Die Kinder aus Bullerbü
Fruchtsaft
bewirten. Und das tat ich. Die beiden freuten sich sehr. Und
gewaltig erstaunt waren sie auch, als ich sagte, ich sei es
gewesen, die diesen Zuckerkuchen gebacken hatte.
Dann hatte ich einen Einfall. Sicher waren Britta und Inga
ungerecht gewesen, aber ich dachte, ich könnte ihnen vielleicht
verzeihen und sie zu meinem Zuckerkuchen einladen. Britta,
Inga und ich schicken uns oft Briefe in einer Zigarrenkiste,
die auf einer Schnur läuft, die zwischen ihrem Zimmer im
Nordhof und meinem hier im Mittelhof gespannt ist. Ich
schrieb also einen Brief und legte ihn in die Zigarrenkiste, und
dann pfiff ich, so wie wir es tun, wenn wir uns mitteilen
wollen, dass ein Brief unterwegs ist. In diesem Brief hatte ich
geschrieben:
»Da ich es soeben geschafft habe, einen Zuckerkuchen zu
backen, möchte ich gern wissen, ob ihr kommen wollt, um ein
Stück davon zu probieren.«
Es dauerte keine zwei Minuten, da kamen sie aber angestürmt.
Sie wollten tatsächlich nicht glauben, dass ich ganz allein
einen so guten Zuckerkuchen gebacken hatte. Aber ich sagte:
»Liebe Kinder, das ist doch keine Kunst! Das kann doch
wohl jeder Mensch!«
Wir saßen in meinem Zimmer, tranken Saft und aßen von
meinem Zuckerkuchen. Aber hinterher liefen Britta und Inga
schnellstens nach Hause, denn sie wollten ihre Mama bitten,
sie auch Zuckerkuchen backen zu lassen.
Es regnete genauso stark wie vorher. Ich wusste nicht, was
ich machen sollte. Deshalb ging ich wieder in die Küche.
»Mama, es ist so langweilig – ich weiß wirklich nicht, was
ich machen soll«, sagte ich.
»Wenn ich du wäre, würde ich den Tisch in der Veranda
anstreichen«, sagte Mama. Mama glaubt bestimmt, ich kann
alles! Sie half mir, in einem Topf Farbe anzurühren. Es war
schöne grüne Farbe. Und ich fing an zu streichen. Der Tisch
wurde richtig fein! Ganz wie ein nagelneuer Tisch sah er aus.
Als ich ihn strich, hatte ich einen alten Overall an, um meine
Kleider nicht mit Farbe zu bespritzen.
Dann ging ich zu Lasse und Bosse hinauf, um ihnen zu
erzählen, dass ich den Verandatisch gestrichen hätte. Sie
sprangen sofort aus den Betten und liefen hinunter, um sich
den Tisch anzugucken. Und sie sagten zu Mama, nun wären
sie wieder vollkommen gesund. Sie wollten sich sofort
anziehen – und auch streichen.
Mama ließ Bosse ein altes Tablett anstreichen und Lasse durfte
eine Fußbank übermalen. Danach wollte Lasse auch noch die
Küchenbank streichen, aber da sagte Mama, wir könnten ja
nicht das ganze Haus grün anmalen.
Plötzlich tupfte Lasse einen grünen Farbklecks auf Bosses
Nase. Und da versuchte natürlich Bosse, auch einen Klecks
auf Lasses Nase zu landen. Aber Lasse sprang zur Seite.
Bosse verfolgte ihn mit erhobenem Pinsel. Mama kam gerade
zurecht, um zu sehen, wie die Farbe auf den Fußboden
tropfte. Und sie sagte, wenn sie sich nicht besser in Acht
nähmen, würde sie ihnen beiden den Hosenboden blau
streichen. Bosse war wütend, weil Lasse keine Farbe auf der
Nase hatte. Da packte Mama Lasse und setzte einen schönen
Klecks grüner Farbe mitten auf seine Nase. Dann nahm sie
beiden die Pinsel weg. So geht es immer, wenn die Jungen
einmal etwas helfen wollen.
In diesem Augenblick kamen Britta und Inga mit dem
Zuckerkuchen, den sie gebacken hatten. Er war genauso
schön wie meiner. Nur war meiner vielleicht etwas höher aufgegangen.
Wir setzten uns alle auf den Dachboden. Bosse kroch durch die
Linde zu Ole, damit er auch von Brittas und Ingas
Zuckerkuchen probieren konnte.
Es war herrlich, dort auf dem Boden zu sitzen. Der Regen trom-
melte laut auf das Dach über uns und es rauschte in den
Dachrinnen. Es war wunderbar, dazusitzen, Zuckerkuchen zu
essen und nicht hinausgehen zu müssen. Und es war schön,
nicht länger mit Britta und Inga böse zu sein.
»Vielleicht bist du gestern Abend gar nicht auf den Strich getreten«, sagte Inga zu mir.
»Vielleicht bin ich doch ein kleines bisschen auf den Strich
getreten«, sagte ich.
Quer über unseren Boden, fast unter dem Dach, laufen zwei
Balken. Man kann hinaufklettern, obwohl es schwer ist. Dort
haben die Jungen gestanden, als sie uns am Silvesterabend er-
schreckten. Lasse hatte jetzt den Einfall, wir sollten alle zusammen dort hinaufklettern. Und das taten wir. Es machte Spaß, auf diesen Balken hin und her zu klettern. Man konnte auch von dem
einen Balken zum anderen springen. Aber dann kam es darauf
an, am Dach schnell einen Halt zu
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