Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
Vom Netzwerk:
dreieckige Holzplattform war an dem Seil befestigt, wie eine Art winziges Baumhaus, und auf dieser Plattform saß, inmitten von Blumentöpfen, ein großer dünner Mann mit weißem Haar und dem längsten Bart, den die Zwillinge je gesehen hatten. Alle verstummten, als Nimrod den fliegenden Teppich direkt neben den Fakir lenkte.
    Mr   Burton trug ein dünnes braunes Gewand und eine Bernsteinkette und hatte vier gelbe Streifen auf der Stirn. Vor seinen nackten Füßen lag eine Girlande aus wunderschönen Blumen. Doch das Merkwürdigste an dem Mann waren seine leuchtend blauen Augen, die in die fernste Ferne zu starren schienen, als könne er bis weit in die nächste Welt schauen. Groanin, der nicht zum ersten Mal einen heiligen Mann sah, war mehr fasziniert von dem Seil, das an rein gar nichts befestigt war. Es endete einfach in einem Knoten, als habe es jemand an einem weit entfernten Baum befestigen wollen, der sich längst in Luft aufgelöst hatte.
    »Wer hält das alles aufrecht?«, fragte er leise. »Das Seil? Die Plattform? Den Kerl mit dem Bart? Alles?«
    »Nur die Kraft des Geistes über die Materie«, erklärte Nimrod.
    »Mehr nicht?«, wunderte sich Groanin.
    »Niemand besteht nur aus seinen Gedanken«, ließ Nimrod ihn wissen. »Manchmal ist es wichtig, vom Denken Abstand zu nehmen und zu glauben.«
    »Ja, da haben Sie vielleicht recht«, gab Groanin zu. »Man könnte sagen, genau aus dem Grund bin ich Anhänger von Manchester City.«
    »Das Seil bleibt oben, weil der Fakir
glaubt
, dass es oben bleibt«, fügte Nimrod hinzu.
    »Das hat bei Manchester City noch nie funktioniert.«
    Nimrod stand auf, ging bis dicht an den Rand des Teppichs und verbeugte sich feierlich vor dem Fakir. Dann setzte er sich ihm gegenüber und legte in einer Geste, die sowohl Respekt als auch einen Gruß ausdrückte, die Handflächen aneinander.
    »Mein Name ist Nimrod«, sagte er. »Vielleicht wissen Sienoch, dass ich ein enger Freund von Mr   Rakshasas war, dem Sie viele Jahre lang gedient haben. Ich bin wie er ein Dschinn vom Stamm der Marid. Aus Respekt vor Ihrem Schweigegelübde würde ich gern in Ihren Kopf schlüpfen und Ihnen dort begegnen, Mr   Burton.«
    Nimrod wartete einen Moment, ehe er hinzufügte: »Wenn Ihr Grad der Erleuchtung dafür weit genug entwickelt ist, können Sie auch telepathisch mit mir kommunizieren.«
    Der Fakir verharrte minutenlang stumm und regungslos. Doch nach einer Weile konnte man ihn ein wenig deutlicher atmen hören. Sein Brustkorb bewegte sich merklich, und alle, die auf dem fliegenden Teppich saßen, vernahmen einen lauten Atemzug. Schließlich legte der Fakir die Handflächen seiner eigenen ledrigen Hände aneinander und begann zu sprechen.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Mr   Burton. Seine Stimme war überraschend klar und kräftig für jemanden, der jahrelang keinen Ton von sich gegeben hatte.
    »Vielen Dank.« Nimrod war dankbar dafür, dass Mr   Burton ihm so schnell antwortete; gleichzeitig aber war er überrascht, dass dieser ein so lange gehaltenes Schweigegelübde mit solcher Eilfertigkeit brach.
    »Was führt Euch an diesen Ort, der keiner ist?«, fragte der Fakir.
    »Mr   Burton, ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich brauche Ihren Rat.«
    »Nimrod, sagten Sie?«
    Nimrod nickte.
    »Ich habe von Ihnen gehört«, sagte Burton. »Mr   Rakshasas hat viel von Ihnen gesprochen, als Sie noch ein Junge waren. Sagen Sie mir, wie geht es meinem früheren Herrn?«
    »Er ist bei einem Unfall ums Leben gekommen«, sagte Nimrod. »Unglücklicherweise.«
    »Es betrübt mich, das zu hören«, sagte Burton. »Er war die weiseste Person, der ich je begegnet bin. Und doch scheint mir, als hätte ich etwas spüren müssen, wenn er tatsächlich tot wäre. Ja, vielleicht hätte ich etwas spüren müssen. Wie dem auch sei. Sagen Sie mir, Nimrod, sind die Kinder, die Sie begleiten, Dschinn wie Sie? Und waren sie ebenfalls Freunde von Mr   Rakshasas?«
    »Ja«, sagte Nimrod, »sie sind Dschinn. Der Junge ist mein Neffe John und das Mädchen meine Nichte Philippa. Sie waren dem alten Mann ebenso zugetan wie ich.«
    »Wenn Sie Mr   Rakshasas so zugetan waren, wie Sie sagen, dann werden Sie seinen Geist ebenso gut kennen wie Ihren eigenen. Und Sie können mir sicher drei einfache Rätsel beantworten, die er mir vor mehr als zwei Jahrzehnten aufgab.«
    »Wir müssen lediglich unseren Geist miteinander verschmelzen, um uns dessen zu vergewissern«, sagte Nimrod. »Vielleicht kann ich mich im Geiste

Weitere Kostenlose Bücher