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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Netze zwei geschickt genähte Kasuarbälge zog, mit denen er sich auf der Stelle vermummte. Den rechten Arm streckte er über den Kopf in die Höhe und ahmte die Bewegung eines Emu nach, der sich Nahrung sucht.
    Der Eingeborene wandte sich gegen die Heerde; bald machte er Halt, um scheinbar einige Körner aufzupicken, bald wirbelte er mit den Füßen den Staub um sich auf, und umhüllte sich mit einer dichten Wolke. Das ganze listige Verfahren war vollendet in seiner Art. Nicht treuer konnte die ganze Art und Weise eines Emu copirt werden. Der Jäger ließ noch ein dumpfes Gurren ertönen, durch welches selbst ein Vogel sich täuschen lassen mußte. So geschah es auch. Bald befand sich der Wilde mitten in der sorglosen Gesellschaft, aber plötzlich schwang sein Arm die Keule und fünf Emu von jenen sechs fielen ihm zur Seite nieder.
    Der Jäger hatte seinen Erfolg, die Jagd war zu Ende.
    So nahm denn Glenarvan nebst den Damen und die ganze kleine Truppe von den Eingeborenen Abschied. Diese zeigten keinerlei Betrübniß bei der Trennung. Vielleicht hatte die Frucht der Kasuarjagd sie ihren befriedigten Heißhunger vergessen lassen.
     

    Paganel legte sich nicht nieder. (S. 427.)
     
    Sie besaßen nicht einmal jene Dankbarkeit des Magens, welche bei uncultivirten Naturmenschen und Thieren stärker ist, als die des Herzens.
    Doch wie dem auch sei, nach gewissen Richtungen hin konnte man ihrer Intelligenz und Geschicklichkeit nicht alle Achtung versagen.
    »Jetzt, mein lieber Mac Nabbs, sagte Lady Helena, werden Sie doch zugestehen, daß die Australier keine Affen sind?
    – Weil sie ein Thier so vollendet nachzuahmen verstehen? versetzte der Major; das sollte vielmehr meine Annahme erhärten.
    – Ein Scherz ist keine Antwort, sagte Lady Helena, ich wünsche, Major, daß Sie auf Ihren Ausspruch zurückkommen.
    – Nun gut; ja! liebe Cousine, oder vielmehr, nein. Die Australier sind keine Affen, sondern die Affen sind Australier.
    – Potz tausend!
    – Uebrigens, erinnern Sie sich wohl, was die Neger bezüglich der interessanten Race der Orang-Utangs annehmen?
    – Das wäre? fragte Lady Helena.
    – Sie nehmen an, erwiderte der Major, daß diese Affen Neger sind, wie sie selbst, nur boshaftere. ›Sprechen nur nicht, um nicht arbeiten zu müssen‹, sagte ein Schwarzer in seiner Eifersucht auf einen zahmen Orang-Utang, den sein Herr nährte, ohne daß er zu arbeiten brauchte.«
Siebenzehntes Capitel.
Viehzüchter-Millionäre.
    Nach einer unter 146°15’ Länge ruhig verbrachten Nacht setzten die Reisenden, am 6. Januar um sieben Uhr Morgens, ihren Weg durch den weitausgedehnten District fort. Sie zogen immer gegen den Aufgang der Sonne und ihre Fußspuren bildeten auf der Ebene eine genau gerade Linie. Zweimal kreuzten sie die Spuren nach Norden ziehender Squatters, wodurch die hinterlassenen Eindrücke sich leicht verwirrt hätten, wenn nicht Glenarvan’s Pferd die an zwei Kleeblättern erkennbare Marke von Black-Point dem Boden eingeprägt hätte.
    Da und dort war das Land von launenhaften Uferflüßchen, mit Buchsbaum umgeben und durchzogen, deren Wasser bald versiegten. Sie verdanken ihren Ursprung den Gebirgsbächen aus den »Buffalos-Ranges«, einer Kette mittelhoher Berge, deren pittoreske Linie den Horizont begrenzte.
    An einer solchen Stelle beschloß man zu übernachten. Ayrton trieb seine Bespannung an, und nach einem Tageszug von fünfunddreißig Meilen erreichten die Ochsen ziemlich ermüdet ihr Ziel. Unter großen Bäumen wurde das Zelt aufgeschlagen, und, da die Nacht schon hereinbrach, die Abendmahlzeit schnell abgemacht. Nach einer solchen Tagereise lag Jedem das Schlafen näher, als das Essen.
    Paganel, der zuerst die Wache hatte, legte sich nicht nieder, sondern patrouillirte, das Gewehr auf der Schulter, hin und her, um sich des Schlafes besser zu erwehren.
    Trotz mangelnden Mondscheins war die Nacht, Dank dem Glanze der Sternbilder Australiens, doch ziemlich hell. Der Gelehrte ergötzte sich, in diesem großen Buche des Firmamentes zu lesen, das immer offen und für Jeden, der es versteht, so überaus anziehend ist. Das tiefe Schweigen der schlummernden Natur wurde nur durch das Geräusch unterbrochen, welches die Spannketten an den Füßen der Pferde zeitweilig verursachten.
    Paganel überließ sich ganz seinen astronomischen Betrachtungen und war weit mehr mit den Angelegenheiten des Himmelsgewölbes, als mit denen der Erde beschäftigt. Da drang aus der Entfernung ein Ton in sein Ohr, der ihn

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