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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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nannte, denn als sie ihm die drei zusätzlichen Trampeltiere übergab, war er so dankbar, dass er ihr die Hände küsste und anfing zu weinen. In diesem Moment überkam sie das Gefühl, dass aus dem, was sich ereignet hatte, vielleicht doch etwas Gutes erwachsen war.
    Nimrod dagegen war weniger beeindruckt.
    »Ich hoffe, du hast ihnen vorher ordentlich Angst eingejagt«, sagte er, »bevor du sie in Kamele verwandelt hast.«
    »Natürlich habe ich das«, sagte Philippa und wollte das Thema wechseln.
    Nimrod wirkte skeptisch.
    »Sie sehen nicht aus, als hättest du sie sehr erschreckt.«
    »Habe ich aber.«
    »Dann sag, was du gemacht hast.«
    »Das würde ich lieber für mich behalten, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Weil du es nicht getan hast, habe ich recht?«, behauptete Nimrod. »Was mich zu der Frage bringt, warum du sie in Kamele verwandelt hast.«
    »Was ist an Kamelen denn auszusetzen?«
    »Nichts«, sagte Nimrod. »Das ist es ja gerade. Ich meine, wenn man bedenkt, dass sie drei üble bewaffnete Diebe waren und du dich nicht überwinden konntest, sie vorher wenigstens ein bisschen in Angst und Schrecken zu versetzen, hättest du sie da nicht in etwas Schrecklicheres verwandeln können als in Kamele?«
    »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. In Schildkröten. Fische. Oder noch besser: Wüstenmäuse. Dann wären sie mit Sicherheit bald gefressen worden. Vor allem hier, wo es Schneeleoparden, Adler und Luchse gibt. Für einen Luchs oder Adler ist eine Wüstenmaus ein leckeres Häppchen. Und es würde ihnen ganz recht geschehen. Meiner Meinung nach müssten alle Diebe ein bisschen quieken für ihre Verbrechen. Vor allem, wenn sie durch die Gegend laufen und Leute mit der Waffe bedrohen. Das ist nur gerecht. Finden Sie nicht, My?«
    »Ich habe Wüstenmäuse noch nie leiden können«, sagte My, »noch sonst etwas, das quiekt. Aber ich glaube an die Herrschaft des Rechts. Ohne ein Gerichtsverfahren kann es keine echte Gerechtigkeit geben.«
    »Das haben Sie gut gesagt, Signora«, sagte Silvio.
    »Wenn ich deine Röntgenbilder nicht gesehen hätte, Onkel Nimrod«, sagte Philippa, »könnte ich schwören, dass mit deinem Kopf etwas nicht stimmt.«
    »Der Meinung bin ich auch«, pflichtete Mr   Burton ihr bei. »Sie verhalten sich absolut sonderbar.«
    »Mir geht es gut«, beharrte Nimrod.
    »Auf jeden Fall habe ich gedacht, drei Kamele wären ein schönes Geschenk für Mr   Bajuleew.«
    »Das ist völlig angemessen, denke ich.«
    Nimrod kicherte, als Mr   Bajuleew fortfuhr, Philippa die Hand zu küssen.
    »Sieh ihn dir an, den Guten. Er hält dich für einen Engel. Wahrscheinlich sogar für einen echten. Weißt du was? Ich habe eine tolle Idee. Es sind drei Kamele, nicht? Warum behängst du sie nicht mit ein bisschen Lametta, dann denkt er vielleicht, es ist Weihnachten?«
    Nimrod brach in lautes Gelächter aus über seinen doch recht geschmacklosen Scherz, was Philippa veranlasste, zum Himmel aufzusehen und zu hoffen, dass bald noch ein großer Vogel herabstürzen und ihrem Onkel auf den Kopf plumpsen möge. Entweder das, oder sie würde sich daran gewöhnen müssen, ihren Onkel deutlich weniger zu mögen als früher.
    »Kommt«, sagte Nimrod. »Rollen wir den Teppich aus und verschwinden von hier, bevor er anfängt, dich anzubeten, und die Sache wirklich peinlich wird.«
    Philippa warf ihrem Onkel einen vernichtenden Blick zu. »Ja, das Gefühl kenne ich nur zu gut«, sagte sie.

Auf Wiedersehen

    Es war Mitternacht, ihr Aufbruch sollte kurz vor dem Morgengrauen stattfinden, und der Mond tauchte alles im Kailash-Krater in ein merkwürdiges, überirdisches Blau.
    Die Nazis im Lamakloster Mopu trafen ihre Vorbereitungen zur Rückkehr nach Deutschland mit einer Freude, die John leichter nachvollziehen als teilen konnte. Sie rollten ihre Fahnen ein, verstauten ihre Bilder und Statuen und sangen fröhliche deutsche Lieder über das Wandern durch die Berge (vor allem, wenn sich diese in Ländern befanden, die anderen Leuten gehörten), über einen Mann namens Horst Wessel und irgendwelche morschen Knochen, die zitterten. Einige von ihnen lächelten John glücklich an und klopften ihm auf die Schulter. Ein paar bedankten sich sogar bei ihm dafür, dass er sich »bereit erklärt« hatte, sie nach Berlin zu begleiten.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was das für uns bedeutet«, sagte einer. »Nach Hause zu gehen und nach so langer Zeit unsere Familien wiederzusehen. Siebzig Wochen in Tibet – sie haben sich eher wie

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