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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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aufhören, weil wir sonst zu viel kalte Luft
    schluckten. Aber wir schrien alles Mögliche zu Ole hinüber,
    der im Schlitten hinter uns saß, und er gab es schreiend an
    Britta und Inga weiter.
    »Wenn es Heringssalat gibt, fahre ich wieder nach Hause!«,
    schrie Lasse.
    »Ich auch!«, schrie Ole.
    Nun musste er Britta und Inga erklären, was er damit meinte.
    Und nach einer Weile schrie Ole uns zu, dass auch Britta und
    Inga wieder nach Hause fahren würden, wenn es Heringssalat
    gäbe. Aber wir fuhren nicht wieder nach Hause, obwohl es Heringssalat gab. Es gab ja noch tausend andere Gerichte, so
    dass wir nicht vom Heringssalat zu nehmen brauchten.
    Tante Jenny hat selbst drei Töchter und außerdem waren
    noch viele andere Kinder beim Festessen. Wir hielten uns in
    einem großen Saal im ersten Stock auf und spielten den ganzen
    Tag, außer wenn wir essen mussten. Schließlich hatten wir
    die Esserei satt, denn kaum waren wir mit einem Spiel so
    richtig in Gang gekommen, erschien prompt Tante Jenny und
    sagte, nun mussten wir herunterkommen und noch etwas
    essen. Anscheinend haben Erwachsene wirklich nichts anderes
    zu tun, als nur zu essen, wenn sie zu einem Festessen gehen.
    Tante Jennys älteste Tochter heißt Nanna. Wir spielten, Nanna
    sei eine Hexe, die dicht neben dem Saal in einer Garderobe
    wohne. Wir taten, als sei die Garderobe ihr Haus und der Saal
    ein großer Wald. Und gerade als wir im Wald waren und
    Beeren pflückten, kam die Hexe aus ihrem Haus gestürzt und
    fing uns. Oh, hatte ich aber Angst! Ich wusste die ganze Zeit,
    dass es nur Nanna war, aber ich fürchtete mich genauso, als
    wenn sie eine richtige Hexe gewesen wäre. In der Garderobe
    stand eine große Truhe. Wir taten, als sei dies der Bratofen
    der Hexe. Und sie briet Lasse in ihrem Backofen. Aber
    zum Glück konnte er sich in letzter Minute retten.

    »Ein wenig angebrannt rieche ich schon«, sagte Lasse.
    Manchmal kam die Hexe angesaust und schrie: »Versteinert!«
    Dann mussten alle vollkommen still stehen und durften kein
    Glied rühren. Einmal, als die Hexe ihr »Versteinert« geschrien
    hatte, sah Lasse urkomisch aus. Er stand auf einem Bein,
    streckte die Zunge heraus, hielt sich mit den Händen an den
    Ohren und schielte auch noch.
    Er musste still stehen und urkomisch aussehen, bis die Hexe
    kam und ihn endlich aus der Verzauberung erlöste. Wir
    haben furchtbar über ihn gelacht.
    Tante Jennys Töchter hatten ein wunderschönes Puppenhaus.
    Es stand in einer Ecke des Saales. Und Inga und ich konnten
    es nicht lassen, ab und zu hinzugehen und es uns anzusehen.
    In diesem Puppenhaus gab es eine Küche, ein Speisezimmer,
    ein Schlafzimmer und einen Salon. Eine sehr vornehme
    Puppenfamilie wohnte dort. Nanna sagte, das wären der Graf
    und die Gräfin Goldmorchel. Der Graf und die Gräfin hatten
    eine kleine schöne Tochter, die saß im Salon auf einem Stuhl.
    Sie hieß Isabella Goldmorchel. Als die Großen endlich mit
    Essen fertig waren, kamen sie zu uns herauf und spielten mit.
    Wir spielten Blindekuh. Oles Papa war Blindekuh. Ein
    großes, kariertes Taschentuch war vor seine Augen
    gebunden. Wir sprangen um ihn herum und zupften ihn an
    seiner Jacke, sooft wir sie erwischen konnten.
    Dann spielten wir Pfänderspiele. Ich gab mein kleines
    Goldherz als Pfand. Als wir die Pfänder auslösten, wurde ich
    verurteilt, drei Purzelbäume zu schlagen. Das tat ich und
    bekam dann mein Goldherz zurück. Ole wurde verurteilt,
    den Namen seiner Liebsten in den Ofen zu rufen. Und stellt
    euch vor, da rief er doch »Lisa«. Lasse fing an zu lachen und
    ich schämte mich entsetzlich. Aber da sah Ole mich spöttisch
    an und sagte:
    »Ich meinte meine Mama, verstehst du! Sie heißt ja auch Lisa.«
    Papa wurde verurteilt, wie eine Krähe im ganzen Saal herumzu-
    hüpfen. Oh, wie haben wir über ihn gelacht! Ich habe Papa
    noch nie wie eine Krähe hüpfen sehen. Aber das Allertollste
    war doch wohl das, was Tante Jenny machen sollte. Sie wurde
    verurteilt, auf den Tisch zu klettern. Dort sollte sie auf einem
    Bein stehen und wie ein Hahn krähen. Sie wollte aber nicht.
    »So ein Blödsinn«, sagte sie.
    »Glaubt ihr, der Tisch hält mich alte, dicke Frau aus?« Vielleicht hatte sie Recht. Denn Tante Jenny wiegt beinahe zwei Zentner.
    Wir spielten lange und hatten viel Spaß. Nur Inga und ich schli-
    chen manchmal zum Puppenhaus, um Isabella Goldmorchel an-
    zugucken.
    Das Schönste am Festessen bei Tante Jenny war, dass wir über
    Nacht dort

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