Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Tom Austin, in See zu stechen und den Duncan nach …«
     
    Paganel vollendete das letzte Wort, als seine Augen zufällig auf die Nummer der »Australian-und New-Zealand-Zeitung« fielen, welche auf der Erde lag. Das zusammengefaltete Journal ließ nur die beiden letzten Silben seines Titels sehen. Der Bleistift Paganel’s blieb stehen, und Paganel schien Glenarvan und seinen Brief vollständig vergessen zu haben.
    »Nun, Paganel? sagte Glenarvan.
    – Ah, rief der Geograph aus.
    – Was haben Sie? fragte der Major.
    – Nichts, nichts!« antwortete Paganel. Dann wiederholte er leiser: »Aland! Aland! Aland!«
    Er war aufgestanden und hatte das Journal in die Hand genommen. Er schüttelte es, wobei er versuchte, die Worte zurückzuhalten, die seinen Lippen entschlüpfen wollten.
    Lady Helena, Mary, Robert, Glenarvan betrachteten ihn, ohne etwas von dieser unerklärlichen Bewegung zu verstehen.
    Paganel glich einem Menschen, der auf einmal irrsinnig geworden.
    Aber dieser Zustand nervöser Ueberreizung hielt nicht an. Er ward allmälig ruhig, und die Freude, welche aus seinen Augen strahlte, erlosch. Er setzte sich wieder und sagte in ruhigem Tone:
    »Wenn es Ihnen beliebt, Mylord, stehe ich zu Ihren Diensten.«
    Glenarvan dictirte das in folgenden Ausdrücken abgefaßte Schreiben:
     
    »Befehl an Tom Austin, unverzüglich in die See zu stechen und den Duncan unter 37° der Breite an die Westküste Australiens zu führen …
     
    – Australiens? sagte Paganel. Ja wohl! Australiens!«
    Als das Schreiben fertig war, reichte er es Glenarvan zur Unterschrift. Trotz der frischen Verwundung kam er damit zu Stande. Dann wurde es versiegelt und geschlossen: Paganel schrieb mit zitternder Hand die Aufschrift:
     
    »Tom Austin,
     
    Unterbefehlshaber der Yacht Duncan
     
    Melbourne.«
     
    Darauf verließ er den Wagen und rief wiederholt die unverständlichen Worte:
     
    »
Aland! Aland! Zealand!
«
Einundzwanzigstes Capitel.
Vier Tage der Angst.
    Der Rest des Tages verlief ohne weiteren Zufall. Man vollendete allseitig die Zurüstungen zu Mulrady’s Abreise. Der brave Matrose schätzte sich glücklich, Sr. Herrlichkeit diesen Beweis von Ergebenheit liefern zu können.
    Paganel hatte sein kaltes Blut und seine gewohnte Art und Weise wieder angenommen. Noch immer zeigte sein Blick zwar eine deutliche Befangenheit, aber er schien sie bestimmt geheim halten zu wollen. Sicher hatte er gute Gründe, also zu handeln, denn der Major hörte ihn immer, wie einen Menschen, der mit sich selbst kämpft, die Worte murmeln:
    »Nein! Nein! Sie würden mir keinen Glauben schenken. Und dann, was nützt es denn? Es ist ja zu spät!«
    Als er sich auf diese Weise entschieden hatte, bemühte er sich, Mulrady die nöthigen Anweisungen, wie er Melbourne erreichen könne, zu geben, und zeichnete ihm, die Karte vor den Augen, seinen Weg vor. Alle »
tracks
«, d.h. Fußwege der Prairie, liefen auf der Lucknower Straße zusammen. Diese Straße beschreibt, nachdem sie in südlicher Richtung gerade bis zur Küste geführt hat, einen kurzen Bogen in der Richtung nach Melbourne. Ihr hatte er immer zu folgen, und sollte nicht versuchen, einen kürzeren Weg quer durch unbekanntes Land zu nehmen. Die Sache war also ganz einfach, und Mulrady konnte sich nicht wohl verirren.
    Gefahren waren, wenn er nur einige Meilen über die Gegend hinaus war, in der Ben Joyce mit seiner Bande versteckt liegen mußte, nicht weiter zu fürchten. War diese Gegend einmal passirt, so entfernte sich Mulrady schnell von den Sträflingen und konnte seine wichtige Mission zu gutem Ende führen.
    Um sechs Uhr wurde die gemeinschaftliche Mahlzeit eingenommen. Ein strömender Regen stürzte herab. Da das Zelt keinen hinlänglichen Schutz bot, hatten Alle im Wagen Zuflucht gesucht, der übrigens eine sichere Unterkunft bot. Der thonige Boden hielt ihn fest, und er ruhte darauf, wie ein Fort auf seinen Grundmauern. Die Waffenvorräthe bestanden in sieben Carabinern und eben so viel Revolvern, und genügten auch gegenüber einer längeren Belagerung, da weder Schießbedarf noch Lebensmittel mangelten. Uebrigens mußte der Duncan noch vor Ablauf von sechs Tagen in der Twofold-Bai ankern. Vierundzwanzig Stunden später konnte die Mannschaft das andere Ufer des Snowy erreichen, und sollte der Uebergang nicht ausführbar sein, so mußten sich die Sträflinge dann doch vor den überlegenen Kräften zurückziehen. Vor Allem aber bedurfte es des glücklichen Gelingens von Mulrady’s

Weitere Kostenlose Bücher