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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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emporstarren und als Vulkane der Zukunft anzusehen sind. Die geringste mechanische Einwirkung konnte in diesen von kieseligem, hellfarbigem Tuff aufgebauten Wänden die Bildung eines Kraters veranlassen.
     

    Der Steward sank in die Knie. (S. 644.)
     
    »Wirklich sind wir aber, sagte Paganel, hier nicht mehr in Gefahr, als neben dem Dampfkessel des Duncan. Diese Erdkruste ist schon ein solides Kesselblech.
    – Zugegeben, meinte der Major, aber der beste Kessel springt einmal, wenn er zu lange Dienst thut.
    – Mac Nabbs, sagte Paganel, mich gelüstet auch gar nicht, auf dieser Spitze zu bleiben. Zeige mir der Himmel einen Ausweg, und ich mache mich jeden Augenblick davon.
    – Ei, warum kann uns nur der Maunganamu, fiel John Mangles ein, nicht gleich selbst weiter befördern, da eine so ungeheure mechanische Kraft in ihm aufgespeichert ist. Unter uns schlummert, nutzlos und verloren, wahrscheinlich die Kraft von Millionen Pferden. Mit dem tausendsten Theile derselben trüge uns der Duncan an’s Ende der Welt!«
    Diese Erwähnung des Duncan regte in Glenarvan’s Herzen eine Reihe der trübsten Gedanken auf. Denn so verzweifelt seine eigene Lage auch sein mochte, nicht selten vergaß er sie doch, wenn er sich des Schicksals seiner Mannschaft erinnerte. Er dachte noch daran, als er seine unglücklichen Begleiter auf dem Gipfel des Maunganamu wiederfand.
    Sobald Lady Helena ihn sah, eilte sie ihm entgegen.
    »Nun, lieber Edward, sagte sie, Ihr habt Euch über unsere Lage unterrichtet. Dürfen wir hoffen oder müssen wir fürchten?
    – Hoffen, meine liebe Helena, erwiderte Glenarvan. Die Grenze dieses Berges werden die Eingeborenen nie überschreiten, und werden wir zunächst Zeit haben, einen Plan zur Flucht zu überlegen.
    – Uebrigens, Madame, sagte John Mangles, befiehlt uns Gott selbst, die Hoffnung nicht sinken zu lassen.«
    Er überreichte Lady Helena dabei das Bibelblatt, auf welchem jener Vers stand. Die offene Seele und das für alle Offenbarungen des Himmels empfängliche Herz der jungen Frau und des jungen Mädchens sahen in diesen Worten der Heiligen Schrift die untrügliche Prophezeihung ihrer Rettung.
    »Und nun zum Oudoupa! rief Paganel. Das ist unsere Festung, unser Schloß, unser Speisesaal, unser Arbeitszimmer. Niemand wird uns belästigen. Die Damen werden mir erlauben, ihnen in dieser reizenden Wohnung die Honneurs zu machen.«
    Alle folgten dem freundlichen Paganel. Als die Wilden bemerkten, wie die Flüchtlinge auf’s Neue die geheiligte Grabstätte entweihten, schrieen und schossen sie im wilden Höllenlärmen durch einander. Glücklicherweise reichten die Kugeln nicht so weit wie das Geschrei, und fielen auf halbem Wege nieder, während jenes im unendlichen Raume verhallte.
    Lady Helena, Mary Grant und die Herren betraten, mit der Ueberzeugung, daß der Aberglaube der Maoris selbst ihre Wuth überwiege, die Grabstätte.
    Um das Oudoupa des seeländischen Häuptlings zog sich eine Palissadenwand von roth gestrichenen Pfählen. Symbolische Figuren, eine wahre Tättowirung in Holz, erzählten von dem Adel und den Heldenthaten des Verblichenen. Rosenkränze von Amuletten, Muschelarbeiten und geschnittene Steine zogen sich von einem Pfahle zum andern. Im Innern war der Erdboden mit einem Teppich aus grünem Laubwerk bedeckt und im Mittelpunkte verrieth eine Erhöhung das frische Grab.
    Da lagen die Waffen des Häuptlings, die geladenen und schußfertigen Gewehre, seine Lanze, seine prächtige Axt aus grünem Nephrit, nebst einem für die Jagden in der Ewigkeit ausreichenden Vorrath an Pulver und Kugeln.
    »Da ist ja ein ganzes Arsenal, sagte Paganel, das wir besser benutzen werden, als der Todte. Ein hübscher Gedanke, daß diese Wilden ihre Waffen in die andere Welt mitnehmen wollen.
    – Ei, das ist ja englisches Fabrikat! sagte der Major.
    – Gewiß, bestätigte Glenarvan, und es ist eine sehr thörichte Sitte, den Wilden Feuerwaffen zum Geschenk zu machen. Sie bedienen sich ihrer dann gegen die Eindringlinge, und das mit Recht. Jedenfalls werden diese Gewehre uns von Nutzen sein.
    – Noch mehr aber, fügte Paganel hinzu, die für Kara-Tété bestimmten Speisen und Getränke.«
    Wirklich hatten die Verwandten und Freunde des Todten ihre Sache gut gemacht. An der Verproviantirung konnte man ihre Werthschätzung der Tugenden des Häuptlings abmessen. Nahrungsmittel waren vorhanden, welche für zehn Personen auf vierzehn Tage ausreichten, oder vielmehr für den Todten auf Ewigkeit. Sie

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