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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wieder zu sich kam, befand er sich unter den Händen von Eingeborenen, die ihn in das Innere des Landes hineinschleppten. Seitdem hatte er nichts wieder von der Britannia gehört, und nahm nicht ohne Ursache an, daß dieselbe an den gefährlichen Rissen der Twofold-Bai mit Mann und Maus zu Grunde gegangen sei.
    Hier endete der Bericht, soweit er Kapitän Grant betraf. Mehr als einmal veranlaßte er schmerzliche Ausrufe. Nur ungerechter Weise hätte der Major an der Echtheit desselben zweifeln können. Nach der Geschichte der Britannia aber mußte die besondere Geschichte Ayrton’s ein noch lebhafteres Interesse erwecken.
    Gewiß hatte Grant, daran zweifelte man wegen des Vorhandenseins des Documentes nicht, mit zwei seiner Matrosen, ebenso wie Ayrton, den Schiffbruch überlebt. Von dem Schicksal des Einen ließ sich voraussichtlich auf das des Andern schließen.
    Ayrton wurde also veranlaßt, seine Abenteuer zu erzählen. Sein Bericht war sehr einfach und kurz.
    Der schiffbrüchige Matrose wurde als Gefangener eines eingeborenen Stammes nach den Gegenden, durch welche der Darling fließt, in das Innere, vierhundert Meilen nördlich vom siebenunddreißigsten Breitengrade, abgeführt. Dort lebte er zwar im Elend, da der Stamm selbst elend war, aber doch nicht mißhandelt. Es waren zwei lange Jahre einer peinlichen Sklaverei, doch hielt ihn die Hoffnung, seine Freiheit wiederzuerlangen, aufrecht. Er spähte die geringste Gelegenheit zur Flucht aus, und sollte sie ihn auch mitten in unzählige Gefahren stürzen.
    In einer Octobernacht des Jahres 1864 täuschte er die Wachsamkeit der Wilden und verschwand in der Tiefe ungeheurer Wälder. Während eines Monats lebte er dort von Wurzeln, eßbaren Farrnkräutern und Mimosengummi, irrte mitten durch die ungeheure Einöde und nahm am Tage die Sonne, in der Nacht die Sterne zum Führer, oft niedergeschlagen von der Verzweiflung. So streifte er über Moräste, Ströme, Berge, kurz jenen ganzen Theil des menschenleeren Continents, welchen nur selten Reisende auf ihren kühnen Zügen berührt haben. Endlich gelangte er, halbtodt vor Erschöpfung, in der gastlichen Wohnung Paddy O’Moore’s an, wo er durch seiner Hände Arbeit eine glückliche Existenz fand.
    »Und wenn Ayrton mich lobt, sagte der irländische Colonist nach Beendigung dieses Berichts, so kann ich meinerseits nur ihn beloben. Er ist ein intelligenter, braver Mann, ein guter Arbeiter, und wenn es ihm recht ist, kann Paddy O’Moore’s Haus noch lange das seinige sein.«
    Ayrton dankte mit einer Handbewegung dem Irländer und wartete, daß weitere Fragen an ihn gerichtet würden. Er sagte sich, daß die berechtigte Neugierde seiner Zuhörer befriedigt werden müsse. Auf was hätte er hinfort nicht geantwortet, das nicht hundertmal gesagt worden wäre? Glenarvan wollte eben, unter Benutzung des Zusammentreffens mit Ayrton und der Nachrichten, welche dieser gab, einen neu aufzustellenden Plan zur Sprache bringen, als der Major an den Matrosen die Frage richtete:
    »Sie waren also Quartiermeister an Bord der Britannia?
    – Ja«, erwiderte Ayrton ohne Zögern.
    Da er aber herausfühlte, daß dem Major eine Art von Mißtrauen, von vielleicht ganz leisem Zweifel diese Frage eingegeben hatte, setzte er hinzu:
    »Ich habe übrigens auch meinen Schiffervertrag aus dem Schiffbruche gerettet.«
    Sofort verließ er den Saal, um diese officiellen Papiere zu holen. Nur eine Minute war er abwesend, aber diese genügte Paddy O’Moore, zu sagen:
    »Mylord, ich empfehle Ihnen Ayrton als rechtschaffenen Mann. In den zwei Monaten, die er in meinen Diensten stand, hatte ich keinerlei Klage über ihn zu führen. Ich kannte die Geschichte seines Schiffbruchs und seiner Gefangenschaft. Es ist ein ergebener Mensch, der Ihres ganzen Vertrauens werth ist.«
    Glenarvan wollte eben antworten, daß er nie an Ayrton’s Wahrhaftigkeit gezweifelt habe, als dieser wieder eintrat und sein ganz regelrechtes Engagement vorlegte. Es war ein von den Rhedern der Britannia und dem Kapitän Grant, dessen. Handschrift Mary sogleich wiedererkannte, unterzeichnetes Papier. Es bestätigte, daß »Tom Ayrton, Matrose erster Classe, als Quartiermeister an Bord des Dreimasters Britannia, von Glasgow, angenommen worden war«. Ueber die Identität Ayrton’s konnte also kein Zweifel mehr bestehen, denn es war schwer anzunehmen, daß dieser Vertrag in seinen Händen wäre, ohne ihm wirklich zu gehören.
    »Jetzt, sagte Glenarvan, spreche ich den Beirath Aller

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