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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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nein!«
    »Dann möchte ich wissen, in welchem Hurenhaus du in
den letzten zwei Tagen durchgesoffen hast!«, keifte die Dirne, wobei die
winzigen Äderchen in ihrem aufgedunsenen Gesicht fast zu platzen schienen.
»Gibt’s doch nicht, dass du vom Raub der Kilianreliquien nichts mitgekriegt
hast!«
    »Die Schädel der drei Heiligen? Gestohlen?!«
    »Und ob, Pfaffenarsch!«, ließ sich ein pausbäckiges
Marktweib vernehmen. »Und zwar auf Nimmerwiedersehen! Aber wie das eben so ist:
Nichts Genaues weiß man nicht! Die da droben auf dem Marienberg halten eben wie
Pech und Schwefel zusammen. Behaupten, ein Teil vom Dach sei eingestürzt – muss
man sich mal vorstellen! Können die meiner alten Vettel von Nachbarin
weismachen – aber nicht mir! Aber um Ausreden waren die da droben ja noch nie
verlegen. Wie das bei den Pfaffen eben mal ist! Die Kutte vollgeschissen bis
oben hin! Trauen sich nicht, den kleinen Leuten die Wahrheit zu sagen. Aber
irgendwie sickert halt immer wieder was durch. Und als sei der ganze
Schlamassel nicht schon groß genug, sperren sie auch noch die Kirche zu! Von
wegen Sündenablass – den können wir glatt vergessen, wenn die Reliquien
verschwunden sind!«
    »Wird schon was dran sein an dem Gerücht – sonst wäre
bestimmt auf, Dach hin oder her!«, fügte der Metzgergeselle in einem seltenen
Anflug von Scharfsinn hinzu. »Oder was meinst du, Arsch mit Tonsur?«
    Wiewohl durch und durch friedfertig, spürte Bruder
Hilpert, wie ihm langsam die Galle hochkam. Dies war zwar recht selten der
Fall, aber anscheinend war es wieder einmal so weit. »Verzeiht, wenn ich unser
Gespräch nicht fortsetze!«, sprach er in eisigem Ton. »Ich muss gehen. Gott
befohlen!«
    »Immer hübsch mit der Ruhe!«, grollte der
Metzgergeselle und warf den Umstehenden vielsagende Blicke zu. »So billig
kommst du grauhaariges Maultier uns nicht davon.«
    Bruder Hilpert, der sämtliche Beleidigungen
geflissentlich ignorierte, machte einen Schritt nach vorn, wurde jedoch von
seinem Kontrahenten in rüder Manier angerempelt. »Wer hier wann die Kurve
kratzt, bestimme ich allein, ist das klar?!«
    »Wenn du dich da einmal nicht irrst!«, hörte Bruder
Hilpert eine vertraute Stimme hinter sich sagen, nachdem er das Gleichgewicht
wiedergefunden hatte.
    »Wer bist denn du?«, pöbelte der Metzger, wobei sich eine
Spur Unsicherheit in seine Stimme zu mischen begann.
    »Zunächst einmal: Wer von euch Vogelscheuchen mich
duzt, bestimme ich allein, ist das klar?«, äffte Berengar den Metzger mit
sichtlichem Vergnügen nach. »Und jetzt gebt endlich Fersengeld, sonst werde ich
euch eine Abreibung verpassen, die sich gewaschen hat! Packt euch – oder seid
ihr etwa alle taub?!«
    Einen Wimpernschlag lang starrten die Umstehenden den
martialisch anmutenden Hünen im dunklen Wams mit finsteren Blicken an. Doch wie
so oft wirkte die Hand am Schwertknauf wahre Wunder. Noch ein paar halblaut
gemurmelte Flüche, feindselige Blicke und Drohgebärden. Und schon waren der
Metzger und seine Spießgesellen verschwunden.
    Bruder Hilpert atmete tief durch. »Danke, das war
knapp!«, begrüßte er Berengar. »Und – irgendwelche neuen Erkenntnisse?«, fragte
er gespannt, klopfte seinem Freund anerkennend auf die Schulter und gab ihm
durch einen Wink zu verstehen, ihm zu folgen. Das Gedränge war groß, und so
dauerte es einige Zeit, bis der Vogt antworten konnte. »Zumindest nicht, was
den Täter angeht!«, hielt er sich merklich zurück.
    »Aber?« Bruder Hilpert kannte Berengar gut genug, um
zu wissen, dass er noch eine Überraschung parat hatte.
    Und dem war auch so. »Kein Honigschlecken, diesen
Leinenweber zum Reden zu bringen!«, begann der Vogt. »Vor allem nicht in
Gegenwart seiner Alten. Ich musste meine ganze Überzeugungskraft aufbieten, bis
der gute alte Schorsch endlich den Mund aufgemacht hat!«
    Bruder Hilpert sah Berengar stirnrunzelnd an. Wusste
er doch nur zu gut, welcher Methoden sich Berengar bisweilen bediente.
    »Keine Angst!«, warf Berengar beschwichtigend ein.
»Nicht so, wie du denkst! Ein paar freundliche Worte, und die Quelle begann
munter zu sprudeln.«
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Gegenfrage: Haben sich Ihre Magnifizenz schon einmal
gefragt, wem es obliegt, den Abfall auf den Straßen zu entfernen?«
    »Ehrlich gesagt – nein!«
    »Aber ich!«
    »Und mit welchem Resultat?«
    Damit keiner der Umstehenden etwas mitbekam, hielt
Berengar seinen Freund fest und trat bis auf wenige Zoll an Bruder Hilpert
heran. »Den

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