Keinesfalls!«, räumte der Klumpfuß zynisch ein.
»Wenngleich er in entgegengesetzter Richtung liegt!«
    Seiner alles andere als einfallsreichen Ausrede wegen
hätte sich Bruder Wilfried ohrfeigen können, und das hämische Gelächter der
beiden anderen Männer sprach für sich. Kaum war es verhallt, setzte der
Stallmeister zu einer Erwiderung an, wobei ihn der Klumpfuß aber erst gar nicht
ausreden ließ: »Zur Sache, Bruder!«, zischte er in deutlich schärferem Ton.
»Was habt Ihr hier vor Agilulfs Haus zu suchen? Warum schnüffelt Ihr hier
mitten in

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