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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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auch.
    Sicherheitshalber warteten wir aber damit, bis wir ein kleines
    Stück vom Haus des Schuhmachers entfernt waren. Der
    Schuhmacher hätte es vielleicht auch albern gefunden, wenn wir
    auf der Straße standen und die Luft anhielten.
    Wir hielten die Luft richtig lange an. Ich sagte hinterher zu
    Mama, dass wir natürlich nicht deswegen so spät nach Hause
    kamen, weil wir so lange die Luft angehalten hatten, aber etwas
    lag es vielleicht doch daran. Lasse behauptete, er habe
    gewonnen, aber da sagte Ole: »Nee, Bosse war viel blauer im
    Gesicht als du.«
    Dann sagte Lasse: »Ob wir mal versuchen, wer am weitesten
    spucken kann? Aber natürlich ohne die Mädchen. Spucken kön-
    nen die nicht.«
    Da wurden Britta und Inga und ich aber wütend. Wir spucken
    nämlich genauso gut wie irgendein anderer. Britta sagte, wenn
    wir nicht mitmachen dürften, dann brauchten die Jungen morgen
    nicht zu ihrer Geburtstagsfeier zu kommen. Nun durften wir
    auch mitspucken. Natürlich gewann Lasse. Aber Inga spuckte
    wirklich weiter als Bosse und Ole.
    Der Schuhmacher hat eine Wiese, die im Frühling immer
    überschwemmt ist. Sie wird dann ein richtiger kleiner See. Ein
    großer, gewaltiger Stein liegt auf der Wiese. Und im Frühling
    ragt dieser Stein wie eine Insel aus dem Wasser. Als wir an die
    Schuhmacher-wiese gekommen waren, blieben wir eine Weile
    stehen und ruhten uns ein bisschen aus.
    »Ich möchte gern mal auf diesen Stein rauf«, sagte Lasse.
    Da sagten wir alle, das möchten wir auch. Lasse packte
    einige Zaunpfähle und legte sie wie eine Brücke zu dem
    Stein hinüber. Und wir krochen einer nach dem anderen zu
    dem Stein. Lasse zuerst. Das Wetter war schön und sonnig
    und es war herrlich, dort im Sonnenschein auf dem Stein zu
    sitzen.
    »Wenn wir nur etwas zu essen hätten«, sagte Inga.
    Aber wir hatten nichts. Die Bonbons waren alle. Lasse
    nahm seinen Ranzen und guckte nach. Da lagen Agdas Schuhe
    und dann noch ein Käsebrot, das er in der Frühstückspause
    nicht aufgegessen hatte.
    Wir spielten, der Stein sei ein Schiff, das hilflos im Ozean
    trieb, und wir waren die Matrosen, die verhungern müssten,
    wenn nicht endlich Rettung käme. Lasse teilte das Käsebrot in
    sechs gleich große Stückchen, gab sie uns und sagte:
    »Kameraden, das ist alles, was uns noch vom Tod trennt.
    Aber macht es wie euer Kapitän - seid tapfer und mutig!«
    Kapitän war natürlich er. Dann sagte er, das Schlimmste sei,
    dass wir kein Wasser hätten - wir würden wohl verdursten
    müssen.
    Aber Bosse sagte: »Blödsinn, die ganze Schuhmacherwiese ist
    doch voll Wasser.«
    Da sagte Lasse, Bosse sei dumm. Um unser Schiff herum gäbe
    es nur Salzwasser, und er, Lasse, der Kapitän, würde sofort
    jeden erschießen, der es wage, von dem Wasser zu trinken.
    Denn wer Salzwasser trinkt, sagte unser Kapitän, der wird
    wahnsinnig. Dann legte er sich auf den Stein und tat so, als
    fantasiere er vor Hunger und Durst, und Bosse sagte:
    »Mir scheint, unser Kapitän hat schon einige Liter Salzwasser
    getrunken!«
    Und Lasse fiel auf die Knie und rang die Hände und schrie:
    »Hilfe! Hilfe!« Es hörte sich richtig schaurig an. Und als er
    gerade am lautesten schrie - wer kam da? Der Schuhmacher!
    Er glaubte, Lasse sei wirklich in Gefahr. Natürlich wurde der
    Schuhmacher böse wie eine gereizte Biene. Er schrie:
    »Wenn ihr es geschafft habt, auf den Stein zu klettern, dann
    seht auch zu, wie ihr wieder runterkommt.«
    Aber er stieg doch ins Wasser hinein und hob uns der Reihe
    nach vom Stein und setzte uns auf die Straße. Gewiss, er hatte
    Gummistiefel an und schimpfte die ganze Zeit, aber es war
    doch nett von ihm, uns zu retten. Obwohl es ja eigentlich
    unnötig war. Aber das trauten wir uns natürlich nicht zu
    sagen.
    Wir machten, dass wir wegkamen, und er schrie hinter uns
    her, er hätte jetzt langsam genug von den Bullerbü-Kindern,
    und es gäbe nichts, wovon er mehr genug hätte. Und seine
    Zaunpfähle sollten wir in Zukunft in Frieden lassen.
    Nachdem wir eine Weile gegangen waren, sah ich zufällig
    auf Lasses Ranzen, und da rief ich: »Agdas Schuhe! Wo hast
    du sie gelassen?«
    Lasse war völlig verblüfft. Er sagte, die Schuhe lägen noch auf
    dem Stein. Er hatte sie dort hingelegt, als er das Käsebrot

    hervorholte. Wir kehrten alle um und begleiteten Lasse, denn es tat uns Leid, dass er allein gehen sollte.
    Tatsächlich, die Schuhe lagen noch auf dem großen Stein –
    in Zeitungspapier eingewickelt. Aber der Schuhmacher

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