Die Kinder aus Bullerbü
aufhören, weil wir sonst zu viel kalte Luft
schluckten. Aber wir schrien alles Mögliche zu Ole hinüber,
der im Schlitten hinter uns saß, und er gab es schreiend an
Britta und Inga weiter.
»Wenn es Heringssalat gibt, fahre ich wieder nach Hause!«,
schrie Lasse.
»Ich auch!«, schrie Ole.
Nun musste er Britta und Inga erklären, was er damit meinte.
Und nach einer Weile schrie Ole uns zu, dass auch Britta und
Inga wieder nach Hause fahren würden, wenn es Heringssalat
gäbe. Aber wir fuhren nicht wieder nach Hause, obwohl es Heringssalat gab. Es gab ja noch tausend andere Gerichte, so
dass wir nicht vom Heringssalat zu nehmen brauchten.
Tante Jenny hat selbst drei Töchter und außerdem waren
noch viele andere Kinder beim Festessen. Wir hielten uns in
einem großen Saal im ersten Stock auf und spielten den ganzen
Tag, außer wenn wir essen mussten. Schließlich hatten wir
die Esserei satt, denn kaum waren wir mit einem Spiel so
richtig in Gang gekommen, erschien prompt Tante Jenny und
sagte, nun mussten wir herunterkommen und noch etwas
essen. Anscheinend haben Erwachsene wirklich nichts anderes
zu tun, als nur zu essen, wenn sie zu einem Festessen gehen.
Tante Jennys älteste Tochter heißt Nanna. Wir spielten, Nanna
sei eine Hexe, die dicht neben dem Saal in einer Garderobe
wohne. Wir taten, als sei die Garderobe ihr Haus und der Saal
ein großer Wald. Und gerade als wir im Wald waren und
Beeren pflückten, kam die Hexe aus ihrem Haus gestürzt und
fing uns. Oh, hatte ich aber Angst! Ich wusste die ganze Zeit,
dass es nur Nanna war, aber ich fürchtete mich genauso, als
wenn sie eine richtige Hexe gewesen wäre. In der Garderobe
stand eine große Truhe. Wir taten, als sei dies der Bratofen
der Hexe. Und sie briet Lasse in ihrem Backofen. Aber
zum Glück konnte er sich in letzter Minute retten.
»Ein wenig angebrannt rieche ich schon«, sagte Lasse.
Manchmal kam die Hexe angesaust und schrie: »Versteinert!«
Dann mussten alle vollkommen still stehen und durften kein
Glied rühren. Einmal, als die Hexe ihr »Versteinert« geschrien
hatte, sah Lasse urkomisch aus. Er stand auf einem Bein,
streckte die Zunge heraus, hielt sich mit den Händen an den
Ohren und schielte auch noch.
Er musste still stehen und urkomisch aussehen, bis die Hexe
kam und ihn endlich aus der Verzauberung erlöste. Wir
haben furchtbar über ihn gelacht.
Tante Jennys Töchter hatten ein wunderschönes Puppenhaus.
Es stand in einer Ecke des Saales. Und Inga und ich konnten
es nicht lassen, ab und zu hinzugehen und es uns anzusehen.
In diesem Puppenhaus gab es eine Küche, ein Speisezimmer,
ein Schlafzimmer und einen Salon. Eine sehr vornehme
Puppenfamilie wohnte dort. Nanna sagte, das wären der Graf
und die Gräfin Goldmorchel. Der Graf und die Gräfin hatten
eine kleine schöne Tochter, die saß im Salon auf einem Stuhl.
Sie hieß Isabella Goldmorchel. Als die Großen endlich mit
Essen fertig waren, kamen sie zu uns herauf und spielten mit.
Wir spielten Blindekuh. Oles Papa war Blindekuh. Ein
großes, kariertes Taschentuch war vor seine Augen
gebunden. Wir sprangen um ihn herum und zupften ihn an
seiner Jacke, sooft wir sie erwischen konnten.
Dann spielten wir Pfänderspiele. Ich gab mein kleines
Goldherz als Pfand. Als wir die Pfänder auslösten, wurde ich
verurteilt, drei Purzelbäume zu schlagen. Das tat ich und
bekam dann mein Goldherz zurück. Ole wurde verurteilt,
den Namen seiner Liebsten in den Ofen zu rufen. Und stellt
euch vor, da rief er doch »Lisa«. Lasse fing an zu lachen und
ich schämte mich entsetzlich. Aber da sah Ole mich spöttisch
an und sagte:
»Ich meinte meine Mama, verstehst du! Sie heißt ja auch Lisa.«
Papa wurde verurteilt, wie eine Krähe im ganzen Saal herumzu-
hüpfen. Oh, wie haben wir über ihn gelacht! Ich habe Papa
noch nie wie eine Krähe hüpfen sehen. Aber das Allertollste
war doch wohl das, was Tante Jenny machen sollte. Sie wurde
verurteilt, auf den Tisch zu klettern. Dort sollte sie auf einem
Bein stehen und wie ein Hahn krähen. Sie wollte aber nicht.
»So ein Blödsinn«, sagte sie.
»Glaubt ihr, der Tisch hält mich alte, dicke Frau aus?« Vielleicht hatte sie Recht. Denn Tante Jenny wiegt beinahe zwei Zentner.
Wir spielten lange und hatten viel Spaß. Nur Inga und ich schli-
chen manchmal zum Puppenhaus, um Isabella Goldmorchel an-
zugucken.
Das Schönste am Festessen bei Tante Jenny war, dass wir über
Nacht dort
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