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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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darüber wusste, wer und was er war. Freundlich oder nicht, John wollte sich keinesfalls auf ein Gespräch mit einem Deutschen einlassen, bei dem er am Ende um drei Wünsche gebeten wurde.
    »Wie kommt es«, wollte Fritz wissen, »dass du einen Zauberteppich fliegen kannst?«
    John zuckte die Schultern. »Übungssache«, sagte er.
    Fritz lächelte über Johns Witz, hatte aber keine Zeit für eine Erwiderung, weil einer von Hynkells Unteroffizieren in eine Pfeife blies, als Zeichen, dass sich alle wieder in Bewegung setzen sollten.
    Der zweite Teil ihrer Reise durch den Spalt des Kailash war sogar noch härter als der erste; doch obwohl John den Marsch beschwerlich fand, fiel er ihm leichter als den meisten Deutschen, die überraschend schlecht in Form zu sein schienen. Als sie die andere Seite des Berges erreichten, schnauften die meisten von ihnen wie Dampflokomotiven, und viele waren restlos erschöpft. Mit einem Gefühl der Erleichterung hörte John Hynkell den Befehl erteilen, dass sie im Spalt ein Nachtlager aufschlagen und sich früh am nächsten Morgen an den Abstieg durch die Felswand machen sollten.
    Kaum war der Befehl ergangen, sank Fritz erschöpft gegen die Felswand und hätte sich wohl hingelegt, wenn dafür genug Platz gewesen wäre. Fast alle außer John verbrachten die nächstenStunden damit, im Stehen zu schlafen wie eine Sammlung Statuen. Selbst der Mann, der Johns fliegenden Teppich trug, war eingenickt, sodass John ihn sich hätte zurückholen können, wenn er Hynkell nicht sein Wort gegeben hätte.
    Um sich von solchen Überlegungen abzulenken, ging John zum Ausgang des Spalts, starrte die Felswand hinab und schauderte beim bloßen Gedanken daran, dort hinunterzuklettern. Der Abstieg wirkte ganz und gar unmöglich, und es erschien ihm wie ein Wunder, dass diese Männer es jemals heraufgeschafft hatten. Mit genügend Hitze im Körper hätte er womöglich erwogen, den Deutschen mit besseren Seilen und modernerem Klettermaterial auszuhelfen, einigen Dutzend Sicherungs- und Abseilgeräten etwa, Expressschlingen, Karabinern, oder Kletterschuhen. Doch die Nacht war bitterkalt, und John fühlte sich so hilflos wie ein Kätzchen, das auf einem Baum festsaß.
    »Denkst du etwa an Flucht?«, fragte da eine Stimme.
    John drehte sich um und sah, dass Hynkell direkt hinter ihm stand. Der Mann sah unendlich müde aus. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht, sodass John sich fragte, ob er und seine Leute den körperlichen Anstrengungen, die vor ihnen lagen, wirklich gewachsen sein würden.
    »Nein«, sagte der Dschinnjunge. »Ich habe Ihnen doch mein Wort gegeben. Vielleicht haltet ihr Nazis euch nicht an eure Versprechen, ich tue es jedenfalls.«
    Hynkell nickte. »Gut«, sagte er, zog seine Parabellum-Pistole und fügte hinzu: »Denk daran, dass ich morgen die Nachhut bilde. Und wenn du dein Wort nicht hältst, werde ich nicht zögern, die hier einzusetzen. Weder bei dir noch bei deinem vierbeinigen Freund.«
    John sah noch einmal über die Kante. »Im Moment sorge ichmich mehr darum, mir den Hals zu brechen als mein Wort. Wenn Sie mich fragen, ist keiner Ihrer Leute dieser Tour gewachsen. Sie sind jetzt schon völlig am Ende. Wie soll es ihnen erst in dieser Wand ergehen?«
    »Mach dir um meine Männer keine Gedanken«, sagte Hynkell. »Sie kommen schon klar. Wenn sie es heraufgeschafft haben, werden sie mit Sicherheit auch wieder hinunterkommen.«
    »Das hoffe ich«, sagte John. »Um meinetwillen.«
    Sobald es hell war, wagten sich Hynkells beste Kletterer, zu dritt in ein Seil gebunden, auf ein schmales Felsband und begannen die glatte Wand des Kailash zu queren. In Dreierseilschaften ging es weiter, bis John an die Reihe kam. Er hatte sich Rakshasas auf den Rücken binden lassen, weil er seinen alten Freund niemandem sonst anvertrauen wollte. Wenn sie abstürzten, würden sie es zusammen tun. Doch bevor John auf das Band trat, klopfte ihm Fritz auf den Arm und reichte ihm ein Taschenmesser.
    »Für alle Fälle«, murmelte er.
    Einen Moment lang fragte sich John, was er meinte, und Fritz, der das begriff, erklärte es ihm: »Für den Fall, dass du das Seil durchschneiden musst.«
    »Das Seil durchschneiden?« John machte schon beim Gedanken daran ein entsetztes Gesicht. »Warum sollte ich das tun wollen?«
    »Das musst du vielleicht, mein Junge«, sagte Fritz. »Um dich selbst zu retten. Daran wäre nichts auszusetzen. Mein eigener Sohn wird ungefähr in deinem Alter sein. Ich hoffe, dass ein anderer Mann

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