Die Kinder aus Bullerbü
Mögliche. Im Ganzen
bekam ich fünfzehn Weihnachtsgeschenke. Für Mama hatte ich
ein Kreuzstichdeckchen gemacht. Sie freute sich sehr darüber.
Für Papa hatte ich einen Kalender gekauft. Auch er freute sich
sehr. Ich bin froh, wenn Menschen sich über meine Weih-
nachtsgeschenke freuen. Das ist genauso schön, als wenn
man selbst Weihnachtsgeschenke bekommt. Lasse und Bosse
bekamen große bunte Glasmarmeln von mir.
Später tanzten wir um den Weihnachtsbaum und vom
Nordhof und vom Südhof kamen alle und halfen uns dabei.
Großvater kam auch, obwohl er nicht tanzen konnte. Ich
glaube, wir haben wenigstens zwanzigmal getanzt und dazu
gesungen.
Später am Abend baute ich alle meine Weihnachtsgeschenke
auf dem Tisch neben meinem Bett auf. Ich wollte sie sofort
sehen können, wenn ich am nächsten Morgen aufwachte.
Weihnachten ist herrlich. Eigentlich ist es schade, dass nicht
ein bisschen öfter Weihnachten ist.
Wir fahren Schlitten
ullerbü liegt sehr hoch, und wenn wir nach Storbü in
B die Schule oder zum Kaufmann wollen, geht es fast die
ganze Zeit bergab. Aber wenn wir wieder nach Hause gehen,
müssen wir den ganzen Weg bergauf steigen. Lasse meint,
wenn er erst groß ist und ein Drehrumdiebolzen-Ingenieur
geworden ist, wird er einen Abhang erfinden, der sich dreht,
so dass man immer bergab gehen kann.
Diese Abhänge von Bullerbü hinunter nach Storbü sind die
besten Schlittenbahnen, die man sich denken kann. In den
Weihnachtsferien fahren wir dort immer Schlitten. In diesem
Jahr, am zweiten Feiertag, als wir alle unsere geschenkten
Bücher ausgelesen und unsere Pfefferkuchen aufgegessen
hatten, holte Lasse unseren großen Holzschlitten heraus. Und
dann setzten wir uns auf den Schlitten, wir Kinder aus
Bullerbü, und Lasse lenkte.
»He, Achtung!«, schrien wir alle, so laut wir konnten. Nötig
war das eigentlich nicht, denn es ist selten jemand auf unseren
Abhängen. Aber es war auf jeden Fall lustig zu schreien,
wenn wir in voller Fahrt angesaust kamen. Danach war es
recht mühsam, sich wieder nach Bullerbü hinaufzuplagen.
Und Lasse sprach sehr viel von dem drehbaren Abhang, den
er erfinden wollte.
»Kannst du nicht sofort einen erfinden?«, fragte Bosse. Aber
Lasse sagte, für seinen Abhang brauche er unheimlich viel
Pulver und Dynamit und Räder und Schrauben, und allein
die Bauarbeiten nähmen dann noch sicher zehn Jahre in
Anspruch. Und so lange konnten wir ja nicht warten.
Als wir endlich mit dem Schlitten die Abhänge
hinaufgeklettert waren und gerade wieder von unserem
Kuhstall aus hinunter wollten, kamen Papa und Oles Papa
und Brittas und Ingas Papa aus dem Stall, und Papa sagte:
»Hört mal, Kinder, leiht uns mal eine Weile den Schlitten.«
Er setzte sich auf den Schlitten und das taten Onkel Erik und
Onkel Nils auch. Und dann sausten sie den Abhang
hinunter. Wir warteten. Aber als sie zurückkamen, liehen sie
sich den Schlitten noch einmal - nur weil die Fahrt so lustig
gewesen war. Ja, so kindisch können große Leute manchmal
sein.
Aber wir holten den Holzschlitten vom Nordhof und fuhren
den Vätern nach. Als wir den ersten Abhang zur Hälfte
hinter uns hatten, sahen wir sie in einer Schneewehe liegen.
Sie lachten so laut, wie sie nur konnten.
»Wie lenkst du eigentlich, Erik?«, sagte Papa.
Es war völlig unmöglich, sie vom Schlitten wegzukriegen. Sie
fuhren so lange, bis Brittas und Ingas Mama kam und zu
Onkel Erik sagte, er solle jetzt nach Hause kommen und Holz
hacken.
»Nie darf man sich ein bisschen amüsieren«, sagte Onkel Erik
und lachte und klopfte sich den Schnee ab.
Als wir allein waren, machten wir Wettrodeln. Britta, Inga und ich hatten den Nordhof-Schlitten und Lasse, Bosse und Ole hatten
den Mittelhof-Schlitten. Wir spielten, dass es
Wikingerschiffe seien, die über das Meer segelten. Lasse
nannte den Schlitten der Jungen »Riesige Schlange«, wir
nannten unseren »Rosengold«.
Lasse fand, das sei ein alberner Name für ein Wikingerschiff.
»Das macht nichts, wenn er nur hübsch ist«, sagten wir.
Wenn wir unser Schiff nun einmal getauft hatten, konnten wir
den Namen doch nicht einfach auswechseln, nur weil Lasse ihn
albern fand.
Das Wettrodeln war unheimlich spannend. »Riesige
Schlange« und »Rosengold« hielten sich die ganze Zeit genau
nebeneinander. Die Jungen schrien immerzu:
»Rosengold, o weh, o weh,
segelt jetzt bald in den Schnee!«
Aber es war »Riesige Schlange«, die umkippte. Genau
Weitere Kostenlose Bücher