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Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya

Titel: Die Kinder des Dschinn. Der Spion im Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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niederließ. Der große silbergraue Wolf leckte sich die Pfoten und sah sich um, als ein zweiter Wolf auftauchte und sich neben ihn legte und dann ein dritter. Sie wirkten weniger wild als geduldig, sehr geduldig, als ob sie wüssten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Zagreus schließlich einschlafen oder seinen einsamen Posten aus Langeweile verlassen würde.
    Zagreus grinste ein Bigfootgrinsen, formte einen Schneeball – einen von der gemeinen Art, mit einem Eisklumpen in der Mitte – und schleuderte ihn auf den ersten Wolf, den er mitten auf die Schnauze traf.
    Der Wolf heulte auf vor Schmerz, als der Eisklumpen seine Nase begrüßte, und zog sich in eine sicherere Entfernung zurück. Die anderen taten es ihm nach.
    »Guter Schuss«, sagte Groanin.
    Zagreus warf einen weiteren Schneeball und noch einen, die beide kurz vor der neuen Position der Wölfe landeten.
    »Sieht aus, als hätten sie deine Reichweite herausgefunden«, stellte Groanin überflüssigerweise fest.
    Zagreus trommelte sich auf die lederartige Brust und brüllte dazu, doch die Wölfe zeigten sich von diesem Imponiergehabe unbeeindruckt.
    »Ich kann gar nicht hinsehen«, sagte Groanin außer sich vor Sorge. »Ich glaube, da hast du allerhand zu tun, Zagreus, alter Junge.«
    Der Butler stand auf und ging fort. Er war so gut wie sicher, dass es nicht lange dauern würde, bis sich die Wölfe über einenglisches Frühstück hermachen würden. Er sah nicht zurück. Der Anblick seines verschneiten Grabhügels mit einem riesigen, von Wölfen umgebenen Affenmann obenauf war einfach zu deprimierend, um länger darüber nachzudenken.
    »Wenn ich lebend aus dieser Sache rauskomme«, sagte er zu sich, »hat es sich ausgebutlert bei Nimrod.« Sein Selbstgespräch dauerte kilometerlang an.
    »Das kommt davon, wenn man durch die Weltgeschichte reist und sich unter Ausländer mischt«, schimpfte Groanin vor sich hin, während er mühelos durch den Schnee und die Bäume wanderte. »Wenn ich in Kensington geblieben wäre, wie ich es wollte, wäre das alles nicht passiert. In London gibt es keine Grizzlys. Nicht mal im Londoner Zoo, und das ist mir nur recht. Grässliche Viecher mit Zähnen und Klauen. Was hat sich der liebe Gott nur dabei gedacht, als er die Biester erschaffen hat? Ich wollte nicht hierherkommen. Weder an diesen noch an irgendeinen der anderen schrecklichen Orte, an denen ich mit diesem verflixten Dschinn war. Aber hat er auf mich gehört? Den Teufel hat er. Alles, was Seine Lordschaft interessiert, ist, dass ihm ein echter englischer Butler seinen Tee kocht. Als ob es darauf ankäme. Also, ich bin fertig damit. Von jetzt an kann er sich seinen Tee selbst kochen. Und seinen Kakao. Und seinen Kaffee.«
    Groanin fuhr sich über die Nase und merkte, dass er es nicht tat, weil sie feucht war, sondern weil er tatsächlich frischen Kaffee roch. Echten Kaffee. Bildete er sich das nur ein? Er verschärfte die Gangart seiner unsichtbaren Beine, erklomm einen Hügel und sah in der Ferne ein kleines, gelb leuchtendes Lagerfeuer glimmen. Und da er nicht recht wusste, was er mit sich anfangen sollte, bis er entweder richtig tot war oder gerettet wurde, beschloss er, dass er ebenso gut dort auf Johns Rückkehr aus Tibetwarten konnte. Ein Lagerfeuer hatte etwas Fröhliches, Heimeliges an sich, das ihn mit den unverkennbaren Attributen der Zivilisation zu sich rief: einem Herd, dem Klang und der Unterhaltung eines anderen menschlichen Wesens, dem Duft von gekochtem Essen und heißem Kaffee.
    Als er sich dem Feuer näherte, wurde ihm klar, dass er zu seinem eigenen Lager zurückgekehrt war, aus dem ihn der Bär vorhin verscheucht hatte.
    Und da er nichts Besseres zu tun hatte, kroch Groanin zurück in sein Zelt und begann
David Copperfield
zu lesen.

Gutes Befinden und schlechtes Gedächtnis

    Wie üblich begann Silvio Prezzolini seinen Arbeitstag im Souvenirladen von Pompeji, wo er seit mehr als zehn Jahren beschäftigt war, damit, dass er alle Waren gründlich abstaubte. Das meiste davon war Plastikschund, doch es gab auch einige ziemlich hübsche Reproduktionen römischer Überfanggläser mit Szenen aus Pompeji, die Silvio besonders aufmerksam behandelte und so sorgfältig polierte, als wären es seine eigenen.
    Er versuchte dabei, nicht auf die Wissenschaftler der Universität Princeton zu achten, die draußen in einem Wohnwagen saßen und ihn aus sicherer Entfernung beobachteten, um festzustellen, ob sich die Auswirkungen zufälliger oder sogenannter

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