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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schiffbruches.
    – Dafür sehe ich keinen Beweis, entgegnete Paganel lebhaft, und ich sehe nicht ab, weshalb die Schiffbrüchigen, nachdem sie von den Indianern in’s Innere des Landes geschleppt worden, nicht sollten getrachtet haben, vermittelst dieser Flasche den Ort ihrer Gefangenschaft kund zu geben.
    – Ganz einfach, lieber Paganel, weil, um eine Flasche in’s Meer zu werfen, das Meer zur Stelle sein muß.
    – Oder in dessen Ermangelung, erwiderte Paganel, Flüsse, welche in dasselbe abfließen!«
    Staunendes Schweigen folgte auf diese unerwartete Antwort, die übrigens zulässig war. Paganel begriff aus dem Glanz, der aus Aller Augen strahlte, daß sich eine neue Hoffnung daran knüpfte. Lady Helena ergriff zuerst das Wort:
    »Was für eine Idee! rief sie aus.
    – Und was für eine gute, fügte naiv der Geograph hinzu.
    – Und dann, was rathen Sie? … fragte Glenarvan.
    – Mein Rath geht dahin, man soll den siebenunddreißigsten Parallelkreis von da an, wo er die amerikanische Küste berührt, bis zum Atlantischen Meer verfolgen, ohne nur um einen halben Grad von demselben sich zu entfernen. Vielleicht finden wir auf dieser Linie eine Spur der Schiffbrüchigen.
    – Schwache Aussicht! versetzte der Major.
    – So schwach sie auch sein mag, fuhr Paganel fort, wir dürfen sie nicht unberücksichtigt lassen. Ein Blick auf die Karte kann uns zeigen, daß es da nicht an Strömen und Flüssen fehlt, welche die Flasche in’s Meer führen konnten. Und schmachten da unsere Freunde irgendwo in Gefangenschaft und hoffen auf Befreiung daraus, dürfen wir diese Hoffnung täuschen? Stimmen Sie nicht Alle mir bei, daß wir dafür Alles aufbieten müssen?«
    Diese mit edler Begeisterung gesprochenen Worte verfehlten nicht, eine tiefe Rührung hervorzurufen. Alle standen auf und drückten ihm die Hand.
    »Ja! Mein Vater ist da! rief Robert Grant, und seine Augen wollten die Karte verschlingen.
    – Und wo er auch sein mag, fuhr Glenarvan fort, wir werden ihn aufzufinden wissen, lieber Junge! Wir wollen unverzüglich den von unserem Freunde Paganel vorgeschlagenen Weg einschlagen.
    – Sehr wohl! sagte John Mangles, und dieser Querzug durch’s amerikanische Festland wird keine Schwierigkeiten haben.
    – Weder Schwierigkeiten noch Gefahren, versicherte Paganel. Schon Viele vor uns haben mit Glück diesen Ausflug gemacht. Uebrigens ist das Klima, unter gleichem Breitegrad, wie Spanien und Griechenland auf der anderen Halbkugel, vortrefflich.
    – Herr Paganel, fragte darauf Lady Helena, Sie denken also, daß, wenn die Schiffbrüchigen in die Hände der Indianer gefallen sind, man ihres Lebens geschont hat?
    – Ob ich das denke, Madame! Die Indianer sind durchaus keine Menschenfresser! Einer meiner Landsleute, Guinnard, ist drei Jahre lang bei den Indianern der Pampas in Gefangenschaft gewesen. Er hatte zu leiden, wurde sehr mißhandelt, hat aber endlich die Prüfung überwunden. Ein Europäer ist in jenen Gegenden ein nützliches Geschöpf; das wissen die Indianer zu schätzen, und sind für ihn besorgt, wie für ein werthvolles Hausthier.
    – Nun, so ist nicht mehr zu zaudern, sagte Glenarvan, wir müssen unverzüglich abreisen. Welchen Weg sollen wir einschlagen?
    – Einen leichten und angenehmen, erwiderte Paganel. Im Anfang etwas Gebirge, nachher ein sanfter Gebirgsabfall auf der Ostseite der Anden, und endlich eine Ebene mit Wiesen-und Sandflächen, ein wahrer Garten.
    – Sehen wir auf die Karte, sagte der Major.
    – Hier, mein lieber Mac Nabbs. Wir finden das Ende des siebenunddreißigsten Breitegrades an der Küste von Chili zwischen der Spitze Rumena und der Bai Carnero. Wir gehen an der Hauptstadt von Araucanien durch den Paß Antuco, indem wir den Vulkan südlich lassen, über die Cordilleren; darauf kommen wir sanft abwärts über die weithin abfallenden Gebirgsabhänge, setzen über den Neuquem, den Colorado, und gelangen in die Pampas, zu dem Fluß Guamini, zur Sierra Tapalquen. Da sind schon die Grenzen des Gebietes von Buenos-Ayres. Wir betreten dieses, besteigen die Sierra Tandil und setzen unsere Nachforschungen fort bis zur Spitze Medano am atlantischen Gestade. Also, meine Freunde, es ist ein schnurgerader Weg. Wir legen ihn binnen dreißig Tagen zurück und kommen noch vor dem Duncan auf der Ostküste an, mindestens wenn ungünstiger Wind seine Fahrt aufhält.
    – Also soll der Duncan, sagte John Mangles, zwischen Cap Corrientes und dem Cap Sanct-Antonio kreuzen?
    – Richtig!
    – Und aus

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