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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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hinaufzuklettern, hätte sie vermutlich behauptet, das könne sie nicht. Jedenfalls nicht, ohne auf dezente Weise mit Dschinnkraft nachzuhelfen. Aber es gibt Momente, in denen wir durchGefahr oder Verzweiflung zu großen körperlichen Anstrengungen und Leistungen befähigt werden, und dies war zweifellos ein solcher Moment. John musste Philippa also nicht weiter drängen; sie packte das Seil, zog sich daran hoch, bis sie auf dem Rand des abgetauchten Kübels stehen konnte, und begann zu klettern.
    Während er darauf wartete, dass die Reihe an ihn kam, steckte John den Kopf unter Wasser, um sich umzusehen. Als er wieder auftauchte, schüttelte er sich und keuchte: »Das geht mindestens noch mal dreißig Meter runter bis zum Grund. Aber das Wasser ist ziemlich klar.«
    »Bitte«, rief Philippa. »Ich will’s lieber nicht wissen.«
    Wieder schlug etwas Schweres auf dem Wasser auf. Sie und John hoben die Köpfe und sahen, wie Dybbuk sich mit den Händen am Seil festhielt, während er mit den Füßen gegen den eingestürzten Teil der Schachtwand trat. Wieder löste sich ein Stein und fiel ins Wasser. Dann noch einer.
    »Vorsicht«, schrie John. »Er hat mich fast getroffen.«
    »Tut mir leid«, rief Dybbuk und warf noch ein paar Steine herunter, ehe er sich in die große Öffnung bugsierte, die er geschaffen hatte. »Kommt rauf«, rief er über die Schulter. »Ich denke, hier ist genug Platz. Und versucht die Taschenlampe mitzubringen, wenn ihr hochklettert.«
    Philippa brauchte eine geschlagene Viertelstunde, ehe sie das Sims erreichte. Doch das kräftezehrende Unternehmen forderte seinen Preis. Als sie versuchte, in dem von Dybbuk geschaffenen Hohlraum Halt zu finden, warf sie versehentlich einen weiteren Stein hinunter; doch statt wie all die anderen einfach nur ins Wasser zu plumpsen, traf dieser die Taschenlampe,die John auf dem Mauervorsprung abgelegt hatte, und riss sie hinab.
    Dybbuk schrie entsetzt auf und John, der inzwischen fast halb oben war, blieb nichts anderes übrig, als wieder ins Wasser zu springen, um ihre einzige Lichtquelle zu retten.
    Obwohl sie eigentlich nicht wasserdicht war, leuchtete die Taschenlampe aus irgendeinem Grund weiter, was es John erleichterte, ihr in die Tiefe des eiskalten Quellwassers zu folgen. Mit kräftigen Beinschlägen schlängelte er auf das Licht zu und versuchte es erst mit einer, dann mit beiden Händen zu packen. Zweimal berührte er die Lampe mit den Fingern, konnte sie aber nicht festhalten; erst beim dritten Versuch, als ihm fast die Luft ausging, bekam er sie endlich zu fassen.
    In diesem Moment sah er sie: eine geschlängelte, ins Mauerwerk gekratzte Gestalt. Die dritte Kobra! Ihm blieb keine Zeit, noch einmal aufzutauchen, um Luft zu holen. Er glaubte nicht, dass er genügend Kraft haben würde, um noch einmal bis hierher abzutauchen und anschließend am Seil hinaufzuklettern. Entweder jetzt oder nie. Er schwamm auf die dritte Kobramarkierung zu, und mit gerade genug Licht, um zu sehen, was er tat, stieß er den Meißel in den Mörtel, um den Stein zu lockern, den Colonel Killiecrankie tiefer graviert zu haben schien als die ersten beiden. Um ganz sicherzugehen, hatte er sogar eine »3« in den Stein daneben geritzt. John spürte, wie sich der Stein bewegte, und trieb den Meißel tiefer hinein, um ihn herauszuhebeln.
    Philippa saß im Dunkeln auf dem Sims und wartete mit einer Mischung aus Stolz und Sorge auf ihren Bruder, denn sie hatte Angst, dass er der eisigen Kälte des Wassers zum Opferfallen könnte. Alles, was sie und Dybbuk sehen konnten, waren die verschwimmenden Konturen des Lichtstrahls unter Wasser.
    »Warum kommt er nicht wieder hoch?«, murmelte Dybbuk.
    Philippa gab keine Antwort. Doch dann, als sie ihm gerade hinterherspringen wollte, kam das Licht an die Oberfläche und mit ihm, zu ihrer großen Erleichterung, John. Er rief etwas und hielt einen Gegenstand hoch. Einen kleinen Lederbeutel, wie es schien.
    »Ich hab es!«, rief er außer Atem und hielt den Beutel triumphierend in die Luft. »Ich hab das Amulett.«
    »Super gemacht, John«, rief Philippa, die unendlich froh war, dass es ihrem Bruder gut ging.
    »Toll«, schrie Dybbuk. »Gute Arbeit, John.«
    »Jedenfalls glaube ich das. Ich hab den Stein mit der dritten Kobramarkierung entdeckt, als ich der Taschenlampe nachgetaucht bin. Die hab ich übrigens auch.«
    »Offensichtlich«, bemerkte Dybbuk.
    »Gut gemacht«, rief Philippa. »Ohne das Licht sind wir erledigt.«
    »Es war in etwa drei

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