Die Kinder des Kapitän Grant
Grant gelebt, mit ihm die Meere durchschifft, denselben Gefahren getrotzt! Mary vermochte ihre Augen gar nicht von dem rauhen Antlitz abzuwenden, und weinte vor Glück.
Bis dahin war es Niemand eingefallen, in die Wahrheitsliebe und Identität des Quartiermeisters einen Zweifel zu setzen. Nur der Major und vielleicht John Mangles, die sich nicht so schnell ergaben, fragten sich, ob denn die Worte Ayrton’s wirklich unbedingtes Vertrauen verdienten. Sein unvorhergesehenes Zusammentreffen konnte wohl einige Zweifel, wenn nicht einigen Verdacht, erregen. Gewiß hatte Ayrton Thatsachen und Zeitpunkte mit schlagender Genauigkeit angegeben. Aber Einzelheiten, so zutreffend sie sind, bilden noch keine Gewißheit, und gewöhnlich sucht sich, wie Jeder beobachtet hat, die Lüge durch die Genauigkeit der Einzelheiten zu stützen. Mac Nabbs bewahrte seine Ansicht, sprach sie aber nicht aus.
Was John Mangles betrifft, so wichen seine Zweifel bald der Rede des Matrosen, und er hielt ihn wirklich für einen Begleiter des Kapitän Grant, als er ihn gegen das junge Mädchen von deren Vater sprechen hörte. Ayrton kannte Mary und Robert vollkommen. Er hatte sie in Glasgow noch bei der Abfahrt der Britannia gesehen. Er erinnerte sie an das Frühstück, welches den Freunden des Kapitäns zum Abschiede noch an Bord gegeben wurde. Der Sheriff Mac Intyre war mit dabei. Man hatte Robert, – der damals gegen zehn Jahre alt war – der Fürsorge des Rüstmeisters Dick Turner anvertraut, aber er entwischte diesem und kletterte in den Bramstengen herum.
Endlich an Paddy’s Wohnung. (S. 323.)
»Das ist wahr, das ist wahr!« rief Robert Grant.
So erinnerte Ayrton an tausend geringfügige Umstände, ohne ihnen ein so besonderes Gewicht, wie es John Mangles that, beizulegen.
Als er schwieg, bat ihn Mary mit sanfter Stimme:
»Erzählen Sie doch noch mehr von unserem Vater, Herr Ayrton!«
Der Quartiermeister befriedigte, so gut er konnte, die Wünsche des Mädchens. Glenarvan wollte ihn nicht unterbrechen, und doch drängten sich zwanzig nützlichere Fragen in seinem Geiste; doch hielt Lady Helena, die ihn auf Mary’s freudige Rührung aufmerksam machte, seine Worte zurück.
Bei dieser Gelegenheit erzählte Ayrton auch die Geschichte der Britannia und ihre Reise über den Stillen Ocean. Mary Grant kannte schon einen großen Theil derselben, da die Schiffsnotizen bis zum Mai 1862 reichten. Während jenes Zeitraumes eines Jahres lief Harry Grant alle Hauptländer Oceaniens an. Er berührte die Hebriden, Neu-Guinea, Neu-Seeland, war entrüstet über die oft wenig gerechtfertigten Besitzergreifungen, und litt von dem bösen Willen der britischen Behörden, denn sein Fahrzeug war in den englischen Colonien vorher angemeldet. Indeß hatte er einen wichtigen Punkt auf der Westseite von Papuasien gefunden; dort erschien ihm die Gründung einer schottischen Colonie nicht schwierig, und ihr Gedeihen gesichert; wirklich mußte ja wohl ein guter Hafen auf dem Wege nach den Molukken und den Philippinen Schiffe herbeiziehen, vorzüglich wenn die Durchstechung der Landenge von Suez den Weg um das Cap der Guten Hoffnung unnöthig machte.
Die Passagiere kehren an Bord zurück. (S. 329.)
Harry Grant gehörte zu denen, welche in England das Unternehmen des Herrn von Lesseps lobend würdigten und nicht politische Eifersüchteleien mit einem großen internationalen Interesse vermengten.
Nach dieser Erforschung des Papualandes segelte die Britannia, um frischen Proviant einzunehmen, nach Callao, und verließ diesen Hafen wieder am 30. Mai 1862, um durch den Indischen Ocean und um das Cap herum nach Europa zurückzukehren. Drei Wochen nach seiner Abfahrt wurde das Schiff von einem furchtbaren Sturm verschlagen. Die Masten mußten gekappt werden. Da zeigte sich auch ein Leck, das man nicht zu stopfen vermochte. Die Besatzung war bald erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Man vermochte das Wasser nicht völlig auszupumpen. Acht Tage lang war die Britannia ein Spiel des Orkanes. Sie hatte sechs Fuß Wasser im Raume und sank allmälig. Die Boote waren ihr durch den Sturm entrissen worden. Alles hätte an Bord umkommen müssen, als in der Nacht des 27. Juni, wie es Paganel ganz richtig verstanden hatte, die Ostküste Australiens in Sicht kam. Bald scheiterte nun das Schiff mit einem furchtbaren Stoße. In diesem Augenblicke wurde Ayrton durch eine Woge weggerissen und mitten in die Brandung geschleudert, wo er das Bewußtsein verlor. Als er
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