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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Zwillingen. Wie hätte er den Unterschied auch übersehen sollen, schließlich brachte ihm Philippa-2 seine Morgenzeitung ans Bett, zusammen mit einer Tasse Kaffee – dem besten, den er je getrunken hatte   –, und John-2 ließ ihm das Badewasser ein. Die Zwillingszwillinge schafften es sogar, sämtliche Lichter und Elektrogeräte auszuschalten, ehe sie einen Raum verließen, was ihrem Vater bis dahin immer den größten Verdruss bereitet hatte. Mr   Gaunt genoss all diese Aufmerksamkeiten, auch wenn er bald den Eindruck gewann, dass die Zwillinge sich für eine zukünftige Gelegenheit bei ihm einschmeicheln wollten, bei der sie im Gegenzug auf eine Gefälligkeit oder eine gewisse Nachsicht hoffen mochten. Doch bis es so weit war, beschloss er, lieber locker zu bleiben und es zu genießen.
    Auch in Mrs   Gaunts Augen benahmen sich die Zwillingszwillinge nicht weniger perfekt, nur dass sie im Gegensatz zu ihrem Ehemann davon ausging, ihre Kinder hätten bereits irgendeine Riesendummheit angestellt, und sie beschloss, die beiden genau im Auge zu behalten. Doch statt eine heimlicheUntat aufzudecken, stellte sie zu ihrer noch größeren Überraschung fest, dass John-2 sich weniger mit Computerspielen beschäftigte, seltener fernsah und häufiger las. Darüber hinaus bemerkte sie, dass Philippa-2 sich regelmäßig kämmte, sich nach dem Essen die Zähne putzte, ihr Zimmer aufräumte und anständig aß. Und beide duschten oder badeten mindestens einmal am Tag, ohne dass man es ihnen sagen musste. Was alles irgendwie einem Wunder gleichkam.
    Nur Monty, die Katze, wusste über die Zwillingszwillinge Bescheid. Katzen wissen nun mal Dinge, die Menschen und auch Dschinn niemals wissen werden. Vor allem Katzen, die früher einmal Menschenfrauen gewesen waren wie Monty. Allerdings hatte es ihr an Hinweisen nicht gefehlt: John-2 warf keine Gegenstände mehr nach ihr, wenn sie sich an seinem Lieblingssessel die Krallen wetzte; und Philippa – die in diesen Dingen normalerweise etwas lockerer war – steckte ihr beim Abendessen nicht mehr heimlich unter dem Tisch Leckerbissen zu. Doch mehr als alles andere war es der Geruch, der Monty davon überzeugte, dass es nicht dieselben Zwillinge waren. Diese hier rochen überhaupt nicht, was bei ihrem neuen Hang zur Reinlichkeit nicht weiter verwunderlich war.
    Als Mrs   Gaunt feststellte, dass John sogar zweimal täglich duschte, war sie ernsthaft alarmiert und holte ihre Dschinn-Ärztin, Jenny Sacstroker, die außerdem Dybbuks Mutter war. »Irgendetwas stimmt nicht mit den Zwillingen«, erzählte sie Dr.   Sacstroker. »Ich weiß nicht, was es ist, aber sie sind einfach nicht sie selbst.«
    »Geht es ein bisschen genauer, Layla?«
    »Normalerweise sind sie nicht so brav. So zuvorkommend.So verständig. So einfühlsam. So ausgeglichen. So folgsam. So ordentlich. So fleißig. Und vor allen Dingen so reinlich. Ich fürchte, sie müssen krank oder gestresst oder sonst was sein.«
    Dr.   Sacstroker schüttelte den Kopf. »Sei mir nicht böse, Layla, Liebes, aber du wirkst ein bisschen neurotisch. Die meisten Eltern wären begeistert, wenn ihre Kinder die Fehler hätten, die du beschreibst. Außerdem weißt du wenigstens, wo deine Kinder sind. Und du weißt, dass sie am Leben sind.« Dr.   Sacstroker schluckte schwer, während sie sich bemühte, die Fassung zu bewahren.
    »Du hast immer noch nichts von Dybbuk gehört?« Mrs   Gaunt drückte ihrer Freundin mitfühlend die Hand.
    »Nichts. Tante Felicia und ich haben überall nach ihm gesucht.« Sie seufzte. »Es ist meine Schuld. Ich war zu streng mit ihm. Ich hätte ihm mehr Freiheit lassen sollen. Aber nach dem, was seiner Schwester Faustina zugestoßen ist   …« Dr.   Sacstroker wischte sich eine Träne ab.
    »Es ist nicht deine Schuld«, beteuerte Mrs   Gaunt.
    »Nein, Layla. Es ist meine Schuld. Was hat Dybbuks Patenonkel immer gesagt? Ein Kind zu verlieren ist tragisch. Aber zwei zu verlieren wirkt schlicht und einfach verantwortungslos.« Sie putzte sich die Nase. »Irgendwie hängt es mit dem Tod seines Freundes Brad und dessen Vaters zusammen. Da bin ich mir sicher. Aber ich weiß nicht, wie. Die Polizei von Palm Springs scheint nicht die geringsten Anhaltspunkte zu haben.«
    Mrs   Gaunt umarmte ihre Freundin. »Du hast Recht«, sagte sie. »Vielleicht bin ich wirklich ein bisschen neurotisch.«
    »Hast du eine Ahnung, warum?«
    Mrs   Gaunt schwieg einen Moment.
    »Soll ich es dir sagen?«, fragte Dr.   Sacstroker.

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