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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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sich, Nimrod«, sagte Rabbi Joshua. »Es ist alles in bester Ordnung. Ich weiß, was ich tue. Ich habe ihm das Wort der Wahrheit in den Mund gelegt, mit dem der Golem aktiviert wird. Um ihn zu
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, müssen Sie nur das hebräische Wort für Wahrheit aussprechen, allerdings ohne den ersten Buchstaben, denn dann bedeutet es Tod.«
    Sie kamen zu einer dicken Glastür, die aufglitt, als der Rabbi auf dem Tastenfeld an der Wand eine Zahlenfolge eintippte.
    »Wie oft kommen Sie hierher?«, fragte Nimrod.
    »So gut wie nie, ehrlich gesagt. Das ist der Hauptgrund, warum ich die Leute so schamlos davon abzubringen versuche, die Archive zu nutzen. Wir versuchen, die Atmosphäre in den Räumen so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, um die Temperatur konstant zu halten. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Um die Dokumente zu schützen.«
    »Und der Golem lebt hier unten?«
    »Er lebt nicht«, sagte der Rabbi. »Das ist ja der springende Punkt bei einem Golem. Anders als ein Flaschenkobold ist er nur ein Ding. Ein seelenloses Wesen.«
    »War Adam in der Schöpfungsgeschichte nicht auch ein Golem?«, fragte Nimrod. »Zumindest in den ersten zwölf Stunden?«
    »Ja, vermutlich war er das«, räumte Rabbi Joshua ein. »Aber der Ärger ging ja auch erst los, nachdem ihm eine Seele gegeben wurde.«
    »Stimmt«, sagte Nimrod. »Aber das Leben, jede Form von Leben, und wenn es sich kaum von Dreck unterscheidet, findet einen Weg.«
    »Diesmal nicht.« Der Rabbi öffnete eine weitere Schiebetür und führte Nimrod durch einen langen Korridor, von dem mehrere Türen in die Archive abgingen.
    Doch sobald sie um die nächste Ecke bogen, war klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Die Glastür zum Albert-Einstein-Archiv war zertrümmert und Papiere lagen über den ganzen Boden verstreut. Nimrod vermutete, dass es sich um das Einstein-Archiv handelte, weil dessen unverwechselbare Zügereliefartig an der Wand prangten, über dem, was von der Tür übrig war.
    Rabbi Joshua stieß einen Entsetzensschrei aus und rannte in den Raum.
    »Ach, du lieber Himmel!«, rief er. »Es gab einen Einbruch! Die Einstein-Dokumente! Sie sind überall. Sehen Sie sich dieses Durcheinander an!«
    Nimrod hob ein Blatt vom Boden auf und überflog einen Absatz mit Einsteins winzig kleiner schwarzer Handschrift, der natürlich in Deutsch abgefasst war. Nimrod fand, dass es aussah wie eine Feenschrift, und er kannte nur eine einzige Handschrift, die noch kleiner und sauberer war: seine eigene.
    »Können Sie überblicken, ob irgendetwas gestohlen wurde?«, fragte er.
    »Nein. Es wird Jahre dauern, das herauszufinden. Wer würde so etwas tun?«
    »Ich hätte da einen Verdacht«, sagte Nimrod.
    »Welchen?«
    »Jirjis ibn Rajmus.«

Mr   Swaraswatis Flugangst

    Auf einem ruhigen Feld hinter den schwarzen Ruinen der St-Archibald-Kathedrale, hoch oben auf Bumbys Nordkliff, rollte Philippa unter einer grauen Wolke ihren fliegenden Teppich aus und bereitete sich auf den Start vor. Das heißt, sie setzte sich hin und sammelte ihre Gedanken, ehe sie ihr neues Fokuswort aussprach.
    Sie hatte lange über ein neues Fokuswort nachgedacht und war auf ein Wort verfallen, das sogar noch länger war als das alte FABELHAFTIGANTISCHWUNDERLICHERICH! Philippa hatte sich für ein Wort entschieden, das sie leicht erinnern und aussprechen konnte, das aber beim Aussprechen extrem viel Zeit in Anspruch nahm. Der Grund dafür war, dass Philippa ihre eigene Dschinnkraft in letzter Zeit reichlich unheimlich geworden war. Deshalb hatte sie beschlossen, sich ein Fokuswort zuzulegen, dessen Länge ihr, noch während sie es aussprach, Gelegenheit gab, sich die Sache anders zu überlegen und das Wort gegebenenfalls einfach nicht zu Ende zu sprechen. Auf diese Weise hoffte sie die Fehler zu vermeiden, die ihre Mutter Layla gemacht hatte und die schließlich dazu geführt hatten, dass diese ihrer Dschinnkraft ganz entsagt hatte. Andernfalls war es schlichtweg zu leicht, zwei Männer in Wellensittiche zu verwandeln oder in Katzen oder Hunde. Eine Macht, mit der Philippa sich nicht besonders wohlfühlte.
    Mr   Swaraswati setzte sich neben Philippa auf den Teppich, zog seine großen Füße an den Körper, als wären es die Zügel eines Pferdes, und wartete nervös darauf, dass sie abhoben. Da er einen großen Teil seines Lebens tief im Erdboden verbracht hatte, machte ihn die Vorstellung, Hunderte oder gar Tausende von Metern darüber hinwegzufliegen, ängstlich, nervös und ein wenig

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