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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Winters so fett, daß er dadurch erkrankt. Er kann dann nicht mehr fliegen und zerhackt die Brust mit seinem Schnabel, um sich von dem Fette zu befreien und zu erleichtern. Erscheint das nicht eigenthümlich, Mac Nabbs?
    – So eigenthümlich, erwiderte der Major, daß ich nicht ein Wort davon glaube.«
    Zu seinem großen Bedauern konnte sich Paganel keines einzigen Exemplars dieser Vögel bemächtigen, um dem Major die blutigen Stellen ihrer Brust zu zeigen.
    Aber er war glücklicher mit einem eigenthümlichen Thiere, welches, um den Verfolgungen von Menschen, Hunden und Katzen zu entgehen, sich in unbewohnte Gegenden geflüchtet hat, und in kurzer Zeit aus der neu-seeländischen Thierwelt verschwinden wird. Robert, der beständig wie ein Wiesel umhersuchte, entdeckte in einem aus verschlungenen Wurzeln bereiteten Neste ein Paar Hühner ohne Flügel und ohne Schwanz, mit vier Zehen an den Füßen, einem langen Schnepfenschnabel und weißem Gefieder am ganzen Körper. Eigenthümliche Thiere, welche den Uebergang der Eierleger zu den Säugethieren anzudeuten schienen.
    Es war der seeländische »Kiwi«, der »
Apterix australis
« der Naturforscher, welcher sich von Larven, Insecten, Würmern und Sämereien gleich gern ernährt. Dieser Vogel bildet eine Specialität des Landes. Nur mit Mühe hat man ihn in die zoologischen Gärten von Europa einführen können. Seine halb angedeuteten Formen, seine komischen Bewegungen, haben stets die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich gezogen und während der großen Entdeckungsreise Dumont d’Urville’s war derselbe von der Akademie der Wissenschaften besonders beauftragt, ein Exemplar dieser seltenen Vögel mitzubringen. Aber ungeachtet der Belohnungen, welche den Eingeborenen versprochen wurden, konnte er sich keinen lebenden »Kiwi« verschaffen.
    Paganel, ganz glücklich über den unerwarteten Fund, band die beiden Hühner zusammen, und nahm sie stolz als Beute in der Absicht mit, dem botanischen Garten in Paris damit ein Geschenk zu machen.
    »Geschenk von M. Jacques Paganel« – diese verführerische Ueberschrift las er schon auf dem prächtigsten Käsige des Gartens, der muthige Geograph.
    Indeß stieg die kleine Gesellschaft mühelos an den Ufern des Waipa hin bergab. Die Gegend war öde, keine Spur von Eingeborenen, kein Pfad, der die Gegenwart eines Menschen in diesen Ebenen verrathen hätte. Der Fluß glitt zwischen hohem Strauchwerk dahin, seine Wellen traten auch hier und dort über die flachen Ufer. – An solchen Stellen konnte man weithin bis zu den kleinen Bergen sehen, die das Thal im Osten abschlossen.
    Mit ihren eigenthümlichen Formen, ihrem Profil, das tief in täuschenden Nebeln verhüllt war, glichen sie gigantischen Thieren aus der vorsündfluthlichen Zeit. Man hätte sie eine Masse mächtiger Cetaceer nennen können, die ganz plötzlich versteinert waren. Ein vorwiegend vulkanischer Charakter war diesen aufeinander gethürmten Massen eigen. Neu-Seeland ist in der That nichts Anderes, als das frische Werk der unterirdisch schaffenden Natur.
    Immer mehr und mehr davon taucht aus den Fluthen auf; gewisse Punkte hatten sich seit zwanzig Jahren fast um sechs Lachter erhöht. Das Feuer strömt immer noch durch seine Eingeweide, die es in krampfhafte Zuckungen versetzt, und bricht an vielen Stellen aus Erdspalten und den Kratern der Vulkane hervor.
    Um vier Uhr Nachmittags hatte man neun Meilen in fröhlicher Stimmung zurückgelegt. Nach der Karte, welche Paganel beständig als Führer diente, sollte sich der Zusammenfluß des Waipa und Waikato in einer Entfernung von etwa fünf Meilen befinden. Dort verlief die Straße nach Auckland, dort sollte während der Nacht Rast gehalten werden. Zwei oder drei Tage waren dann genügend, die fünfzig Meilen bis zur Hauptstadt zurückzulegen, und acht Stunden höchstens, wenn Glenarvan dem Postwagen begegnete, welcher zwei Mal im Monate die Tour zwischen Auckland und der Hawkes-Bucht macht.
    »Also, sagte Glenarvan, die nächste Nacht werden wir schon noch unter freiem Himmel zubringen müssen.
    – Ja, erwiderte Paganel, aber ich hoffe, es wird die letzte sein.
    – Um so besser, denn für Lady Helena und Miß Grant ist das eine harte Prüfung.
    – O, sie bestehen dieselbe, ohne sich zu beklagen, fügte John Mangles hinzu. Aber, wenn ich mich nicht täusche, Herr Paganel, sprachen Sie von einem Dorfe, das am Zusammenflusse der beiden Ströme liegen sollte.
    – Ja, entgegnete der Geograph, hier auf Johnson’s Karte

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