Die Kinder aus Bullerbü
er.
»Habt ihr es aber auch unter Einsatz eures Lebens geraubt?«
Inga und ich wussten nicht genau, was wir darauf antworten
sollten. Aber schließlich sagten wir, wir hätten das Essen ein
bisschen unter Einsatz unseres Lebens geraubt.
»Gut, gut!«, sagte Lasse.
Auf einem flachen Stein vor dem Räubernest breiteten wir
alles aus. Wir legten uns alle auf den Bauch rund um den
Stein herum und aßen. Als wir so richtig dabei waren, sagte
Bosse:
»Hör mal, Robin Hood, du hast doch gesagt, dass wir den
Armen geben wollten. Und nun liegst du hier und stopfst dir fast
das ganze Essen allein in den Bauch!«
»Ich bin ein Armer«, sagte Lasse und nahm sich noch eine
Fleischpastete.
Die Flaschen mit der Milch und der Fruchtsuppe ließen wir
reihum gehen, jeder nahm einen Schluck, wenn er durstig
war. Endlich hatten wir alles aufgegessen, bis auf zwei
Käsebrote, die wir im Räubernest versteckten.
Oh, wir hatten den ganzen Tag auf der Insel so viel Spaß!
Wir badeten viele, viele Male und kletterten in den Bäumen
herum. Eine Zeit lang teilten wir uns in zwei Räuberbanden
auf. Britta, Inga und ich waren die eine Bande. Wir wohnten
im Räubernest und sollten es gegen die Bande der Jungen
verteidigen. Wir hatten Stöcke und spielten, dass es Gewehre
waren. Britta hielt Wache an der Tür. Inga sah aus dem
Fenster, und ich spähte durch das kaputte Dach. Aber es
wurde mir langweilig. Außerdem war es schwer, sich dort
oben festzuhalten. Ich kletterte also hinunter und hielt neben
Inga Ausschau. Und, stellt euch vor, das passten die Jungen
ab, sie kletterten an der Rückwand des Schobers hoch, dort,
wo wir sie nicht sehen konnten, und sprangen dann ganz
plötzlich durch das kaputte Dach mitten zwischen uns. Sie
nahmen uns gefangen und sagten, wir sollten erschossen
werden. Aber gerade als sie uns erschießen wollten, brüllte
Lasse:
»Feindliche Flotte in Sicht!«
Das war Oskar, unser Knecht. Er kam angerudert, um uns
nach Hause zu holen. Er sagte, es sei bereits neun Uhr, und
fragte, was wir eigentlich für Rumtreiber wären, die nicht
nach Hause kommen, wenn es Abend ist. Denkt nur, wir hatten
keine Ahnung, dass es schon so spät war!
»Habt ihr denn überhaupt keinen Hunger?«, fragte Oskar
wütend. Und gerade da spürte ich, dass ich tatsächlich ein
bisschen hungrig war.
Papa und Mama hatten schon lange Abendbrot gegessen. Aber
auf dem Küchentisch standen Butterbrote und Milch und Eier
für uns, als wir nach Hause kamen.
Mittsommer in Bullerbü
nga und ich versuchen immer herauszufinden, wann es
I in Bullerbü am lustigsten ist. Inga findet es im Sommer am
lustigsten und ich finde, dass es im Frühling am lustigsten ist.
Und Weihnachten natürlich, das findet Inga auch.
Vielleicht hat Inga doch Recht, wenn sie meint, dass es am
allerlustigsten im Sommer ist. Obwohl ich gern in die Schule
gehe, und wenn die Lehrerin uns vor den Ferien auf
Wiedersehen sagt, könnte ich beinahe weinen, weil ich weiß,
dass ich sie lange Zeit nicht sehe. Ich vergesse es allerdings
schnell, denn Sommerferien sind einfach herrlich.
Am ersten Abend in den Sommerferien gehen wir immer
zum Nordhof-See und angeln. Ich weiß nichts, was so
sommerlich ist wie angeln. Wir haben uns alle Angelruten
gemacht. Es sind nur lange Haselstecken. Aber wir haben
richtige Schnüre und Schwimmer und Senkblei und
Angelhaken. Die haben wir in Storbü im Laden gekauft.
Lasse nennt den Abend, an dem die Ferien beginnen, den
Großen Anglerabend. Es gibt einen kleinen, gerade richtigen
Felsen, auf dem wir sitzen, wenn wir angeln. Er heißt Barsch-
Berg. So heißt er nur, weil man dort niemals einen Barsch
erwischt, meint Inga. Das Einzige, was man dort bekommt,
sind Mückenstiche, sagt sie. Aber Bosse hat trotzdem einen
großen Barsch herausgezogen, als wir neulich da waren, und
Britta fing zwei kleine Plötzen.
Inga und ich saßen hinterher auf unserer Küchentreppe und
zählten unsere Mückenstiche. Ich hatte vierzehn auf dem
rechten Bein und fünf auf dem linken. Inga hatte auf jedem
Bein neun.
»Daraus kann man ja direkt eine Rechenaufgabe machen«,
sagte Inga. »Wir werden es für Fräulein Lundgren auf einen
Zettel schreiben: Wenn Lisa auf dem einen Bein vierzehn
Mückenstiche hat und fünf auf dem anderen und Inga neun auf
jedem Bein, wer hat dann die meisten Mückenstiche und wie
viele haben sie beide zusammen?«
Doch dann fiel uns ein, dass wir Sommerferien hatten. Und
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