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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Wasser gefallen war. Wir
    sprachen jedoch mild und freundlich mit ihr und setzten sie
    wieder in den Wagen und zogen nach Hause, um ihr trockene
    Sachen anzuziehen. Sie brüllte die ganze Zeit. Ole wurde
    furchtbar böse, als er sah, wie Kerstin aussah.
    »Was macht ihr eigentlich mit ihr?«, schrie er uns an. »Ihr wollt sie wohl ertränken?« Da sagte Inga zu ihm, er möge bitte
    mild und freundlich mit uns sprechen, denn wir seien auch
    Kinder - wenn auch schon ziemlich große. Aber Kerstin rannte
    zu Ole und schlang ihre Arme um ihn und weinte ganz
    bitterlich und wollte getröstet werden. Inga und ich fühlten
    uns dabei beinahe so, als hätten wir Kerstin wirklich
    ertränken wollen.
    Ole half uns, trockene Kleider für Kerstin herauszusuchen.
    Dann musste er wieder in den Stall zurück.
    »Setzt sie auf den Topf, wenn sie schon mal ausgezogen ist«,
    sagte er noch, bevor er ging.
    Ich möchte wissen, ob er selbst jemals versucht hat, Kerstin
    auf den Topf zu setzen. Ich hätte zu gern gesehen, wie er das
    gemacht hätte. Inga und ich versuchten mit aller Kraft, Kerstin
    auf den Topf herunterzudrücken, aber - ungelogen, wir
    schafften es nicht. Sie machte sich steif wie ein Stock und
    schrie, dass die Engel im Himmel es hören konnten, und
    setzte sich nicht.
    »Dummes Ding«, fing ich an, aber dann fiel mir ein, dass man
    so nicht mit kleinen Kindern sprechen darf.
    Da Kerstin nicht auf den Topf zu bringen war, gab es für uns
    nichts anderes zu tun, als ihr die trockenen Kleider
    anzuziehen. Ich hielt ihr die Arme fest, und Inga versuchte,
    sie anzukleiden.
    Kerstin brüllte die ganze Zeit und war glatt wie ein Aal und
    wand sich nach allen Richtungen. Wir brauchten über eine
    halbe Stunde, um sie anzuziehen. Danach saßen wir erst mal
    jeder auf einem Stuhl, weil wir ganz erschöpft waren.
    Kerstin hörte auf zu brüllen; sie rief »Hei, hei« und

    krabbelte unter den Küchentisch und machte dort einen
    kleinen See. Dann stand sie auf und zog die Decke vom
    Tisch. Einige Kaffeetassen fielen herunter und gingen kaputt.
    »Ungezogenes Gör«, sagte Inga so mild und freundlich, wie
    sie nur konnte. Sie wischte unter dem Tisch auf und
    sammelte die Scherben ein. Und ich zog Kerstin die nasse
    Hose aus. Während ich nach einer trockenen suchte, gelang es
    Kerstin, aus der offenen Küchentür zu entwischen. Sie war
    schon fast im Stall, bevor wir sie einholten. Da steckte Ole
    seinen Kopf aus der Stalltür.
    »Seid ihr verrückt?«, schrie er uns an. »Ihr lasst Kerstin ohne
    Hose herumlaufen?«
    »Stell dir vor, dass wir das nicht tun«, sagte Inga. »Deine
    Schwester hat uns einfach nicht gefragt, wenn du es ganz
    genau wissen willst.«
    Wir schleppten Kerstin ins Haus und zogen ihr eine trockene
    Hose an. Sie wand sich hin und her und brüllte
    ununterbrochen.

    »Jetzt - bist - du - endlich - so - gut - und - stehst - still«,
    sagte Inga. Sie sagte es beinahe mild und freundlich, aber
    nicht mehr ganz.
    Kerstin hatte jetzt ihr feinstes Kleid an, denn Ole hatte nichts
    anderes finden können. Ein süßes Kleid: weiß, mit vielen
    Falten und Kräuseln. »Auf dieses Kleid musst du sehr Acht
    geben«, sagte ich zu Kerstin, wenn sie auch nicht verstehen
    kann, was man sagt. »Hei, hei«, sagte sie und lief direkt gegen
    den Ofen und bekam einen großen Rußfleck mitten auf das
    Kleid. Wir wischten ihn ab, so gut es ging. Aber es ging nicht
    besonders gut. Kerstin lachte zufrieden, als wir an ihr
    herumwischten. Sie glaubte sicher, dass wir mit ihr spielten.
    »Jetzt ist es zwölf Uhr!«, sagte Inga plötzlich. »Nun muss
    Kerstin ihr Essen haben.«
    Wir beeilten uns, den Spinat zu wärmen, der in einem Topf
    auf dem Herd stand. Dann nahm ich Kerstin auf den Schoß
    und Inga fütterte sie. Kerstin aß sehr brav und machte den
    Mund schön weit auf und Inga sagte:
    »Eigentlich ist sie doch ein sehr liebes Kind.«
    Da sagte Kerstin »Hei, hei« und schlug gegen den Löffel, und
    der Spinat spritzte mir in die Augen.
    Inga lachte so, dass sie beinah den Teller fallen ließ. Ich wurde ein bisschen böse auf sie. Kerstin lachte auch, aber sie begriff
    wohl nicht, warum Inga lachte. Ich glaube, Kerstin findet es
    ganz natürlich, dass Menschen Spinat in die Augen
    bekommen.
    Und dann wollte sie plötzlich nicht mehr essen. Sie kniff die
    Lippen zusammen und stieß immerfort den Löffel von sich,
    sodass mehr als die Hälfte des Spinats auf ihr Kleid fiel.
    Wir gaben ihr aus einer Tasse Fruchtsuppe zu trinken,

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