Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
muss, und wollt es mir nicht so schwermachen, nicht wahr?« Wieder küsste sie die Zwillingszwillinge. »Was habe ich doch für liebe, liebe Kinder. Engelchen seid ihr. Richtige kleine Engel.«
    Was der Wahrheit natürlich ziemlich nahe kam.
    In diesem Moment begriff John-2, dass er und Philippa-2 sich ein wenig verkalkuliert hatten; dass Mrs   Gaunt durchaus gehofft hatte, ihre Kinder würden wenigstens
versuchen
, sie zurückzuhalten. Also sagte er endlich das, was der echte Johnseiner Vermutung nach auch gesagt hätte: »Bitte, Mom, geh nicht. Wir lassen dich nicht gehen. Wenn du fortgehst, kommen wir und holen dich zurück.«
    »Genau«, sagte Philippa-2, die nun ebenfalls verstand, welche Worte erforderlich waren, damit Mrs   Gaunt sich besser fühlte. »Wir lassen dich nicht fort.«
    »Ich fürchte, es muss sein«, sagte Mrs   Gaunt. »Ich habe mein Wort gegeben. Und das werdet ihr jetzt auch tun. Ich möchte, dass ihr mir versprecht, hierzubleiben und auf euren Vater aufzupassen. Dass ihr ihn beschützt, egal, was passiert.«
    Als die Zwillingszwillinge schwiegen, weil ihnen das unter diesen Umständen angemessen erschien, stutzte Mrs   Gaunt für einen Moment, lächelte dann tapfer und sagte: »Nun, das kann ich euch nicht verdenken. Ihr wärt wohl nicht die Kinder, die ich kenne und liebe, wenn ihr mir das versprechen würdet. Also hört gut zu. Ich werde euch erklären, was passieren wird, wenn ihr auf die Idee kommen solltet, von hier fortzugehen und mir zu folgen. Nicht euch, sondern eurem Vater. Hört genau zu, alle beide. Habt ihr jemals von einem Mann namens Methusalem gehört?«

Gedankenloses Geflüster

    Scheinbar ungerührt von den wirbelnden Schneemassen ragte der Yeti wie eine Wand aus Fell vor den vieren auf. John schätzte, dass die Kreatur fast drei Meter groß sein musste. Trotzdem wirkte der Schneemensch nicht besonders schrecklich. Und nicht im Geringsten abstoßend. Statt die Giftzähne zu fletschen und sich brüllend auf die Brust zu schlagen, was alle, die sich auf dem Eisfeld des Annapurna zusammendrängten, eigentlich erwarteten, seufzte der Yeti und winkte ihnen, ihm den Hang hinabzufolgen. Niemand rührte sich. Als er sah, wie verängstigt sie waren, begann der Yeti zu sprechen.
    »Kommt«,
sagte er auf Deutsch.
»Kommt, wir müssen uns beeilen!«
    »Er will, dass wir mit ihm kommen«, erklärte John, der fließend Deutsch sprach. »Und zwar schnell.«
    »Typisch Deutscher«, stöhnte Groanin und stellte sich, ganz steif vor Kälte, auf die halb erfrorenen Füße. »Die haben’s immer eilig.«
    »Wie ein typischer Deutscher sieht er jedenfalls nicht aus«, sagte Philippa. Was eine ziemliche Untertreibung war.
    »Mir ist egal, woher er kommt«, sagte Dybbuk, der dem Yeti bereits folgte. »Solange er uns nur ins Warme bringt.«
    Sie folgten dem Yeti den Abhang des Annapurna hinab, bis sie zu einem gut drei Meter hohen Eingang kamen, der sauber in einen Eisblock geschlagen worden war. Die Tür wurde von einem mächtigen Eisbrocken verdeckt, den der Yeti offensichtlich wieder davorlegen wollte, sobald sie drinnen waren. Mit einiger Dringlichkeit winkte er sie hinein. »Schnell rein«, sagte er und sprach jetzt englisch. »Beeilt euch, bevor ihr alle erfriert.«
    Drinnen fanden sie sich in einem langen Eiskorridor wieder, der ins Innere des Berges zu führen schien. Allerdings brannte in dem Gang elektrisches Licht, und nachdem sie zwei oder drei Minuten gegangen waren, endete er vor einer Tür aus dickem Rauchglas, die aussah, als gehörte sie in eine New Yorker Bank und nicht in einen Berghang im Himalaja. Sobald die Tür ihre Gegenwart registrierte, glitt sie mit leisem Schurren zur Seite und ein Schwall Warmluft umfing ihre dankbaren Knochen.
    »Bitte«, sagte der Yeti. »Tretet ein.«
    Das Heim des Yetis wies den gleichen minimalistisch-modernen Stil auf wie die Eingangstür. Die Wände bestanden aus Glas und glattem weißem Putz und der schwarze, polierte Boden schien wie Wasser dahinzufließen. In einem breiten, niedrigen Kamin flackerte ein ordentliches Feuer und ließ den ansonsten eher nüchtern wirkenden Wohnraum ein wenig anheimelnder wirken.
    »Willkommen in meiner Himalaja-Behausung«, sagte der Yeti, als die Tür lautlos hinter ihm zuglitt. »Macht es euch bequem.«
    Das war leichter gesagt als getan, denn es gab kaum Möbelin dieser unterirdischen Wohnung. Also setzten sie sich auf den Boden, in die Nähe des Feuers, und warteten darauf, dass ihr zotteliger Gastgeber

Weitere Kostenlose Bücher