Die Kinder aus Bullerbü
Schwein war. Unsere Klasse
hatte Vorlesen. Es ist das schönste Fach in der Schule, finde ich.
Ich war gerade an der Reihe vorzulesen. Es handelte von
Gustaf Vasa.
»Da brach der König in Tränen aus«, las ich. Und gerade, als
ich das gesagt hatte, hörte man ein entsetzlich trauriges
Quieken, so dass man beinahe glauben konnte, es wäre
Gustaf Vasa, der quiekte. Aber er war es nicht. Es war das
Schwein, das unter Lasses Bank stand. Lasse hatte den
Pfropfen, der im Hinterteil des Schweins steckte,
herausgenommen, damit die Luft herauskonnte. Alle Kinder
kicherten. Es sah aus, als wollte Fräulein Lundgren auch
lachen, aber sie tat es nicht. Lasse musste die ganze Stunde in
der Ecke stehen. Das Schwein auch.
Aber es ist nicht nur Lasse, der Unfug macht. Alle Jungen
sind ungefähr gleich. Einmal musste die Lehrerin zu einer
Besprechung und wir sollten allein bleiben und rechnen und
zeichnen. Fräulein Lundgren sagte zu Britta, sie solle sich
nach vorn ans Pult setzen und sie vertreten. Denn Britta ist so
tüchtig in der Schule. Aber die Lehrerin war kaum zur Tür
hinaus, da fingen die Jungen auch schon an zu krakeelen.
»Fräulein, Fräulein!«, schrien sie, hoben die Arme und
schnipsten mit den Fingern.
»Was wollt ihr?«, fragte Britta.
»Wir wollen raus!«, schrien alle zusammen. Und ein Junge, der
Stig heißt, knipste mit den Fingern und schrie:
»Fräulein, Fräulein, wie viele Frikadellen gehen auf eine
Kuh?«
Bosse meldete sich und sagte: »Haben Sie schon gehört,
Fräulein, dass die Kartoffeln dieses Jahr gut wachsen?«
Britta sagte: »Ja, stell dir vor, ich habe es gehört!«
Und da sagte Bosse: »Sie haben aber ein unheimlich gutes
Gehör, Fräulein.«
Lasse hob die Hand hoch und fragte, ob er der Lehrerin
nicht zeigen dürfe, was er gezeichnet habe. Und dann ging er
mit seinem Zeichenblock nach vorn zu Britta. Aber die ganze
Blockseite war mit schwarzer Farbe vollständig übermalt.
»Was soll denn das sein?«, fragte Britta.
»Das sind fünf schwarze Neger in einer dunklen Kammer«,
antwortete Lasse.
Britta fand es überhaupt nicht lustig, Lehrerin zu sein. Sie
war froh, als unsere richtige Lehrerin zurückkam. Fräulein
Lundgren fragte sie, ob die Kinder artig gewesen wären. Und
da sagte Britta: »Die Jungen nicht.«
Und die Lehrerin schimpfte die Jungen aus und sagte, nun
müssten sie alle zusammen nachsitzen und eine ganze Stunde
lang rechnen. Und denkt nur, in der Pause kam dieser Stig zu
Britta und sagte: »Alte Petze!«, und warf ihr seine Schultasche
an den Kopf. Das war doch wohl ungerecht?
Als wir nach Hause gingen, sagte Britta zu Inga und mir, sie
wolle nie mehr in ihrem Leben Lehrerin sein.
Aber wir trödelten auf dem Heimweg, so sehr wir konnten,
damit Lasse, Bosse und Ole uns einholen konnten. Denn wenn
sie eine ganze Stunde später gekommen wären als wir, hätten
sich die Mütter sicher gewundert, und dann hätten die Jungen
noch mehr Ärger gekriegt. Und die Strafe, die sie von der
Lehrerin bekommen hatten, reichte, fanden wir.
Einmal hatten wir besonders viel Spaß in der Schule. Das war
am ersten April. Da führten wir die Lehrerin an. Was man ja am
ersten April machen soll. Ja, vielleicht soll man es nicht gerade tun, aber man darf es - und man wird dafür nicht bestraft.
Gewöhnlich fängt die Schule morgens um acht Uhr an. Aber am
Tag vor dem ersten April verabredeten wir Kinder, am
nächsten Morgen schon um sechs Uhr in der Schule zu sein. An
der Wand im Klassenzimmer hängt eine Uhr. Kurz bevor die
Lehrerin nach der letzten Schulstunde vor dem ersten April
das Klassenzimmer abschloss, lief Lasse hinein und drehte den
großen Zeiger dieser Uhr um zwei Stunden weiter.
Und am nächsten Tag kamen wir alle zur Schule, als es sechs
Uhr war. Wenn auch die Uhr an der Wand im Klassenzimmer
natürlich acht Uhr zeigte.
Wir trampelten und machten so viel Krach, wie wir konnten
im Vorraum der Schule, damit die Lehrerin uns hören sollte.
Sie wohnte im oberen Stockwerk des Schulhauses. Lasse rannte
hinauf und klopfte an ihre Tür. Und da fragte Fräulein Lundgren
ganz verschlafen: »Wer ist da?«
»Hier ist Lasse«, sagte Lasse. »Ist denn heute keine Schule?«
»Oh, liebes Kind, habe ich verschlafen?«, rief Fräulein
Lundgren.
»Ich komme sofort.«
Natürlich hat die Lehrerin auch bei sich oben eine Uhr, aber
sie hatte es wohl so eilig, dass sie gar nicht hinguckte. Die
Uhr im Klassenzimmer war zwanzig Minuten
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