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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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ein ziemlich fähiger Hypnotiseur. Aber fragen wir das Mr   Vodyannoy lieber selbst. Er wird uns sicher sagen können, was wir wissen wollen.«
    John sah sich um. »Du meinst, er ist hier? Ich dachte, sie hätten ihn gefangen genommen, wie die anderen auch.«
    »Das glaube ich nicht.« Nimrod griff tief in Mr   Vodyannoys Rucksack und holte die goldverzierte schwarze Fabergé-Flasche heraus. »Ich nehme an, dass er hier drinnen ist. Jedenfalls würde ich das tun, wenn mir ein giftiger Frosch über den Leib gekrochen wäre. Bei meiner Lampe! Ich würde mich schnellstens in Rauch auflösen. Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit, eine solche Begegnung zu überleben.«
    Nimrod verschwand im Innern der Flasche, um Mr   Vodyannoy zu suchen, und ließ John allein. Hektor hatte sich in die Büsche getrollt, als er hörte, dass man ihm wieder die Beschädigung der Zelte vorwarf. Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, begann John Zadies Rucksack zu durchsuchen, in der Hoffnung, weitere Nachrichten von Macreeby zu finden, die ihm vielleicht einen Hinweis geben konnten, warum sie ihresgleichen und ihre Freunde hintergangen hatte. Noch hatte er seine Abneigung gegen sie nicht so weit überwunden, dass er glauben konnte, sie sei hypnotisiert worden.
    Während er ihre Sachen durchsuchte, wurde die urzeitliche Stille von einem kunstvollen Pfeifen durchdrungen, mit dem jemand eine unbekümmerte, laut schallende Weise von sich gab – es war ein betörender, hinreißender menschlicher Laut, der durch den Wald schwebte wie ein wunderschöner Sommerzauber.
    John stand auf und lauschte. Wie oft hatte er sich schon gewünscht, so pfeifen zu können! Ein Indio würde diese Melodie bestimmt nicht kennen. Und mit Sicherheit war es auch keinVogel. Nicht einmal ein Paradiesvogel hätte eine solche Melodie meistern können. Das Lied hatte mindestens neun verschiedene Töne, allesamt vollendet gepfiffen, sogar einige Triller. Wer konnte es also sein? Miesito? Muddy? Zadie vielleicht?
    Er zögerte, den Zauber dieser eingängigen Weise zu brechen, doch irgendwann rief John: »Hallo, wer ist da?«
    Das wunderschöne Pfeifen brach ab.
    John nahm Miesitos Machete, hieb auf einige Büsche ein und ging ein Stück in den Wald. »Hallo?«, rief er wieder. »Wer ist da? Komm raus und zeig dich!«
    Er bahnte sich einen Weg rund um das Lager und kam schließlich an den Ausgangspunkt zurück, wobei er beständig die Ohren spitzte, in der Hoffnung, das Pfeifen wieder zu hören. Doch alles, was er vernahm, waren die Myriaden von Vögeln, die wild durcheinanderzwitscherten; Affen, die wie Hyänen lachten; Frösche, die knarzten wie alte Seile, und Insekten, die schwirrten und surrten wie kleine Uhrenrädchen. John hätte Dschinnkraft anwenden können, wusste aber nicht, welcher Wunsch es ihm ermöglichen würde, den Ursprung des Pfeifens ausfindig zu machen. Mr   Rakshasas hatte immer gern gesagt: »Zu wissen,
was
man sich wünschen soll, ist schon die halbe Miete.«
    Hatte er es sich nur eingebildet? Allmählich begann John zu begreifen, welch seltsamer Ort der Regenwald wirklich war und welche Streiche einem der Verstand darin spielen konnte: Stöckchen entpuppten sich als Insekten, Blätter als Eidechsen und Baumstämme als Alligatoren. John hatte sogar von einem Fisch namens Corvina gehört, der an die Oberfläche kam, umFrüchte zu fressen und einen seltsamen zirpenden Laut von sich zu geben. Er lauschte wieder. Vielleicht war es doch ein Vogel gewesen. Manche von ihnen sahen wirklich eigenartig aus. Vielleicht hörten sie sich auch eigenartig an. Obwohl es helllichter Tag war, fühlte sich John ein wenig beunruhigt von dem, was er gehört hatte. Und sehr allein. Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, in Zadies Rucksack zu kramen.
    Er fand keine weiteren Botschaften von Macreeby, nur ein kleines Notizbuch aus kanariengelbem Luftpostpapier, auf dem sie ihre eigenen Nachrichten geschrieben haben musste, und ganz unten im Rucksack etwas, das seine Neugier weckte: In einem Glasbehälter eingeschlossen und im Durchmesser nur wenig kleiner als der Deckel selbst lagen drei goldene Scheiben. John öffnete das Glas, kniete sich hin und schüttete die Scheiben auf den Boden, ehe er eine davon in die Hand nahm. Sie war dicker als eine Münze – etwa so dick wie zwei oder drei Münzen – und sehr schwer. Er betrachtete sie eine Weile und fragte sich, um was es sich dabei wohl handeln mochte. Es waren weder Münzen noch Medaillen oder

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