Die Kinder der Elefantenhüter
Silvesterfeuerwerk vonFinø-Stadt hergestellt hat. Wenn die Große Heide auf Finø alle zwei Jahre abgebrannt wird, weil sie unter Naturschutz steht, dann ist meine Mutter zusammen mit Rettungs-John und Beamten Bent die tragende Kraft, die Heide zu ihrem abgesengten und naturschönen Aussehen zurückzubringen.
Keiner von uns wundert sich also über die Verbrennungsaktion, obwohl Geldscheine ziemlich schlecht brennen. Das wissen wir, seit Tilte einmal einen Hundertkronenschein verbrannte, den Vibe aus Ribe ihr für eine Ferienvertretung im Hafenkiosk schuldete. Als Vibe, nachdem sie zwei Monate lang versucht hatte, die Sache in Vergessenheit geraten zu lassen, endlich damit herausrückte, sagte Tilte, sie habe nur aus Prinzip darauf bestanden und wolle Vibe gern zeigen, was Geld ihr bedeute. Dann hielt sie den Hundertkronenschein in die Flamme der Gemütlichkeitskerze auf der Theke, er brannte furchtbar langsam, aber schließlich war er weg. Also, klar kann Mutter sechsundzwanzig Millionen abfackeln. Aber was uns wundert, ist, dass Vater und Mutter nicht die Cleverness besaßen, sie wiederauferstehen zu lassen.
Auch dafür erhalten wir eine Erklärung, sie ist nicht angenehm, und wir bekommen sie erst ein halbes Jahr später. Zuerst erfahren wir von Beamten Bent in aller Vertraulichkeit, dass Mutter und Vater der Bauernfängerei beschuldigt wurden, und kurz darauf, dass die Beschuldigung aus Mangel an Beweisen fallengelassen wurde, dann kommen Propsteigericht und Mentaluntersuchung, bei beiden werden unsere Eltern freigesprochen, und daraufhin kehren sie nach Hause zurück.
Ich weiß nicht, ob du aus deiner Familie das Gefühl kennst, dass man sich vor allem über eines freuen kann,nämlich dass Vater und Mutter auf freiem Fuß sind, weil die Anklagebehörden nicht genug Beweise haben, um die Anklage aufrechtzuerhalten, und dass ihr letzter Coup nicht auf den Titelseiten der Zeitungen erscheint, weil nämlich die Betrogenen vor lauter Angst, sich lächerlich zu machen, die Geschichte nicht an die große Glocke hängen.
Falls du nicht wissen solltest, wie so eine Familiensituation empfunden wird, kann ich dir sagen, dass man in dieser Zeit keine Türen knallt und mit gedämpfter Stimme spricht, damit kein Glas zerspringt, und blass und schweigsam am Tisch sitzt und im Abendessen stochert, obwohl es sich um Vaters Fischfrikadellen handelt.
Keiner auf Finø oder in der Städtischen Schule weiß etwas mit Sicherheit, aber viele denken sich ihr Teil, doch Tiltes und meine Lippen sind versiegelt, und die meisten haben ein zu großes Feingefühl, um etwas zu sagen, und wer nicht so viel Feingefühl hat, dem ist immerhin sein Leben lieb, das heißt, wir durchleben diese Zeit umgeben von einer Mauer aus Fragen, die nie gestellt werden.
Aber die Zeit heilt alle Wunden und nicht nur die Zeit, sondern auch die Mentaluntersuchung, die feststellt, dass Vater und Mutter normal sind, allerdings wegen Arbeitsüberlastung zum Zeitpunkt der Tat vermutlich nicht zurechnungsfähig.
Als Vater wieder auf der Kanzel steht und Mutter hinter der Orgel sitzt, ist wieder Ruhe im Lande, und obwohl die beiden blasser und dünner geworden sind und manchmal einen Ausdruck in den Augen haben wie die Schweine auf dem Altarbild, sind sie im Großen und Ganzen gefasst.
Es dauert dann auch nicht lange, bis die alltäglichen Katastrophen und Triumphe das Bild von Vaters und MuttersMissetaten in den Hintergrund gedrängt haben, und da genau zu dieser Zeit Hans als Mr. Finø kandidiert und gewinnt und ich, wie schon gesagt, von Kaj Molester Lander auf die Bühne gelockt werde im Glauben, ich würde für meinen Einsatz in der ersten Mannschaft vom Finø Boldklub den Goldenen Kämpferpokal erhalten, worauf ich mit einem Eisenrohr Jagd auf Kaj Molester mache, der dann lieber in die großen Wälder flüchtet, um als Vogelfreier zu leben, und erst drei Tage später heimkehrt, als meine Weichherzigkeit das Eis des Zorns geschmolzen hat, wie der Kirchenlieddichter schreibt – da all dies geschieht, wirst du verstehen, dass die Sünden unserer Eltern bei Finøs gewöhnlicher Bevölkerung in Vergessenheit geraten.
Aber nicht bei uns Kindern. Wir sprechen nicht mit unseren Eltern, die Erinnerungen liegen schwer auf unseren Schultern, und schließlich wird es für Mutter und Vater untragbar.
Es ist ein Abend in der Küche, Vater arbeitet mit seiner Eismaschine, die als einziges Andenken an ihr Abenteuer übrig geblieben ist, sowohl der Maserati als auch der
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