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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihn etwa eine Meile von der Stelle, wo er hatte übersetzen wollen, verschlagen hatte. Er erhob sich, folgte der Küste und fand bald den unglücklichen Witcombe, dessen Kopf und Rumpf halb im Schlamme staken. Dieser war todt. Louper höhlte mit den Händen ein Grab im Ufersande aus und beerdigte seinen Gefährten. Zwei Tage nachher wurde er, halb todt vor Hunger, von einigen gastfreundlichen Maoris – denn es giebt auch Solche – aufgenommen, und am 4. Mai erreichte er den Brunner-See und das Lager Charlton Howitt’s, der sechs Wochen später, ähnlich wie Witcombe, den Tod finden sollte.
    – Ja, sagte John Mangles, es scheint, als ob solche Katastrophen unter einander verkettet wären, daß ein Schicksalsband Reisende unter einander verbindet, und daß sie Alle untergehen, wenn dieses Band zerreißt.
    – Sie haben Recht, Freund John, entgegnete Paganel, auch ich habe nicht selten diese Beobachtung gemacht. Nach welchem Gesetze der Solidarität Howitt fast unter denselben Verhältnissen unterging, kann man freilich nicht sagen. Charlton Howitt war von Wyde, dem Chef der Arbeiten des Gouvernements, beauftragt worden, einen für Pferde gangbaren Weg von den Ebenen des Hurunui bis zur Mündung des Taramakan ausfindig zu machen. Von fünf Mann begleitet, reiste er am 1. Januar 1863 ab. Mit einsichtsvollem Eifer unterzog er sich seiner Aufgabe, und so wurde bald ein vierzig Meilen langer Weg bis an eine zunächst unüberschreitbare Stelle am Taramakan hergerichtet. Howitt kehrte nach Christchurch zurück, wünschte aber trotz des herannahenden Winters seine Arbeiten fortzusetzen. Wyde stimmte dem zu. Howitt kehrte behufs der Verproviantirung seines Lagers zurück, in der Absicht, die ungünstige Jahreszeit dort zuzubringen. Um eben diese Zeit nahm er Jacob Louper wieder auf. Am 27. Juni verließ Howitt mit zweien seiner Leute, Robert Little und Henry Mullis, das Lager. Sie wollten über den Brunner-See setzen und wurden seitdem nicht wieder gesehen; nur ihr zerbrechliches und wenig über das Wasser reichendes Canot fand sich später umgestürzt am Seeufer. Neun Wochen lang suchte man vergeblich; offenbar waren die Unglücklichen, welche nicht schwimmen konnten, im See ertrunken.
    – Warum könnten sie sich aber nicht heil und gesund bei irgend einem seeländischen Stamme befinden? warf Lady Helena ein. Mindestens darf man an ihrem Tode einigen Zweifel hegen.
    – O nein, Madame, erwiderte Paganel, denn sie sind im August 1864, also über ein Jahr nach der Katastrophe, auch noch nicht wieder aufgetaucht, und wer ein Jahr lang, ohne zum Vorschein zu kommen, in diesem Neu-Seeland ist, murmelte er heimlich weiter, der ist unwiderruflich verloren!«
Neuntes Capitel.
Dreißig Meilen nördlich.
    Am 7. Februar, Morgens um sechs Uhr, gab Glenarvan das Zeichen zur Abreise. Während der Nacht hatte der Regen aufgehört. Das von kleinen graulichen Wolken halbbedeckte Himmelsgewölbe hielt die Sonnenstrahlen drei Meilen über dem Erdboden zurück. Die mäßige Temperatur gestattete es, sich den Beschwerden einer Reise am Tage auszusetzen.
    Nach der Karte hatte Paganel die Entfernung von Cahua nach Auckland auf achtzig Meilen bestimmt, welche also, bei zehn Meilen täglich, eine Reise von acht Tagen beanspruchte. Anstatt indeß dem buchtenreichen Meeresufer zu folgen, schien es ihm vortheilhafter, den dreißig Meilen entfernten Zusammenfluß des Waikato und des Waipa, nahe dem Dorfe Ngarnavahia, zu erreichen. Dort findet sich die »
Overland mail track
«, eine für Wagen passirbare Straße, um sie nicht einen Fußpfad zu nennen, welche einen großen Theil der Insel von Napier an der Hawkes-Bai bis nach Auckland durchschneidet. Von dort müßte man leicht nach Drury gelangen, wo man in einem ausgezeichneten, von dem Naturforscher Hochstetter ganz besonders empfohlenen Hôtel ausruhen konnte.
    Die Reisenden, deren Jeder seinen Bedarf an Lebensmitteln trug, umzogen also die Ufer der Aotea-Bai. Aus Klugheit entfernten sie sich nicht von einander, und aus Instinct überwachten sie mit geladenen Carabinern die welligen Ebenen nach Osten. Paganel fand, mit seiner ausgezeichneten Karte in der Hand, eine wahrhafte Künstlerfreude darin, die Genauigkeit ihrer geringsten Details zu bestätigen.
    Einen Theil des Tages über durchzog die kleine Gesellschaft Strecken von Sand, der aus den Trümmern zweischaliger Muscheln, weißem Fischbein und aus einer Mengung von Eisenoxyd und Oxydul zusammengesetzt war. Ein dem Erdboden genäherter Magnet

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