Die Kinder aus Bullerbü
Rolle
weißes Nähgarn, Nummer 40, und ein Päckchen
Vanillezucker mitzubringen.
»Und, wartet, was wollte ich denn noch haben?«, sagte sie und
sah nachdenklich aus.
»Einen Ring Bratwurst von der besten«, schlug ich vor.
»Ja, genau das war es!«, sagte Oles Mutter. »Wie hast du
das geraten?«
Und dann gingen Inga und ich los. Wir waren ja ein wenig
besorgt, ob wir das alles behalten würden, und deshalb
zählten wir uns anfangs immer wieder auf, was wir
mitbringen sollten.
Aber langsam wurde es uns über. Wir gingen Hand in Hand,
wir schwenkten unsere Körbe, die Sonne schien, und es
duftete herrlich aus den Bäumen. Wir sangen, so laut wir
konnten.
»Einen Ring Bratwurst von der besten«, sangen wir. Es
klang richtig schön.
So ging das: Zuerst sang ich »Einen Ring Bratwurst« in einer
langsamen, schönen Melodie, und dann stimmte Inga so
munter wie möglich mit »von der besten, von der besten« ein.
Manchmal sangen wir es auch so, dass wir nach der Melodie
marschieren konnten. Aber zuletzt entschieden wir uns doch
für eine Melodie, die durch und durch traurig war, traurig,
aber wunderschön von Anfang bis zum Ende. Sie war so, dass
man beinahe darüber hätte weinen können.
»Oh, wie ist das doch traurig mit der Bratwurst«, sagte Inga,
als wir endlich ankamen.
Im Laden waren sehr viele Leute, und wir mussten lange
warten, bis wir an der Reihe waren. Eigentlich hätten wir
noch länger warten dürfen, denn Erwachsene denken immer,
dass Kinder in den Geschäften ewig warten können. Die
Erwachsenen drängen sich immer vor. Aber schließlich kam
Onkel Emil selbst nach vorn in seinen Laden. Ihn kennen wir.
Er fragte uns, wie es in Bullerbü ginge und ob wir viele Eier
zu Ostern gegessen hätten und ob wir nun nicht endlich bald
heiraten wollten.
»Das wollen wir ganz bestimmt nicht«, sagte ich.
»Und was wünschen die Damen heute einzukaufen?«, fragte
Onkel Emil. Er spricht immer so geschwollen, aber ich mag
ihn trotzdem. Er hat einen Bleistift hinterm Ohr und ein rotes
Bärtchen. Er schenkt uns immer saure Bonbons, die er in einer
großen Dose hat. Zuerst zählte Inga alles auf, was sie für ihre
Mutter und für ihren Großvater einkaufen sollte. Dann
dachten Inga und ich ganz unheimlich nach, um auch ja
nichts zu vergessen. Und Onkel Emil wog ab und packte ein,
was Inga heruntergeleiert hatte.
Nun war ich dran mit dem Aufzählen, was ich für Mama und
Oles Mutter mitbringen sollte. Und Inga und ich dachten
wieder ganz unheimlich nach, um auch ja nichts zu vergessen.
Dann schenkte uns Onkel Emil saure Bonbons, und wir
gingen.
Gleich hinter der Schule trafen wir einen Jungen, den wir
kennen. Er sah, dass wir neue Mützen aufhatten. Nachdem wir
eine Weile gegangen waren und gerade an die Gabelung
kamen, wo der Weg nach Bullerbü abzweigt, sagte ich:
»Inga, kannst du dich erinnern, ob ich Hefe gekauft habe?«
Daran konnte sich Inga überhaupt nicht erinnern. Wir fingen
also an, alle Pakete in meinem Korb zu drücken. Aber da war
nichts, was sich wie Hefe anfühlte. Wir mussten zum Laden
zurückgehen. Onkel Emil lachte über uns, gab uns die Hefe
und schenkte uns noch ein paar saure Bonbons. Dann gingen
wir.
Gerade waren wir wieder an der Weggabelung angekommen,
da schrie Inga:
»Oh! Großvaters Kampferliniment!«
»Das darf doch nicht wahr sein!«
Wir mussten zum Laden zurückgehen. Oje, wie hat Onkel
Emil über uns gelacht! Er gab uns das Kampferliniment und
noch einige saure Bonbons dazu.
Als wir diesmal die Weggabelung erreichten, sah Inga so
erschrocken aus, dass sie mir richtig Leid tat.
»Lisa«, sagte sie, »ich glaube, ich hab keinen Zucker gekauft!«
»Inga«, sagte ich, »jetzt sag nur nicht, dass du keinen
Zucker gekauft hast. Denk doch mal nach - du hast doch
wohl Zucker gekauft?«
Wir drückten und tasteten an den Paketen in Ingas Korb
herum, aber es gab nichts, was sich wie Zucker anfühlte.
Onkel Emil hinter seinem Ladentisch fiel beinahe um, als er
uns sah. Aber wir bekamen den Zucker und – noch mehr
saure Bonbons.
»Es ist wohl besser, wenn ich vorsichtshalber noch eine
neue Büchse Bonbons vom Lager hereinhole«, sagte Onkel
Emil. »Mir scheint, mein Vorrat hier geht langsam zu Ende.«
»Nein, das ist nicht nötig, nun kommen wir bestimmt nicht
mehr wieder«, sagte Inga.
Kurz bevor wir an der Weggabelung waren, sagte ich zu Inga:
»Inga, jetzt rennen wir ganz schnell vorbei. Das ist die
einzige
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