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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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statt auf dem Weg, damit es
    nicht zu eintönig ist.
    Mama sagt, dass sie nicht versteht, warum der Weg von der
    Schule nach Hause mehr als doppelt so lange dauert wie der
    Weg von zu Hause in die Schule. Ich verstehe es auch nicht.
    Es ist wirklich merkwürdig. Aber es ist so. Und was soll man
    dagegen tun? Ich glaube nicht, dass man etwas dagegen tun
    kann.
    Eines Tages im Frühling, als wir geradezu unheimlich spät
    nach Hause kamen, sagte Mama zu mir:
    »Nun erzähl mir einmal ganz genau, was ihr auf dem
    Nachhauseweg gemacht habt.«
    Das tat ich. Es war so: Zuerst gingen wir zum Kaufmann in
    Storbü und kauften braunen Kandiszucker für Großvater.
    Großvater mag Kandis gern und wir kaufen gern für ihn ein.
    Er hat den Kandis im Eckschrank in seinem Zimmer und fast
    jedes Mal, wenn wir zu ihm kommen, gibt er uns ein
    Stückchen davon. Britta war es, die den Kandis kaufte. Es
    wäre schon lecker gewesen, ein wenig davon zu probieren,
    aber wir wussten, dass wir es nicht durften. Britta stopfte die
    Tüte in ihre Schultasche und sagte:
    »Wenn sechs Kinder den Kandis probieren, bleibt für
    Großvater nur noch die Tüte übrig.«
    »Lieber nicht«, sagte Lasse. »Es ist besser, wir beeilen uns,
    nach Hause zu kommen, bevor ein Unglück geschieht.«
    Wir fingen also an, nach Hause zu gehen. Aber Bosse ist
    immer sehr gierig nach Bonbons und er sagte:
    »Wenn man doch nur eine Krone hätte! Dann würde ich für
    das ganze Geld Bonbons kaufen.«
    »Ja, aber du hast keine Krone«, sagte Inga. »Zufällig!«
    »Nein, aber stell dir vor, man würde eine finden«, sagte
    Bosse. »Zufällig!«
    »Wie sollte das wohl zugehen?«, fragte Britta. »Du guckst
    doch beim Gehen immer nur in die Luft. Du müsstest
    wenigstens jetzt mal auf den Weg sehen.«
    Da beschloss Bosse, von nun an auf den Weg zu sehen. Und er
    war bestimmt noch keine fünfzig Meter gegangen, als er eine
    Krone fand. War das nicht fast ein Wunder? Vielleicht gibt es
    Zwerge, die hören, was man sich wünscht, und die streuen
    einem dann Geldstücke auf den Weg. Diese Krone hier lag
    genau an der Weggabelung, dort, wo der Weg nach Bullerbü
    abzweigt.
    Zuerst stand Bosse nur da und starrte die Krone an, als könne
    er einfach nicht daran glauben. Aber dann hob er sie auf, lief
    damit zum Geschäft nach Storbü zurück und kaufte Bonbons,
    genauso wie er es gesagt hatte. Wir warteten an der
    Weggabelung. Und als er zurückkam, bot er uns allen
    Bonbons an.
    »Wenn man sich vorstellt, wie einfach es ist, Geld zu finden«,
    sagte Bosse, »und was für Summen man schon achtlos liegen
    gelassen hat.«
    Oh, starrten wir nachher alle auf die Erde!
    Lasse sagte: »Wenn man doch nur eine Krone hätte!«
    Er glaubte wohl, dass ein Zwerg auch für ihn eine Krone
    bereitlegen würde. Aber Lasse fand keine Krone. Da sagte er:
    »Wenn man doch nur fünfzig Öre hätte!«
    Aber er fand keine fünfzig Öre. Da er nicht so schnell
    aufgeben wollte, sagte er: »Wenn man doch nur zehn Öre
    hätte!«
    Aber auch die fand er nicht. Da rief er wütend: »Ihr werdet
    sehen, ein Öre finde ich!«
    Auch das fand er nicht. Weder er noch ein anderer. Niemand
    von uns hat jemals ein einziges Öre gefunden seit dem Tag, als
    Bosse die Krone fand.
    Bosse bot uns Bonbons an, während wir nach Hause gingen.
    Aber dann kam er auf die Idee, dass wir um die Wette
    ausprobieren sollten, wer einen Bonbon am längsten im Mund
    behalten konnte, ohne dass er zerging. Sicher hatte er sich das
    ausgedacht, damit seine Bonbons langer reichten.
    Wir nahmen also jeder einen Bonbon in den Mund und
    lutschten so langsam daran, wie wir nur konnten. Und nach
    einer Weile stellten wir uns mitten auf dem Weg im Kreis auf,
    streckten die Zungen heraus und verglichen. Von den Bonbons
    war kaum noch etwas übrig. Bullerbü hatten wir jetzt halbwegs
    erreicht, und wir standen genau vor Schuhmacher Netts
    Häuschen. Der Schuhmacher steckte den Kopf aus dem
    Küchenfenster und sagte, wenn einer unter uns wäre, der noch
    ein bisschen vernünftig sei, dann könne er ja Agdas neu
    besohlte Schuhe mit nach Hause nehmen. Da hatten wir es aber
    eilig, unsere Zungen zurückzuziehen! Denn wir wollten ja nicht,
    dass jemand sehen konnte, wie wir unsere Bonbonreste
    verglichen. Übrigens gewann Britta den Bonbonwettstreit. Und
    Lasse nahm Agdas Schuhe und steckte sie in seinen Ranzen.
    Dann schlug Ole vor, dass wir ausprobieren sollten, wer am
    längsten die Luft anhalten konnte. Und das taten wir

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