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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gefahrvollem Unternehmen.
    Um acht Uhr wurde die Nacht sehr dunkel. Jetzt galt es, abzureisen. Das für Mulrady bestimmte Pferd wurde herangeführt. Seine Hufe, welche der Vorsicht halber noch mit Leinen umwickelt waren, machten auf dem Boden nicht das geringste Geräusch. Das Thier schien ermüdet, und doch hing von der Verläßlichkeit und Kraft seiner Füße das Wohlsein Aller ab.
    Der Major rieth Mulrady, es zu schonen, wenn er außer dem Bereiche der Angriffe der Sträflinge sein werde. Besser wäre ein halber Tag Verzögerung und ein sicheres Hinkommen.
    John Mangles übergab seinem Matrosen einen Revolver, den er möglichst sorgsam geladen hatte, – eine furchtbare Waffe in der Hand eines Mannes, welcher nicht zittert, denn sechs in wenigen Secunden abzugebende Schüsse durften wohl hinreichen, einen von Bösewichtern gesperrten Weg zu säubern.
    Mulrady saß auf.
    »Hier ist der Brief, den Du an Tom Austin überliefern wirst, sagte Glenarvan. Er solle keine Stunde verlieren! Er fahre nach der Twofold-Bai ab, und wenn er uns dort, im Fall wir den Snowy nicht passiren könnten, nicht antreffen sollte, so soll er uns unverzüglich entgegen kommen! Nun, mein wackerer Matrose, so geh’ und Gott geleite Dich!«
    Glenarvan, Lady Helena, Miß Grant, Alle drückten Mulrady die Hand. Diese Abreise bei schwarzer, regnerischer Nacht, auf einem Wege voll drohender Gefahren und durch eine ungeheure, unbekannte Wüstenei, hätte ein minder furchtloses Herz, als das des Matrosen, wohl befangen gemacht.
    »Adieu, Mylord«, sagte dieser mit ruhiger Stimme, und verschwand bald auf einem Fußwege, der sich am Waldsaum hinzog.
    In diesem Augenblicke verdoppelte der Sturm seine Wuth. Die hohen Eucalyptusäste klapperten mit mattem Tone im Dunklen. Man konnte das Niederfallen des trockenen Geästes auf den weichen Boden hören. Mehr als ein riesiger Baum, dem der Saft fehlte, aber der doch bis jetzt aufrecht gestanden hatte, stürzte unter den heftigen Windstößen. Durch das Krachen des Holzes heulte der Wind und mischte sein trauriges Seufzen mit dem dumpfen Grollen des Snowy. Dicke Wolken, die er nach Osten trieb, zogen wie zerrissene Dampfwolken über die Erde hin. Eine traurige Dunkelheit vermehrte noch die Schrecken dieser Nacht.
    Die Reisenden schmiegten sich nach Mulrady’s Abreise im Wagen zusammen. Lady Helena, Miß Grant, Glenarvan und Paganel nahmen die vordere Abtheilung desselben, welche vollkommen geschlossen war, ein; in der hinteren hatten Olbinett, Wilson und Robert ein nothdürftiges Lager gefunden. Der Major und John Mangles wachten draußen.
    Es war das ein Act nothwendiger Klugheit, denn ein Angriff seitens der Sträflinge war leicht und voraussichtlich möglich.
    Die beiden treuen Wächter hielten wacker aus und ertrugen philosophisch die Regen-und Windstöße, welche die Nacht ihnen in’s Gesicht schleuderte. Sie trachteten mit den Augen die Finsterniß zu durchdringen, welche einen Hinterhalt so sehr begünstigte, denn das Ohr vermochte bei diesem Höllenlärmen des Sturmes, des Windgeheuls, des Klapperns der Aeste, der fallenden Stämme und dem Tosen des fessellosen Wassers Nichts wahrzunehmen.
    Manchmal unterbrachen kurze Augenblicke der Ruhe die wüthenden Windstöße. Der Sturm schwieg gleichsam, um frisch Athem zu schöpfen. Der Snowy seufzte allein durch das unbewegliche Rohr und den schwarzen Vorhang von Gummibäumen. Das Schweigen erschien in diesen kurzen Pausen um so tiefer; dann horchten der Major und John Mangles mit doppelter Aufmerksamkeit.
    In einer dieser Unterbrechungen war es, daß ein kurzer scharfer Pfiff bis zu ihnen drang.
    Schnell kam John Mangles zum Major.
    »Hörten Sie das? fragte er ihn.
    – Ja, erwiderte Mac Nabbs. War das ein Thier oder ein Mensch?
    – Ein Mensch«, antwortete John Mangles.
     

    Transport des verwundeten Mulrady. (S. 483.)
     
    Dann horchten Beide. Plötzlich wiederholte sich das unerklärliche Pfeifen, und eine Art Knall antwortete darauf fast unhörbar, denn der Sturm wüthete schon wieder mit erneuter Wuth. Mac Nabbs und John Mangles konnten sich nicht verstehen. Sie stellten sich hinter den Wagen unter den Wind.
    Da öffneten sich die Ledervorhänge, und Glenarvan gesellte sich zu seinen beiden Begleitern. Er hatte, wie sie, das unheimliche Pfeifen gehört, und auch den Knall, der unter der Wagenplane ein Echo gefunden hatte.
     

    Mulrady von fünf Schurken überfallen. (S. 486.)
     
    »In welcher Richtung war es? fragte er.
    – Dort, sagte John

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