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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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augenblicklich zu schwanken und brachen schließlich unter ihrer schweren Last zusammen, wobei ihnen der Teppich von der Schulter rutschte und zu Boden fiel.
    »Ich habe Sie gewarnt«, sagte Philippa. »Wenn Sie ihn jetzt einfach liegen lassen und verschwinden, wird niemand verletzt. Oder in ein Tier verwandelt.«
    Der Banditenchef stand auf und hielt sich die schmerzende Schulter, wobei er etwas sagte, das sich für Philippa selbst auf Tartarisch sehr unfreundlich anhörte. Dann griff er nach seiner Pistole.
    Sie hatte keine Zeit, an irgendetwas anderes zu denken, als daran, ihr langes Fokuswort auszusprechen, ehe der Bandit seine Pistole aus dem Gürtel gezogen hatte; und selbst als er die Waffe entsicherte, war sie immer noch nicht ganz fertig damit. Erst als er bereits auf sie zielte, brachte sie die letzten Silben heraus.
    Es gab einen lauten Knall und einen starken Schwefelgeruch, wie es bei zornigen oder eiligen Anwendungen von Dschinnkraft häufig der Fall ist, der Banditenchef verschwand, und an seiner Stelle stand nun ein weiteres Trampeltier.
    Das veranlasste den zweiten Banditen, seine Pistole zu ziehen, nur dass er ein wenig schneller war als sein Freund, was bedeutete, dass er einen Schuss abgeben konnte, dem Philippa ausweichen musste, ehe sie es schaffte, ihr Fokuswort aufzusagen, und auch er wurde in ein rülpsendes, sabberndes Trampeltier verwandelt.
    Nicht dass Philippa Trampeltiere besonders gerngehabt hätte, aber bei den vielen Pistolen, die auf sie gerichtet wurden, blieb ihr wenig Zeit, an etwas anderes zu denken als an Waffen und Kamele. Ebenso gut hätte sie den Banditen in einen alten Dienstrevolver verwandeln können, ganz ähnlich dem, den er in der Hand gehalten hatte. Aber Kamele waren ihr nicht ganz so zuwider wie Waffen.
    »Wenn das so weitergeht, habe ich bald eine eigene Karawane zusammen«, sagte sie sich.
    Dem dritten Banditen war das, was seinen Kumpanen widerfahren war, Warnung genug, und er hatte nicht die Absicht, zubleiben und sich ihr weiter zu widersetzen. Er war absolut sicher, dass Philippa irgendein fremdes Wesen oder zumindest ein Kosakenteufel war, wie seine Großeltern sie ihm immer beschrieben hatten. Voller Angst schrie er auf und griff schnell nach seiner Waffe, um sie fortzuwerfen.
    Allerdings besaß Philippa nicht die Fähigkeit, seine Gedanken zu lesen, daher nahm sie an, dass er sie ebenfalls erschießen wollte, und noch ehe die Pistole auf dem Boden aufschlug, stand auch schon ein drittes Kamel neben den anderen beiden.
    Philippa seufzte erschöpft und fühlte sich hundeelend. Es war weniger die Angst, erschossen zu werden, die ihr Übelkeit verursachte, als die Vorstellung, Menschen in Tiere zu verwandeln. Da sie selbst schon Erfahrungen als Tier gemacht hatte, wusste sie, dass es gar nicht so schlimm war. Dennoch empfand sie das, was sie getan hatte, als außerordentlich drastische Maßnahme, sodass sie eine ganze Weile nach einem Hoffnungsfunken in ihrem Tun suchte.
    »Auch wenn sie jetzt Kamele sind, leben sie immerhin noch«, sagte sie sich. »Im Gegensatz zu den beiden Wellensittichen in Bumby. Auch wenn ich nichts dafür konnte, dass diese beiden Frettchen sie gefressen haben. Woher sollte ich wissen, dass Frettchen Wellensittiche fressen?«
    Sie entdeckte einen Strick auf Mr   Bajuleews Kamel und band die anderen drei damit am Sattel fest.
    »Außerdem kann ich die drei Kamele Mr   Bajuleew zum Geschenk machen, als Dank für seine Hilfe. Er sieht aus, als wäre er ziemlich arm. Wahrscheinlich sind drei Kamele für ihn ziemlich viel wert.«
    Dann setzte sie abermals ihre Dschinnkraft ein, um das Stück Gusseisen aus dem fliegenden Teppich zu entfernen, ehe sie ihnanhob und auf den Rücken eines der Banditenkamele manövrierte.
    »Jedenfalls werden diese drei Gauner niemanden mehr ausrauben können. Oder Schlimmeres. Vielleicht hätten sie mich am Ende erschossen. Und genauso gut können sie jemand anders erschießen. Also hat auch das sein Gutes.«
    Sie bestieg Mr   Bajuleews Kamel und machte sich auf den Rückweg zu der Stelle, wo sie die anderen zurückgelassen hatte.
    »Trotzdem habe ich immer noch das Gefühl, dass es nicht richtig ist, jemandem so etwas anzutun«, sagte sie sich. »Es fühlt sich grausam und unnormal an. Wie etwas, das gegen die Verfassung verstößt. Und das kann nur schlecht sein.«
    Das Gefühl hielt so lange an, wie Philippa brauchte, um zu der Ansammlung aus Lederzelten zurückzukehren, die Mr   Bajuleew sein Zuhause

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