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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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chaotisch aussah wie in einem Bootshafen in Cornwall. Überall lagen Bücher herum, die keinerlei erkennbare Ordnung verrieten. Jemand, der Rakshasas’ Bibliothek zum ersten Mal besuchte, hätte wohl kaum geglaubt, dass sie von einem leidenschaftlichen Bibliothekar betreut wurde.
    Liskeard Karswell du Crowleigh stand Rakshasas’ Bibliothek seit über fünfzig Jahren vor. Außerdem war er ein Flaschenkobold.
    Es gibt Kinder der Hölle, Kreaturen des Beelzebub, Spottkobolde und kleine Teufel. Außerdem die Flibbertigibbets, die sich früher an Hinrichtungsstätten herumzutreiben pflegten, und Kobolde, die einmal Kinder waren. Es gibt kleine Dämonen und böse Geister, und es gibt Flaschenkobolde, die von Dschinn eingesetzt werden, um die Lampen und Flaschen zu bewachen, in denen sie hin und wieder wohnen. Flaschenkobolde werden mitunter für giftig gehalten, was streng genommen – und anders als streng darf man mit einem Flaschenkobold nicht umgehen – nicht auf Liskeard zutraf. Da er eine unerquickliche Vorliebe für verwesendes Tierfleisch hegte, waren die Bakterien in seinem Mund überaus gefährlich, was für Nimrod der Hauptgrund war, in seiner eigenen Lampe keinen Kobold zu beschäftigen. Nicht jedoch, weil er fürchtete, gebissen zu werden. Es war einfach so, dass Liskeard Karswell entsetzlichen Mundgeruch hatte.
    Es dauerte ein paar Minuten, ehe Liskeard, der ein ehemaligerZauberer war, im großen Lesesaal erschien. Er verbeugte sich feierlich und begrüßte Nimrod, den er als seinen neuen Herrn und Meister ansah, mit einem höflichen Zischeln.
    »Guten Tag, Sssir«, zischte er, denn trotz seines schicken grauen Anzugs und seines leicht menschlich wirkenden Auftretens war er am ehesten mit einem Waran zu vergleichen. »Es tut mir leid, dass ich nicht schneller gekommen bin, aber ich war ganz unten im Magazin, und es dauert geschlagene zehn Minuten, die gusseiserne Treppe zum Lesesaal hinaufzusteigen.«
    »Wie geht es Ihnen, Liskeard?«, fragte Nimrod.
    »Sehr gut, Sssir.«
    »Sind Sie sicher?« Nimrod lächelte freundlich. Nach Mr   Rakshasas’ Tod hatte er Liskeard als Belohnung für seine langen und treuen Dienste drei Wünsche angeboten. Liskeard hatte sie mit der Begründung abgelehnt, einen Wunsch zu haben, setze voraus, dass er irgendetwas begehre, was er noch nicht hatte, und da sein Leben aus der Bibliothek und nichts als der Bibliothek bestand, konnte er sich einfach nichts anderes vorstellen. Zudem sei gesagt, dass Nimrod außerstande war, Liskeards hässliches Äußeres zu verändern, was ansonsten auf seiner Wunschliste sicher ganz oben gestanden hätte, wie man sich vorstellen kann.
    »Sie waren nicht immer ein Flaschenkobold, nicht wahr?«, erkundigte sich Nimrod.
    »Nein, Sssir«, gab Liskeard zu. »Ich war früher einmal der schäbige Abklatsch eines Zauberers. Vor vielen Jahren beging ich den Fehler, den Synopados, den Seelenspiegel eines bösen Dschinn, stehlen zu wollen. Der Spiegel war mit einer sehr mächtigen Fessel geschützt, die mich in diesen abstoßenden Flaschenkobold verwandelte, den Sie jetzt vor sich sehen, Sssir. Siewissen sicher, Sssir, dass eine von einem anderen Dschinn verhängte Fessel nicht rückgängig gemacht werden kann, und da ich keine Ahnung habe, an wessen Spiegel ich mich vergreifen wollte, werde ich wohl für immer so bleiben, fürchte ich. Daher ist es besser, wenn ich hier lebe, Sssir, wo mein abscheuliches Äußeres niemanden beleidigen kann.« Er lächelte ein abstoßendes Lächeln. »Außerdem lese ich gern.«
    »Äh, ja, ganz recht«, sagte Nimrod. »Vielleicht finden wir irgendwann heraus, wer dafür verantwortlich war, dass Sie in einen Flaschenkobold verwandelt wurden, und dann regeln wir die Sache, ja?«
    »Jawohl, Sssssir.« Liskeard behielt sein übel riechendes Lächeln bei. »Mr   Rakshasas hat sich meiner erbarmt und mir angeboten, sein Bibliothekar zu werden. Seitdem bin ich hier.«
    »Und Sie machen Ihre Sache wunderbar, alter Knabe. Da bin ich ganz sicher«, sagte Nimrod.
    »Vielen Dank, Sssir. Suchen Sie ein bestimmtes Buch, Sssir? Vergessen Sie nicht, dass Sie sich in dieser Bibliothek ein Buch nur wünschen müssen, damit es von selbst zu Ihnen kommt. Deshalb machen wir uns auch nicht die Mühe, die Bücher nach irgendeinem System, nach Alphabet, Thema oder Autor zu sortieren.«
    »Ich wünsche mir schon die ganze Zeit wie verrückt alles über Shangri-La«, sagte Nimrod. »Aber bisher sind Sie das Einzige, was aufgetaucht ist, alter

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