Die Kinder aus Bullerbü
da
wäre es ja blöd, sich mit Rechenaufgaben aufzuhalten. Wir
kratzten also nur unsere Mückenstiche und fanden es gemütlich,
bis wir ins Bett gehen mussten. Ja, Ferien sind herrlich!
Und nun will ich erzählen, was wir taten, als es
Mittsommer wurde. Auf der Südhof-Wiese hatten wir eine
Mittsommerstange. Alle in Bullerbü halfen dabei, sie
herzurichten. Zuerst fuhren wir mit unserem Heuwagen tief in
den Wald hinein und schnitten Zweige, die wir für die
Mittsommerstange brauchten. Papa lenkte die Pferde. Sogar
Kerstin durfte mitfahren. Sie lachte und freute sich darüber.
Ole gab ihr einen kleinen Zweig in die Hand und da saß sie
nun und schwenkte ihn hin und her. Und Ole sang ihr das alte
Lied vor:
»Kerstin hatte einen kleinen goldnen Wagen,
sie fuhr damit umher im ganzen Land,
die kleine goldne Peitsche in der Hand,
um allen Menschen guten Tag zu sagen...«
Wir sangen übrigens alle. Agda war auch mitgefahren. Sie
schnitt Zweige und sang:
»Nun ist es Sommer,
nun scheint die Sonne,
nun gibt es Blumen und Blätter.«
Aber dann sang Lasse plötzlich so:
»Nun ist es Sommer,
nun scheint die Sonne,
nun gibt es Kuhfladen auf der Wiese.«
Damit hatte er allerdings Recht. Überall auf den Wiesen lagen
Kuhfladen. Aber darauf brauchte man ja nicht gerade ein Lied
zu singen!
Als wir aus dem Wald wieder nach Hause kamen, gingen
Agda, Inga, Britta und ich ganz viel Flieder pflücken, der
hinter unserem Holzschuppen wächst, und wir pflückten
große Sträuße. Damit gingen wir zur Südhof-Wiese. Dort
hatten Oskar und Kalle bereits die Mittsommerstange
zurechtgeschnitten. Kalle ist der Knecht vom Nordhof. Wir
schmückten die Mittsommerstange mit Laub und banden oben
zwei große Fliederkränze fest. Und dann wurde die
Mittsommerstange aufgerichtet und wir tanzten um sie
herum. Onkel Erik, Ingas Vater, spielt so wundervoll
Ziehharmonika. Er spielte viele lustige Stücke, nach denen wir
alle tanzten. Außer Großvater und Kerstin. Großvater saß auf
einem Stuhl und hörte zu.
Und zuerst saß Kerstin auf Großvaters Schoß. Aber sie
konnte esnicht lassen, Großvater immer wieder am Bart zu ziehen, sodass ihr Papa kam, sie hochhob und auf seine
Schultern setzte. Und auf diese Weise durfte Kerstin auch
mittanzen. Nur der arme Großvater konnte nicht tanzen. Ich
glaube allerdings, er war deswegen nicht besonders traurig.
Er sagte nur:
»Jajajaja, es ist lange her, dass man um die Mittsommerstange
getanzt hat!«
Dann durften wir uns alle auf die Wiese setzen und Kaffee
trinken, den Mama und Tante Greta und Tante Lisa gekocht
hatten. Zimtwecken und Kuchen bekamen wir auch.
Großvater trank drei Tassen Kaffee, denn er mag Kaffee sehr
gern.
»Seht, meinen Kaffee, den muss ich nun einmal haben«, sagt
Großvater.
Ich mache mir gar nichts aus Kaffee. Aber wenn man ihn im
grünen Gras trinkt und es Mittsommer ist, dann schmeckt er
viel besser als sonst.
Im Wald saß ein Vogel und sang aus voller Kehle, während
wir Kaffee tranken. Bosse sagte, es sei eine Schwarzdrossel.
Ich mag Schwarzdrosseln.
Wir spielten auch. »Letzten abschlagen« und alles Mögliche.
Es macht sehr viel Spaß, wenn die Väter und die Mütter dabei
sind und mitspielen. Ja, es kann natürlich sein, dass es lange
nicht so viel Spaß machen würde, wenn man jeden Tag mit
ihnen spielen müsste. Aber wenn Mittsommer ist, finde ich,
dürfen sie mitspielen. Während wir spielten, sprang Swipp
herum und bellte. Ich glaube, er fand auch alles sehr lustig.
An diesem Abend durften wir aufbleiben, so lange wir
wollten. Agda sagte, wenn man über neun Zäune klettert,
bevor man ins Bett geht, und neun verschiedene
Blumensorten pflückt und unters Kopfkissen legt, träumt
man in dieser Nacht von dem, den man heiraten wird.
Britta, Inga und mir machte es Spaß, über neun Zäune zu
klettern, wenn wir auch schon genau wussten, wen wir heiraten
wollten. Ich werde Ole heiraten und Britta und Inga heiraten
Lasse und Bosse.
»Soso, du willst also über neun Zäune klettern?«, sagte Lasse
zu Britta. »Von mir aus! Aber träum bitte von jemand
anderem als von mir. Dafür wäre ich dir dankbar. Nicht,
dass ich an diesen Zauber glaube, aber vielleicht hilft es ja doch.«
»Hoffen wir es«, sagte Bosse. »Ja, das wollen wir wirklich
hoffen«, sagte Ole.
Die Jungen sind einfach dumm und wollen uns nicht
heiraten.
Agda sagt, man muss ganz still sein, wenn man über die
Zäune klettert. Die ganze
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