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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bestanden aus eßbaren Farrn, süßen Pataten, dem »
Convolvulus batatus
« der Eingeborenen, und aus Kartoffeln, welche von Europäern schon seit langer Zeit hierher eingeführt sind. Große Krüge enthielten frisches Wasser, das immer zur seeländischen Mahlzeit gehört, und ein Dutzend zierlich geflochtener Körbe kleine Kuchen aus völlig unbekanntem grünlichen Gummi.
    Gegen Hunger und Durst waren die Flüchtlinge demnach für einige Tage gesichert und ließen sich auch nicht lange bitten, ihre erste Mahlzeit auf Unkosten des Häuptlings einzunehmen.
    Glenarvan schaffte die für die ganze Gesellschaft nöthigen Speisen herbei, die er der Obhut Olbinett’s übergab. Der Steward, der selbst unter den schwierigsten Verhältnissen an Förmlichkeiten hing, fand die Mahlzeit etwas mager. Auch wußte er die Wurzeln nicht zuzubereiten, wobei ihm ohnedem das Feuer fehlte.
    Paganel kam ihm mit dem Rathe zu Hilfe, die Farrn und süßen Pataten einfach in den Boden zu graben.
    Die Temperatur der oberen Erdlagen war nämlich eine sehr hohe, und ein Thermometer würde sicher sechzig bis fünfundsechzig Grad gezeigt haben. Olbinett hätte sich sogar fast selbst ernstlich verbrannt, denn als er ein Loch aushöhlte, um die Wurzeln hineinzulegen, sprang eine Dampfsäule einige Fuß hoch daraus hervor. Erschreckt fiel der Steward rückwärts nieder.
    »Den Hahn zumachen!« rief der Major, welcher mit den beiden Matrosen hinzusprang und das Loch mit Bimssteinstücken ausfüllte, während Paganel, der die Erscheinung aufmerksam beobachtete, die Worte murmelte:
    »Sieh da! Ah, schön! – Warum denn nicht?
    – Sind Sie verwundet, fragte Mac Nabbs Olbinett.
    – Nein, Herr Mac Nabbs, antwortete der Steward, ich versah mich nur nicht …
    – So vieler Wohlthaten des Himmels! fiel Paganel in Entzückung ein. Nach dem Wasser und den Lebensmitteln Kara-Tété’s schenkt uns die Erde auch das Feuer! Dieser Berg ist ja ein wahres Paradies! Ich schlage vor, darauf eine Niederlassung zu gründen, ihn urbar zu machen und uns für den Rest unserer Tage hier einzurichten. Dann sind wir die Robinsons des Maunganamu. Ich finde wahrlich Nichts, was uns auf diesem wohlversorgten Gipfel fehlte.
    – Nichts, wenn er nur haltbar ist, sagte John Mangles.
    – Nun, er ist nicht von gestern, sagte Paganel. Schon lange widersteht er dem Feuer seines Innern, und wird auch bis zu unserm Abgange aushalten.
    – Das Frühstück ist aufgetragen«, meldete Olbinett ebenso gravitätisch, als ob er im Schlosse Malcolm seinen Dienst versähe.
    Sofort begannen die Flüchtlinge, an der Palissade sitzend, eine jener Mahlzeiten, welche ihnen die Vorsehung seit einiger Zeit so pünktlich bei den schwersten Lagen zusandte.
    Niemand war wählerisch bezüglich der Nahrungsmittel, doch waren die Ansichten über den Wohlgeschmack des eßbaren Farrnkrautes getheilt. Die Einen fanden es von süßem, angenehmem, die Anderen von schleimigschalem, gerbstoffigem Geschmacke. Die süßen Pataten, welche in dem heißen Erdboden gekocht waren, fand man ausgezeichnet. Der Geograph bemerkte, daß Kara-Tété nicht zu beklagen sei.
    Sobald der Hunger gestillt war, schlug Glenarvan vor, über einen Plan zur Flucht zu verhandeln.
    »Jetzt schon! sagte Paganel fast jammernd. Wollen Sie denn diesen köstlichen Ort schon verlassen?
    – Aber Herr Paganel, bemerkte Lady Helena, zugegeben, daß wir uns hier wie in Capua befinden, so dürfen wir deshalb doch Hannibal nicht nachahmen.
    – Ich werde mir nie erlauben, Madame, Ihnen zu widersprechen, antwortete Paganel, und da Sie verhandeln wollen, gut, so verhandeln wir.
    – Zunächst ist meine Meinung, begann Glenarvan, daß wir eine Flucht schon eher versuchen, ehe uns der Hunger dazu zwingt. Kräfte fehlen uns jetzt nicht, und davon müssen wir Nutzen ziehen. Kommende Nacht suchen wir die östlicheren Thäler zu erreichen, indem wir unter dem Schutze der Finsterniß den Kreis der Eingeborenen überschreiten.
    – Sehr wohl, sagte Paganel, wenn die Maoris uns ziehen lassen.
    – Und wenn sie es zu hindern suchen? fragte John Mangles.
    – Dann werden wir die großartigen Hilfsmittel anwenden, erwiderte Paganel.
    – Sie haben noch großartige Hilfsmittel? forschte der Major.
    – So viel, daß sie gar nicht alle benutzt werden«, entgegnete Paganel, ohne weitere Erläuterungen zu geben.
    Es mußte also die Nacht abgewartet werden, um den Versuch zu machen, die Linie der Eingeborenen zu überschreiten.
    Diese hatten ihren Platz nicht

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