Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
und wies nach dem dunklen Pfad, in der Richtung, die Mulrady eingeschlagen hat.
    – In welcher Entfernung?
    – Der Wind trug den Ton hierher, antwortete John Mangles. Es mochten mindestens drei Meilen sein.
    – Vorwärts denn! sagte Glenarvan, und hing rasch den Carabiner über die Schulter.
    – Nein! Nicht vorwärts! entgegnete der Major. Das ist eine Falle, uns vom Wagen wegzulocken.
    – Und wenn Mulrady unter den Streichen dieser Elenden gefallen wäre! drängte Glenarvan, und ergriff Mac Nabb’s Hand.
    – Das werden wir morgen erfahren, entgegnete kalt der Major, fest entschlossen, Glenarvan von einer nutzlosen Unklugheit zurückzuhalten.
    – Sie können das Lager nicht verlassen, Mylord, sagte John, ich werde allein gehen.
    – Dies eben so wenig! versetzte energisch der Major. Wollen Sie denn, daß man uns einzeln abthut, wir unsere Kräfte schwächen und uns der Gnade dieser Bösewichte überliefern? Ist Mulrady ihnen zum Opfer gefallen, so ist das ein Unglück, dem wir nicht noch ein zweites hinzufügen dürfen. Mulrady ist, durch das Loos bestimmt, abgereist. Hätte das Loos mich an seine Stelle berufen, wäre ich wie er aufgebrochen, aber nie würde ich Hilfe verlangt oder nur erwartet haben.«
    Wenn der Major Glenarvan und John Mangles zurückhielt, so hatte er in jeder Hinsicht Recht. Es war sinnlos und nebenbei unnütz, zu versuchen, den Matrosen aufzufinden und durch diese dunkle Nacht angesichts der in den Holzungen versteckten Sträflinge zu streifen. Glenarvan’s kleine Truppe zählte nicht so viele Männer, daß man davon noch Einen hätte opfern können.
    Doch schien es, als ob sich Glenarvan diesen Vernunftgründen nicht fügen wolle. Seine Hand faßte krampfhaft den Carabiner. Er lief ab und zu rings um den Wagen, und lauschte beim geringsten Geräusch. Er suchte diese unselige Finsterniß mit den Blicken zu durchdringen.
    Der Gedanke, zu wissen, daß Einer von den Seinen, von tödtlichem Stoße getroffen, ohne Hilfe sei und vergeblich diejenigen rufe, für welche er sich geopfert, dieser Gedanke marterte ihn.
    Mac Nabbs wußte nicht, ob es ihm gelingen werde, ihn zurückzuhalten, oder ob Glenarvan sich, von seinem Herzen getrieben, den Streichen Ben Joyce’s entgegenwerfen werde.
    »Edward, sagte er zu ihm, beruhigen Sie sich. Hören Sie auf einen Freund. Denken Sie an Lady Helena, an Miß Grant, an alle die Anderen. Wohin übrigens wollen Sie sich wenden? Wo Mulrady wiederfinden? Etwa zwei Meilen von hier ist er angefallen worden! Auf welchem Wege? Welcher Pfad ist zu wählen? …«
    In diesem Augenblicke ließ sich, wie eine Antwort für den Major, ein Nothschrei hören.
    »Hören Sie!« sagte Glenarvan.
    Der Schrei ertönte von derselben Seite, wie vorher der Knall, kaum eine Viertelmeile entfernt.
    Glenarvan stieß den Major zurück und begab sich schon auf den Fußpfad, als etwa dreihundert Schritte vom Wagen die Worte: »Hierher! Hierher!« hörbar wurden.
    Die Stimme klang kläglich und verzweifelt. John Mangles und der Major stürzten in jener Richtung fort.
    Einige Augenblicke später erkannten sie am Saume des Waldes eine menschliche Gestalt, die sich unter qualvollem Seufzen mühsam fortschleppte.
    Mulrady war es, verwundet, fast sterbend, und als seine Genossen ihn aufnahmen, fühlten sie das Blut ihre Hände benetzen.
    Der Regen verdoppelte sich und der Wind wüthete in den Aesten der »
dead trees
«. Mitten durch diesen Sturm trugen Glenarvan, der Major und John Mangles den Körper Mulrady’s.
    Bei ihrer Ankunft erhoben sich Alle. Paganel, Robert, Wilson, Olbinett verließen den Wagen, und Lady Helena trat ihre Wagenabtheilung dem unglücklichen Mulrady ab. Der Major zog dem Matrosen die Weste aus, welche von Blut und Regen troff. Er legte die Wunde bloß. Ein Dolchstoß hatte die rechte Seite getroffen.
    Mac Nabbs verband geschickt die Wunde. Ob die Waffe lebenswichtige Organe getroffen hatte, konnte er nicht sagen. Hellrothes Blut drang stoßweise daraus hervor; die Blässe und Schwäche des Verwundeten bewiesen, daß er ernstlich getroffen war. Auf die Mündung der Wunde brachte der Major, nachdem er sie sorgfältig abgewaschen hatte, eine dicke Lage Schwamm, und dann Charpieballen, die er mit einer Binde befestigte. Es gelang ihm, die Blutung zu stillen. Mulrady wurde auf die der Wunde entgegengesetzte Seite gelegt, Kopf und Brust höher, und Lady Helena ließ ihn einige Schluck Wasser trinken.
    Nach einer Viertelstunde rührte sich der bis dahin bewegungslose

Weitere Kostenlose Bücher