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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Aber da Kai-Koumou verjagt war, hielt man sich für gerettet vor allen Wilden Neu-Seelands.
    Der Major verbarg seinerseits nicht die tiefe Verachtung, welche ihm diese Maoris einflößten; es fehlte ihm nicht an treffenden Bezeichnungen, und Paganel wetteiferte darin mit ihm.
    Ein ganzer Tag lag indeß bis zu ihrem vollständigen Abzuge noch vor ihnen, man benützte die Zeit, einen Fluchtplan zu entwerfen. Paganel hatte seine Karte von Neu-Seeland auf das Sorgfältigste aufbewahrt, und konnte auf ihr die sichersten Wege finden.
    Nach reiflicher Erwägung beschlossen die Flüchtlinge, sich nach Osten, nach der Plenty-Bucht, zu wenden. Man zog zwar durch unbekannte Gegenden, aber wahrscheinlich waren diese verlassen. Die Reisenden, bereits daran gewöhnt, natürliche Schwierigkeiten zu überwinden und physische Hindernisse zu beseitigen, fürchteten allein die Begegnung mit den Maoris. Diese mußte um jeden Preis vermieden und die östliche Küste der Insel erreicht werden, wo die Missionäre einige Stationen gegründet hatten. Die Entfernung zwischen dem Taupo-See und der Plenty-Bucht konnte man auf hundert Meilen schätzen. Das waren zehn Marschtage, wenn man zehn Meilen täglich zurücklegte, was zwar nicht ohne Anstrengungen geschehen konnte; aber Keiner dieser muthigen Gesellschaft zählte seine Schritte. Waren die Missionen einmal erreicht, so konnten die Reisenden sich erholen und eine günstige Gelegenheit abwarten, um Auckland zu erreichen, denn diese Stadt war ihr Hauptziel.
    Nachdem diese verschiedenen Punkte erörtert waren, fuhr man fort, die Eingeborenen bis zum Abend zu überwachen. Es blieb auch nicht ein Einziger mehr am Fuße des Berges, und als die Dunkelheit über die Thäler des Taupo hereinbrach, zeigte kein Feuer die Gegenwart der Maoris am Fuße des Bergkegels mehr an. Der Weg war frei.
    Um neun Uhr, als es bereits vollständig Nacht war, gab Glenarvan das Zeichen zum Aufbruch. Seine Gefährten und er, auf Kosten Kara-Tété’s bewaffnet und ausgerüstet, begannen nun vorsichtig die Abhänge des Maunganamu hinabzusteigen. John Mangles und Wilson befanden sich an der Spitze, sie suchten Gehör und Gesicht zu verdoppeln. Bei dem geringsten Geräusch machten sie Halt und bemühten sich die Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen. Ein Jeder schmiegte sich gleichsam dicht an den Abhang des Berges an, um seine Gestalt möglichst verschwinden zu lassen.
    Zweihundert Fuß unterhalb des Gipfels erreichte John Mangles und sein Matrose die gefährliche Felsenkante, welche von den Eingeborenen so hartnäckig vertheidigt worden war. Wenn die Maoris unglücklicherweise nur einen scheinbaren Rückzug angetreten hatten, um die Gefangenen listig hervorzulocken, oder wenn sie sich durch die vulkanische Eruption nicht hatten täuschen lassen, so mußte hier ihre Gegenwart entdeckt werden. Glenarvan konnte trotz seines ganzen Vertrauens, trotz der Scherze Paganel’s nicht umhin, zu erbeben. Das Heil der Seinigen stand während dieser zehn Minuten, in denen man den Kamm des Berges zu überschreiten hatte, auf dem Spiele.
    Er hörte das Herz Lady Helena’s, die sich krampfhaft an seinen Arm klammerte, pochen.
    Uebrigens dachte er ebenso wenig wie John an einen Rückzug. Der junge Kapitän kletterte, gefolgt von Allen, unter dem Schutze der finstern Nacht auf die steilansteigende Kante, indem er anhielt, sobald nur ein Steinchen bis hinab auf das Plateau rollte. Wenn die Wilden noch im Hinterhalte lagen, mußte dieses ungewöhnliche Geräusch auf beiden Seiten einen furchtbaren Kampf veranlassen.
    Indeß bei der gebückten Haltung und schleichenden Bewegung kamen die Flüchtlinge auf dem Abhange nicht schnell vorwärts. Als John Mangles den niedrigsten Punkt erreicht hatte, trennten ihn kaum fünfundzwanzig Fuß von dem Plateau, auf dem am Abend vorher die Wilden lagerten.
    Die von da ab schroff aufsteigende Spitze war ganz oben eine Viertelmeile weit mit Buschwerk bedeckt. Dieser untere Theil wurde jedoch ohne Unfall zurückgelegt, die Reisenden stiegen schweigend bergan. Die Baumgruppe war unsichtbar, aber man kannte ihr Vorhandensein, und vorausgesetzt, daß ein Hinterhalt nicht vorbereitet war, hielt Glenarvan den Ort für sicher. Er wußte allerdings, daß er von diesem Augenblick an durch den Tabou nicht mehr geschützt war. Nach der Beschaffenheit des Terrains waren nicht nur die Flintenschüsse der Eingeborenen, sondern auch ein Handgemenge zu fürchten.
    Während zehn Minuten kam die kleine

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