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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Schwein war. Unsere Klasse
    hatte Vorlesen. Es ist das schönste Fach in der Schule, finde ich.
    Ich war gerade an der Reihe vorzulesen. Es handelte von
    Gustaf Vasa.
    »Da brach der König in Tränen aus«, las ich. Und gerade, als
    ich das gesagt hatte, hörte man ein entsetzlich trauriges
    Quieken, so dass man beinahe glauben konnte, es wäre
    Gustaf Vasa, der quiekte. Aber er war es nicht. Es war das
    Schwein, das unter Lasses Bank stand. Lasse hatte den
    Pfropfen, der im Hinterteil des Schweins steckte,
    herausgenommen, damit die Luft herauskonnte. Alle Kinder
    kicherten. Es sah aus, als wollte Fräulein Lundgren auch
    lachen, aber sie tat es nicht. Lasse musste die ganze Stunde in
    der Ecke stehen. Das Schwein auch.
    Aber es ist nicht nur Lasse, der Unfug macht. Alle Jungen
    sind ungefähr gleich. Einmal musste die Lehrerin zu einer
    Besprechung und wir sollten allein bleiben und rechnen und
    zeichnen. Fräulein Lundgren sagte zu Britta, sie solle sich
    nach vorn ans Pult setzen und sie vertreten. Denn Britta ist so
    tüchtig in der Schule. Aber die Lehrerin war kaum zur Tür
    hinaus, da fingen die Jungen auch schon an zu krakeelen.
    »Fräulein, Fräulein!«, schrien sie, hoben die Arme und
    schnipsten mit den Fingern.
    »Was wollt ihr?«, fragte Britta.
    »Wir wollen raus!«, schrien alle zusammen. Und ein Junge, der
    Stig heißt, knipste mit den Fingern und schrie:
    »Fräulein, Fräulein, wie viele Frikadellen gehen auf eine
    Kuh?«
    Bosse meldete sich und sagte: »Haben Sie schon gehört,
    Fräulein, dass die Kartoffeln dieses Jahr gut wachsen?«
    Britta sagte: »Ja, stell dir vor, ich habe es gehört!«
    Und da sagte Bosse: »Sie haben aber ein unheimlich gutes
    Gehör, Fräulein.«
    Lasse hob die Hand hoch und fragte, ob er der Lehrerin
    nicht zeigen dürfe, was er gezeichnet habe. Und dann ging er
    mit seinem Zeichenblock nach vorn zu Britta. Aber die ganze
    Blockseite war mit schwarzer Farbe vollständig übermalt.
    »Was soll denn das sein?«, fragte Britta.
    »Das sind fünf schwarze Neger in einer dunklen Kammer«,
    antwortete Lasse.
    Britta fand es überhaupt nicht lustig, Lehrerin zu sein. Sie
    war froh, als unsere richtige Lehrerin zurückkam. Fräulein
    Lundgren fragte sie, ob die Kinder artig gewesen wären. Und
    da sagte Britta: »Die Jungen nicht.«

    Und die Lehrerin schimpfte die Jungen aus und sagte, nun
    müssten sie alle zusammen nachsitzen und eine ganze Stunde
    lang rechnen. Und denkt nur, in der Pause kam dieser Stig zu
    Britta und sagte: »Alte Petze!«, und warf ihr seine Schultasche
    an den Kopf. Das war doch wohl ungerecht?

    Als wir nach Hause gingen, sagte Britta zu Inga und mir, sie
    wolle nie mehr in ihrem Leben Lehrerin sein.
    Aber wir trödelten auf dem Heimweg, so sehr wir konnten,
    damit Lasse, Bosse und Ole uns einholen konnten. Denn wenn
    sie eine ganze Stunde später gekommen wären als wir, hätten
    sich die Mütter sicher gewundert, und dann hätten die Jungen
    noch mehr Ärger gekriegt. Und die Strafe, die sie von der
    Lehrerin bekommen hatten, reichte, fanden wir.
    Einmal hatten wir besonders viel Spaß in der Schule. Das war
    am ersten April. Da führten wir die Lehrerin an. Was man ja am
    ersten April machen soll. Ja, vielleicht soll man es nicht gerade tun, aber man darf es - und man wird dafür nicht bestraft.
    Gewöhnlich fängt die Schule morgens um acht Uhr an. Aber am
    Tag vor dem ersten April verabredeten wir Kinder, am
    nächsten Morgen schon um sechs Uhr in der Schule zu sein. An
    der Wand im Klassenzimmer hängt eine Uhr. Kurz bevor die
    Lehrerin nach der letzten Schulstunde vor dem ersten April
    das Klassenzimmer abschloss, lief Lasse hinein und drehte den
    großen Zeiger dieser Uhr um zwei Stunden weiter.
    Und am nächsten Tag kamen wir alle zur Schule, als es sechs
    Uhr war. Wenn auch die Uhr an der Wand im Klassenzimmer
    natürlich acht Uhr zeigte.
    Wir trampelten und machten so viel Krach, wie wir konnten
    im Vorraum der Schule, damit die Lehrerin uns hören sollte.
    Sie wohnte im oberen Stockwerk des Schulhauses. Lasse rannte
    hinauf und klopfte an ihre Tür. Und da fragte Fräulein Lundgren
    ganz verschlafen: »Wer ist da?«
    »Hier ist Lasse«, sagte Lasse. »Ist denn heute keine Schule?«
    »Oh, liebes Kind, habe ich verschlafen?«, rief Fräulein
    Lundgren.
    »Ich komme sofort.«
    Natürlich hat die Lehrerin auch bei sich oben eine Uhr, aber
    sie hatte es wohl so eilig, dass sie gar nicht hinguckte. Die
    Uhr im Klassenzimmer war zwanzig Minuten

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